Journal Donnerstag, 30. Januar 2025 – Der mit wunderschönen Ohrringen endete
Auch dieser Januar scheint zwei Monate und Jahreszeiten lang zu sein, er nimmt schier kein Ende. Deshalb war ja mein Plan gewesen, diese letzte Januarwoche Urlaub zu nehmen: Ich hoffte, den gefühlten Doppelmonat mit Gewalt zu kürzen. Doch Mitte Dezember wurde eine große interne Berufsveranstaltung am 31. Januar angesetzt, für deren Organisation ich zuständig bin […]
Auch dieser Januar scheint zwei Monate und Jahreszeiten lang zu sein, er nimmt schier kein Ende. Deshalb war ja mein Plan gewesen, diese letzte Januarwoche Urlaub zu nehmen: Ich hoffte, den gefühlten Doppelmonat mit Gewalt zu kürzen. Doch Mitte Dezember wurde eine große interne Berufsveranstaltung am 31. Januar angesetzt, für deren Organisation ich zuständig bin – ich musste das Experiment um ein Jahr verschieben.
Gestern stand ich mit überdurchschnittlich starken Kreuz- und Hüftschmerzen rechts auf, hatte mich wohl nachts verlegen.
Ein schöner, strahlender Morgen, ich genoss den Weg in die Arbeit.
Mitten auf der Theresienwiese Richtung Osten geblickt.
Im Büro war schnell klar, dass die Untenrum-Schmerzen diesen zu einem Auf- und Nieder-Tag machen würden: Häufiger Wechsel zwischen Schreibtisch-Arbeit im Sitzen und Stehen, immer in der Hoffnung auf Schmerzmilderung durch Wechsel.
Vielfältig konzentrierter Vormittag, doch bevor der Himmel zuzog, kam ich nochmal raus in die Sonne: Mittagscappuccino, berufliche Besorgungen.
Schlimme Krankheitsinfos über eine einst sehr vertraute Kollegin lenkten mich fast von der Sorge um einen jahrzehntelangen Kontakt aus dem Internet ab. Und dann erreichte mich eine weitere besorgniserregende Krankheitsmeldung – was ist mit den Leuten?! (Ist eine völlige unangemessene Reaktion, ich weiß.)
Zu Mittag hatte ich so richtig Hunger, es gab einen Apfel sowie Granatapfelkerne mit Joghurt: Im Süpermarket hatte ich einen Becher von einem bislang unbekannten Hersteller mitgenommen, der Joghurt, 3,5% Fett, erwies sich als ungewöhnlich fest – im Sinne von Wasser-arm: Mochte ich sehr, werde ich gezielt wieder kaufen. Außerdem ein Resterl Leinsamenschrot.
Der Arbeitstag wurde länger als geplant, und das, wo der eigentliche Großkampftag der Freitag sein würde. Mit hängenden Flügeln machte ich mich auf den Heimweg, wälzte Sorgen und die lieben Kranken. Und gab genau deshalb dem Impuls nach, die seit drei Monaten im Schaufenster der Goldschmiede Silberfisch angehimmelten Ohrringe nicht mehr weiter nur anzuhimmeln, sondern anzuprobieren. Mit dem erwarteten Ergebnis, dass sie am Ohr genauso schön aussahen. Also kaufte ich sie.
Zwei Prasiolithe und Gelbgold.
Und wenn Ihre Reaktion ist: Pft, ist halt ein aufgehängter zugekaufter Stein – dann gucken Sie nicht so viel und seit so vielen Jahren in Goldschmiede-Schaufenster wie ich und müssen sich darauf hinweisen lassen, dass das so ziemlich die schönste und eleganteste schlichte Aufhängung einer Pampel ist, die ich je gesehen habe. Und dass diese Pampeln exquisit geschliffen sind. Die Goldschmiedin: Irina Grünberger. (Die gerade nicht im Laden war, Silberfisch ist ein Kollektiv, eine Kollegin schlug Material und Preis nach.)
Nach Lebensmitteleinkäufen kam ich so spät daheim an, dass mir nach Häuslichkeiten die Lust auf Yoga-Gymnastik fehlte (außerdem hatte ich gespickt, dass nur geschnauft und gedehnt wurde). Ums Abendessen kümmerte ich mich, der gestern geholte Ernteanteil hatte Feldsalat enthalten.
Dazu Crowdfarming-Avocados und ein – wachsweich geplantes, aber geplatztes – Ei. Außerdem Käse. Und dann noch Schokolade.
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Für den Freundeskreis CO2-Vermeidung durch Bahnfahren: Eine Frau reiste von Cornwall (Großbritannien) nach Manchester (Großbritannien) per Flugzeug über Málaga (Spanien) – weil das immer noch billiger war als mit dem Zug und direkt:
“Woman travels to Manchester via Spain to save cash”.
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“Ich vertrage seelisch nicht alles, was mich intellektuell interessiert.”
schreibt @Sammelmappe auf instagram
Es braucht im Grunde gar keine schwierigen Wörter, um exakt zu treffen, was ich von klein auf kenne – Claudia hat sie gefunden.
Ja: Von klein auf. Zum ersten Mal ja, als meine Eltern mich als kleines Kind ins kurz davor eröffnete medizinhistorische Museum in Ingolstadt mitnahmen – und sich sicher in dieser Entscheidung bestätigt sahen, als ich völlig fasziniert war. Um danach wochenlang mit Alpträumen von dem Gesehenen verfolgt zu werden. Das war nur die erste von doch einigen solchen Erlebnissen.
Ich erkläre mir den Abbruch meines beruflichen Potenzialausschöpfens damit, dass ich diese seelische Unverträglichkeit ein paarmal zu oft nicht bemerkte oder wegdrückte. Bis halt gar nichts mehr ging und ich beruflich eiserne Bande um mein intellektuelles Interesse schmieden musste.