BYD Deutschland: Händler und Experten sehen Ziele kritisch
Der Elektroautohersteller BYD hat sich für 2025 hohe Ziele gesetzt und will 50.000 Autos in Deutschland verkaufen. Händler und Experten bleiben skeptisch. Der Beitrag BYD Deutschland: Händler und Experten sehen Ziele kritisch erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.
Mit mehr als vier Millionen verkauften Elektroautos und Plug-in-Hybriden hat BYD im vergangenen Jahr einen Unternehmensrekord auf dem heimischen Markt aufgestellt. In Deutschland hingegen lief es für den chinesischen Hersteller alles andere als berauschend: Gerade einmal 2891 Elektroautos verkaufte BYD hier, was einem Marktanteil von 0,1 Prozent entspricht. Im Vorjahr waren es immerhin noch 4139 verkaufte Elektroautos. Dennoch hat sich das Unternehmen für 2025 viel vorgenommen und will auf dem deutschen Markt 50.000 Neuzulassungen erreichen.
Strategische Änderungen hatte der chinesische Konzern bereits im vergangenen Jahr vorgenommen. Während in Deutschland seit der Markteinführung die Hedin Automotive als exklusiver Importeur fungiert hatte, steuert BYD den hiesigen Vertrieb wieder selbst und hat das Netzwerk seiner Händler erweitert. In der ungarischen Stadt Szeged baut der Hersteller außerdem sein erstes Pkw-Werk in Europa und könnte dadurch auch die EU-Importzölle umgehen.
BYDs Bestreben, sich auf dem europäischen Markt zu behaupten, zeigt sich besonders deutlich in den Schiffen, die das Unternehmen eigens für den Autoexport baut. Erst kürzlich hat das dritte und bis dato größte Fahrzeugfrachtschiff der Welt die Werft in China verlassen. Auch die Zusammensetzung des Europa-Teams zeigt, wie wichtig der Markt für den Hersteller ist. Im vergangenen Jahr hat BYD unter anderem Vizepräsidentin Stella Li zur Europa-Chefin ernannt. Sie gilt nach Gründer Wang Chuanfu als zweitwichtigste Person im Unternehmen. Eine von mehreren Anwerbungen war die Spitzenmanagerin Maria Grazia Davino, die zuvor CEO bei Stellantis war. Bei BYD ist sie als Regional Managing Director für Deutschland, die Schweiz, Polen, Österreich und Tschechien zuständig.
Händler: Mehr Zeit nötig, bis Zahlen steigen
Während BYD in die Offensive geht, bleiben Händler und Experten weiterhin kritisch, dass die hochgesteckten Ziele auf dem deutschen Markt erreicht werden können. Im Gespräch mit Business Insider hat Henrik Lessèl, Deutschland-Chef der Hedin Automotive, mitgeteilt, dass er zwar mit steigenden Verkaufszahlen rechne, dies aber Zeit brauche:
„Wenn wir in die Vergangenheit schauen, die Japaner haben etwa 20 Jahre benötigt, die Koreaner haben wahrscheinlich zehn Jahre gebraucht. Die Chinesen werden ebenfalls etwas Zeit brauchen, aber sie sind nicht so geduldig. Das heißt, sie werden es vermutlich schneller als in zehn Jahren schaffen.“
Lessèl ergänzt, dass BYD technisch und produktmäßig gut aufgestellt sei und viele Ingenieure habe, die „mit hoher Geschwindigkeit und Qualität“ die Entwicklung vorantreiben würden, um die ehrgeizigen Ziele des Elektroautoherstellers zu erreichen. Das Unternehmen habe kein Qualitätsproblem, aber BYD müsse „ein Gespür dafür entwickeln“, wie die Industrie in Europa, vor allem in Deutschland funktioniert.
BYD muss ein Markenimage aufbauen
Nachholbedarf sieht auch Beatrix Keim, Director beim Center Automotive Research (CAR) in Hinblick auf die kulturelle Anpassung des Autoherstellers, wie sie im Gespräch mit Business Insider geäußert hat. Für Keim, die selbst mehrere Jahre in China gelebt und dort unter anderem für Volkswagen gearbeitet hat, hat BYD die Markenbindung in Europa unterschätzt und seine Vertriebs- und Marketingstrategie nicht auf den europäischen Markt angepasst. Dazu merkt sie an:
„In Europa gibt es eine starke eigene Automobilindustrie. Frankreich, Deutschland, Italien, England – das sind Länder, die sehr viel automobile Geschichte haben. Und darum ist dann auch Markenbindung und das gesamte Image rund um Fahrzeuge extrem wichtig.“
Generell sei der chinesische Hersteller in Deutschland nicht präsent genug gewesen, um seinen Bekanntheitsgrad merklich zu steigern. Dem gegenüber steht die Aussage von Europa-Chefin Li, die im Interview mit AutoBild im August 2024 äußerte, dass BYD „ein bisschen wie das iPhone der Automobilindustrie“ sei und als „eine Premiummarke, führend in Sachen Technologie“ sei und sich dabei auf Umfrageergebnisse bezog. Sie ergänzte, dass Deutschland „kein leichter Markt“ sei und begründete die rückläufigen Verkaufszahlen mit den hiesigen Bedingungen wie hohen Stromkosten, widersprüchlichen politischen Signalen und einer unzureichenden Ladeinfrastruktur.
Die Äußerung, Deutschland sei kein leichter Markt, sieht Keim kritisch und spricht von der „Arroganz der Chinesen“, die glaubten, „dass jetzt alles nach ihrer Pfeife tanzen soll“. Dies sei die Denkweise vieler Unternehmen auf dem chinesischen Markt, jedoch sei „China eben nicht der Nabel der Welt“. Keim ist der Meinung, dass BYD bisher nicht genug Präsenz gezeigt hat, um seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Der Hersteller müsse sich auf den „sehr etablierten Markt“ einlassen und ein Markenimage aufbauen.
Quelle: Business Insider – Nach einem Flop-Jahr will BYD 2025 den deutschen Markt erobern – warum Händler und Experten skeptisch bleiben
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