Warum ich Pagebuilder in WordPress ablehne
Pagebuilder sind oft eine Falle für WordPress-Einsteiger. Warum ihr sie meiden solltet und wo die Nachteile liegen, erkläre ich euch hier.
Seit 20 Jahren arbeite ich mittlerweile mit WordPress, seit ca. 16 Jahren auch beruflich. In der ganzen Zeit habe ich den Einsatz von Pagebuildern nie wirklich verstanden. Und seit dem Aufkommen des WordPress-eigenen Block-Editors verstehe ich ihn noch weniger.
Versteht mich nicht falsch, ich arbeite selbstverständlich mit ihnen, denn das bringt eben der Beruf mit sich. Dabei begegnen mir sowohl große bekannte Pagebuilder, als auch kleinere unbekannte Pagebuilder, aber eines frage ich mich am Ende immer: warum? Ich empfehle sie nie und bei eigenen Projekten setze ich sie auch nicht ein.
Warum?
Der Grund dafür ist einfach. Es gibt so gut wie nichts, was man nicht auch auf anderem Wege lösen könnte. Vor 20 Jahren musste man dafür noch etwas von PHP verstehen und heute sollte man mit den Gutenberg-Blöcken vertraut sein, aber in Kombination mit gezielt eingesetzten Plugins und etwas CSS kann man nahezu alle Design-Wünsche umsetzen.
Wobei man sich natürlich auch vielfach fragen sollte, ist das notwendig? Muss der Info-Kasten auf den Bildschirm sliden? Muss jeder Absatz ein Hintergrundbild erhalten? Schon aus Performance- und Accessibility-Gründen sollten viele »Design-Wünsche« oft nicht umgesetzt werden und der Einsatz von Pagebuildern macht hier oft vieles noch schlimmer. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Was mir meine Arbeit mit WordPress aber in den vergangenen Jahren deutlich gezeigt hat, ist hauptsächlich Folgendes:
- Pagebuilder sind mitnichten »einfach« im Umgang. Im Gegenteil, Pagebuilder sind für Einsteiger ob der schieren Unendlichkeit an Möglichkeiten oft überfordernd.
- Die Arbeit mit Pagebuildern bedeutet für Einsteiger oft Arbeiten nach dem Prinzip »Try & Error« und das kann nicht befriedigend sein. Nicht selten führt es auch zum Total-Crash des Website-Designs.
- Auch das viel beschworene »Im Frontend sieht es so aus, wie Sie es im Backend erstellen.« trifft oft nicht zu und führt zu Frustration.
- Pagebuilder verursachen Chaos: Wenn der Pagebuilder nicht (mehr) funktioniert oder aber man umsteigen möchte, hinterlässt der Pagebuilder Shortcode-Leichen, die händisch bereinigt werden müssen. Eine Sisyphus-Arbeit. Oft ist es zeit- und energiesparender, sämtliche Inhalte komplett neu zu erfassen. Wenn die »alte« Seite noch korrekt besteht, kann man sich mit Copy & Paste behelfen, um die Inhalte zu übertragen.
- Pagebuilder sind auch einfach immer ein zusätzliches – meist nicht notwendiges – Plugin.
Ich bevorzuge das Arbeiten mit dem WordPress-eigenen Block-Editor – mittlerweile in Verbindung mit einem Block-Theme. Nicht zu Unrecht werden jetzt einige von euch einwerfen »Aber, das ist ja auch ein Pagebuilder!« Und da habt ihr recht. Aber und das ist entscheidend, es ist kein Pagebuilder, der sich »auf« die WordPress-Installation« setzt, sondern er ist ein Teil davon. Das Chaos beim Theme-Wechsel bleibt aus, ein zusätzliches Plugin ist nicht notwendig. Und die Entwicklung wird zeigen, dass der Block-Editor mindestens so mächtig sein wird, wie seine derzeitigen externen Konkurrenten.
Die gute, alte Zeit
Nicht selten fluche auch ich über den Block-Editor und wünsche mir die geordnete Zeit von klassischen Themes zurück, bei denen Inhalt und Design noch wirklich voneinander getrennt waren. Aber wenn man mit WordPress auch noch in der Zukunft arbeiten möchte, führt am Block-Editor kein Weg vorbei.
Ich weiß, dass viele langjährige WordPress-Nutzer den Block-Editor ablehnen und ich weiß um seine Nachteile bzw. die Stolpersteine, die es gibt. Aber meine Arbeit mit WordPress-Einsteigern zeigt, dass diese sich sehr schnell in die Blöcke einfinden und das Arbeiten damit oft sogar leichter fällt, als dies beim alten TinyMCE der Fall war. Dabei spreche ich allerdings nur von der redaktionellen Arbeit mit Blöcken im Inhaltsbereich, nicht vom Arbeiten im Website-Editor.
