Klein aber oho!: Wie Sie den Zaunkönig in den Garten locken
Der Zaunkönig ist winzig und doch kaum zu übersehen: Mit selbstbewusster Körperhaltung, flinken Kletterkünsten und lautem Gesang zieht er durch heimische Wälder und Gärten
Der Zaunkönig ist winzig und doch kaum zu übersehen: Mit selbstbewusster Körperhaltung, flinken Kletterkünsten und lautem Gesang zieht er durch heimische Wälder und Gärten
Gerade einmal zehn Zentimeter groß und zehn Gramm leicht – der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) gehört zu den kleinsten Vögeln in Europa. Was ihm an Körpergröße fehlt, scheint er mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein auszugleichen: Unerschrocken, fast draufgängerisch, hüpft der Zaunkönig durch das Dickicht, über Hecken und Gartenzäune hinweg, fliegt mehr schlecht als recht kurze Distanzen in Bodennähe, um dann wieder im Unterholz zu verschwinden. Der lebhafte Vogel hält selten still. Wenn doch, fällt der hoch aufgestellte Schwanz ins Auge. Oft sitzt der Zaunkönig in gebückter Haltung, stets zum nächsten Absprung bereit.
In Wäldern und Gärten zu Hause
Immer auf dem Sprung huscht der Zaunkönig von Deckung zu Deckung. Offenes Gelände meidet er, während er sich im Unterholz von Wäldern, in dichten Hecken oder an mit Sträuchern und Stauden bewachsenen Feldrändern wohlfühlt. Auch strukturreiche Parks und Gärten werden dem flinken Vogel zum Königreich. Hier kommen ihm dichte, dornige Hecken gerade recht. Ebenso wie Totholz- und Komposthaufen, ungemähte Wiesen und Trockenmauern. Nahrung und Nistmöglichkeiten findet er auch in begrünten Fassaden oder Dächern. Wilder Wein und Efeu machen sich gut an Haus- und Sichtschutzwänden. Mit trockenresistenten Sukkulenten wie Mauerpfeffer oder Dachwurz gestaltet man ein Gründach, das dem Zaunkönig als Buffet dient.
Auf dem Speiseplan des Zaunkönigs stehen vor allem Insekten und Spinnen jeglicher Art, weshalb er am Vogelfutterhaus kein gängiger Besucher ist. In dichten Rabatten, wo heimische Stauden und Sträucher wachsen, sucht der Vogel nach Käfern, Raupen und Asseln. Lässt man Pflanzenstängel über den Winter stehen und Laub am Boden liegen, hat er leichtes Spiel. Sein spitzer, leicht gerundeter Schnabel ermöglicht ihm die Nahrungssuche sogar in kleinen Fugen oder in dichtem Wurzelwerk. Wichtig ist das vor allem im Winter, wenn das Nahrungsangebot spärlich ausfällt.
Unterstützen kann man den Zaunkönig in der kalten Jahreszeit außerdem mit einem geschützten Winterquartier. Laut NABU ist das Leichtgewicht besonders schnell durch Auskühlung bedroht. In kalten Nächten dränge er sich daher mit bis zu zwanzig Artgenossen in eine Baumhöhle oder einen Nistkasten, um Wärmeverluste zu vermeiden.
Nestbau und Aufzucht: Klare Rollenverteilung
Wo das Männchen gute Bedingungen vorfindet, baut es gleich mehrere Nester. Diese befinden sich oft niedrig in Hecken, Reisighaufen oder freiliegendem Wurzelwerk. Grundsätzlich ist der Zaunkönig bei der Wahl des Nistplatzes eher anspruchslos. Für die kugelförmigen Nester nutzt er unter anderem Laub, Moos, Gräser und Reisig. Nach erfolgreichem Nestbau machen die Männchen mit ihrem auffälligen Gesang auf sich aufmerksam. Hat sich ein Paar gefunden, wählt das Weibchen das beste Nest aus. Sowohl für das Brutgeschäft, das laut LBV 14 bis 18 Tage dauert, als auch für die Aufzucht der Jungvögel ist allein das Weibchen zuständig. Etwa ab Ende April legt sie fünf bis acht winzige Eier, die gerade einmal 1,4 Gramm wiegen.
Wer den Zaunkönig beim Nestbau unterstützen möchte, überlässt ihm allerhand Gestrüpp im Garten. Zusätzlich gibt es spezielle Nistkugeln für Zaunkönige zu kaufen, sie lassen sich aus biegsamen Ästen, trockenem Gras und Moos aber auch leicht selbst herstellen. Auch Halbhöhlen-Nistkästen können dem Zaunkönig als Basis für den Nestbau dienen.
Steckbrief: Der Zaunkönig auf einen Blick
- Art: Troglodytes troglodytes
- Familie: Troglodytidae
- Größe: ca. 10 cm
- Gewicht: 8 bis 10 g
- Lebensraum: Wälder, Parks, Gärten und ähnliche Orte mit viel Gestrüpp
- Nistplätze: Kugelförmige Nester
- Zugverhalten: Hierzulande ist der Zaunkönig ein Standvogel
- Brutzeit: April bis Juni
- Merkmale: einer der kleinsten Vögel Europas, der Schwanz ist oft aufgerichtet, braunes Gefieder, auffälliger, manchmal schmetternder Gesang
Sicher erkennen lässt sich der Zaunkönig an seinem unscheinbaren braunen Gefieder, dem hektischen Verhalten und dem lauten, mitunter schmetternden Gesang. Eine Hörprobe stellt der LBV bereit. Verwechslungsgefahr mit anderen Vögeln besteht kaum - höchstens mit dem noch kleineren Goldhähnchen, das allerdings über ein buntes Federkleid verfügt. Weil die Begegnungen mit dem Zaunkönig oft flüchtig sind, kann man das vorbei huschende Tier fälschlicherweise schon einmal für eine Maus halten.