Übermächtige Redakteure
Was grundsätzlich schwierig ist, aber das war es schon immer und das war und ist es auch mit allen Pagebuildern, die auf dem Markt zu finden sind, ist der »Bau einer Website«. Diese Arbeit wurde von den Pagebuildern auf die Ebene der Redaktion geholt und hier befindet sich jetzt auch die WordPress-Entwicklung mit dem Block-Editor. Redakteure* haben die Macht eines Designers und eines Entwicklers und das war schon immer eine »Gefahr«.
Zum einen suggeriert sie den Redakteuren eine »Macht«, die sie nicht haben sollten, zum anderen lässt sie Designer und Entwickler verzweifeln, wenn sie den kreativen Umgang mit Schrift und Farbe sowie Funktionen im redaktionellen Teil einer Website sehen.
Die Grenzen zwischen den Bereichen zerfließen und die Trennung von Inhalt und Design ist immer in Gefahr aufgehoben zu werden. Dabei ist natürlich nichts einzuwenden gegen Websitebetreiber, die alle drei Anforderungen erfüllen können (Design, Entwicklung, Redaktion), aber in der Realität ist das eben nicht der Regelfall. Und so versuchen sich Redakteure am »Aufhübschen« eines Beitrags und missachten dabei die Vorgaben der CI bzw. die globalen Design-Vorgaben einer Website.
Aber zurück zum eigentlichen Thema. Mein größter Vorwurf an Pagebuilder ist es, den Nutzern zu suggerieren alles wäre möglich und vor allen Dingen alles kann, auch von unerfahrenen Nutzern, realisiert bzw. umgesetzt werden. Meine Erfahrung zeigt, dass das schlichtweg falsch ist. Wenn ich mir die Websites der großen Pagebuilder anschaue, kommt mir immer der Gedanke, hier sind »Nepper, Schlepper, Bauernfänger« am Werk. Große Worte versprechen, dass das Erstellen einer Website einfach per Klick möglich wäre, man also nach dem Baukastenprinzip eine Website erstellen kann, die im Anschluss die notwendigen Kriterien einer erfolgreichen Website erfüllt:
- tolles Design
- herausragende Benutzerfreundlichkeit
- überragende Performance
- großartiges SEO
- Barrierefreiheit
Und das alles ohne fachliches Vorwissen und ohne jegliche Webdesign-Kenntnisse. Versteht mich nicht falsch, es gibt selbstverständlich Nutzer, die sich einarbeiten und die auch ohne Vorwissen großartige Websites erstellen, aber seinen wir ehrlich, es ist eine verschwindende Minderheit und schon gar nicht in wenigen Tagen oder Wochen machbar.
Pagebuilder als Falle
Die Mehrheit der Nutzer ohne Vorwissen läuft mit der Nutzung von Pagebuildern in eine Falle. Sie bekommen das Versprechen, dass alles ganz einfach sei und müssen dann nach kurzer Zeit frustriert feststellen, dass es eben nicht so ist. Ein Wechsel des Pagebuilders oder auch ein Verzicht auf einen ist oft ohne erheblichen Aufwand für Kosten und Zeit nicht mehr möglich, da schon große Teile des Inhalts erstellt wurden (Stichwort: Shortcode).
Ich rate deswegen jedem Einsteiger dazu sich ausführlich mit dem WordPress-eigenen Block-Editor zu beschäftigen und wenn du deine Website von einer Agentur oder einem Webdesigner erstellen lässt, bestehe darauf dass die Website ohne einen Pagebuilder erstellt wird. Gerade Agenturen liefern hier gerne schnelle Arbeit »von der Stange« ab, mit vorgefertigten Pagebuilder-Themes. Eine Wartung lehnen die meisten dann ab. Ich frage mich, warum?
Nicht!
Verzichtet auf Pagebuilder
Ich kann also nur dazu raten, auf externe Pagebuilder zu verzichten. Beschäftigt euch mit dem WordPress-eigenen Block- und Website-Editor. Achtet darauf, Design und Inhalt nicht zu vermischen. Nutzt die tolle Möglichkeit von eigenen Vorlagen, deren Handling in Zukunft noch verbessert wird und richtet euch eine Developer-Umgebung ein. Hier könnt ihr ausprobieren, testen und experimentieren. Installiert euch das Gutenberg-Plugin. So könnt ihr schon immer etwas früher die Neuerungen des Block-Editors testen und sogar experimentelle Funktionen ausprobieren.
Wie ist eure Erfahrung mit Pagebuildern? Benötigt man sie doch, habe ich etwas übersehen? Oder verzichtet ihr auch?
* Mit Redakteuren meine ich in diesem Zusammenhang nicht die WordPress-Rolle mit ihren Rechten, sondern ich meine damit Website-Betreiber, die redaktionelle Inhalte verfassen und dabei auch das Design und die Funktionalität ihrer Website anpassen. Nun kann man einwerfen, dass man dies begrenzen/verhindern kann, aber die Realität sieht anders aus. Ein riesiger Teil der Websites wird auch redaktionell von Administratoren (der Rolle) gepflegt und dann gibt es keinerlei Einschränkungen.