Eine kleine Wochenschau | KW01/2025: Alles neu? (Teil 2)
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal. The post Eine kleine Wochenschau | KW01/2025: Alles neu? (Teil 2) first appeared on .
02. Januar 2025, Berlin
Ziehe mit dem Sohn los, um Laufschuhe zu kaufen. Zu Weihnachten hat er mir einen Start beim Frankfurt Marathon geschenkt. Und für sich. Das heißt, das Geschenk ist das gemeinsame Projekt und die Zeit, die wir zusammen für die Vorbereitung aufbringen müssen. Und die ist bitter nötig, denn die längste Strecke, die der Sohn je gelaufen ist, sind zehn Kilometer und das ist schätzungsweise acht bis neun Jahre her.
In dem Sportgeschäft muss der Sohn zunächst aufs Laufband. Damit der Verkäufer sich einen Eindruck von seiner Laufbewegung sowie etwaigen Fehlstellungen und -belastungen verschaffen kann. Das Laufband ist irrtümlich auf 22km/h eingestellt und der Sohn muss im Marathon-Weltrekord-Tempo rennen, um nicht von dem Band befördert zu werden.
Der Verkäufer ist peinlich berührt, ob der falschen Einstellung der Maschine, und gleichzeitig schwer beeindruckt, dass der Sohn die Geschwindigkeit geschafft hat. Nun wissen wir, dass der Sohn fit genug ist, 30 Sekunden mit Eliud Kipchoge mitzuhalten. Nun haben wir noch knapp elf Monate Zeit, damit seine Kondition für 42 Kilometer reicht.
03. Januar 2025, Berlin
Seit Dezember ist „Wenn ich groß bin, werde ich Gott“ im Buchhandel erhältlich. Deswegen muss ich zwei Exemplare an die Deutsche Nationalbibliothek und eins an die Zentral- und Landesbibliothek schicken. Das schreibt das Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek (DNBG) und die Pflichtablieferungsverordnung (PflAV) sowie das Pflichtexemplargesetz (PflExG) vor.
Zuwiderhandlungen können mit bis zu 10.000 Euro bestraft werden. Da musst du schon eine Menge Bücher verkaufen, um das zu bezahlen.
Ich finde die Vorstellung ein wenig bizarr, dass die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt und Leipzig Millionen von Büchern aufbewahrt. Noch bizarrer ist die Vorstellung, dass dort mein Büchlein neben Werken wie „Der Zauberberg“, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ oder „Der geteilte Himmel“ steht. Müssten Thomas Mann, Heinrich Böll und Christa Wolf das noch erleben, würden sie sich wahrscheinlich erschießen. Damit sie sich dann im Grabe umdrehen könnten.
04. Januar 2025, Berlin
Sitze in der Küche und fummle mir mit einem Wattestäbchen im Mund an der Wange rum. Das Wattestäbchen ist Teil eines DNA-Kits, das meine Frau dem Sohn und mir zu Weihnachten geschenkt hat und mit dem du eine Gen-Analyse durchführen lassen kannst, woher deine Vorfahren stammen.
Ich bin ein wenig skeptisch. DNA-Test, Gen-Analyse und ethnische Abstammung hat einen leicht unangenehmen Beigeschmack von Rassenlehre. Außerdem hast du keine Ahnung, was der Anbieter mit deinen DNA-Informationen alles macht. (Dazu hätte ich beim Registrieren das Kleingedruckte lesen müssen.)
Anderseits finde ich es interessant, mehr über meine Herkunft zu erfahren. Meine Frau und die Tochter haben den Test bereits vor ein paar Jahren gemacht. Dabei kam unter anderem raus, dass die Tochter einen mehr als 16-prozentigen skandinavischen Teil in sich trägt, den meine Frau nicht hat.
Folglich muss er aus meiner Familie kommen und ich kann darauf hoffen, dass meine Urahnen Wikinger waren. Das wäre ein interessantes Small-Talk-Thema. Außerdem könnte ich in Unterhaltungen regelmäßig einflechten: „Wie wir Wikinger zu sagen pflegen.“ Allein dafür lohnt sich der Test.
05. Januar 2025, Berlin
Das neue Jahr ist fast schon eine Woche alt. Aber immer noch jung genug, um sich etwas vorzunehmen. Gute Vorsätze fassen, Ziel formulieren, einen Plan schmieden. Einen guten Plan. Vielleicht auch einen nicht so guten. Hauptsache irgendeinen. Damit ich nicht planlos durch 2025 irre.
Ich mag gute Vorsätze und Jahrespläne. Dann sehe ich mein zukünftiges Ich vor mir und das gefällt mir so viel besser als mein gegenwärtiges. Der Ende-2025-Christian ernährt sich ausgewogen und dehnt sich regelmäßig, ist zielstrebig und prokrastiniert weniger, meldet sich bei alten Freunden und vergisst keine Geburtstage, ist nicht so lethargisch und unternimmt Sachen, informiert und engagiert sich. Ein toller Typ.
Ein Jahresplan ist quasi die halbe Miete. Wie früher an der Uni, wenn du Texte kopiert hast. Da hattest du das gute Gefühl, dass du schon etwas getan hast. Bis du nicht mehr verdrängen konntest, dass du noch gar nichts gelernt hast, sondern dafür die Artikel sorgfältig lesen und verstehen musst. Das war richtig mühselig.
Genauso ist das mit Jahresplänen. Da ist die Umsetzung auch total anstrengend. Um mein neues und vor allem besseres Ich zu werden, muss ich mich ausgewogener ernähren und regelmäßig dehnen, mich bei alten Freunden melden und keine Geburtstage vergessen, zielstrebig sein und weniger prokrastinieren, nicht so lethargisch sein und Sachen unternehmen, mich informieren und engagieren. Puh.
Vielleicht sollte ich mir für 2025 lieber vornehmen, nachsichtiger und zufriedener mit meinem Gegenwarts-Ich zu sein. (Und mich etwas ausgewogener ernähren.)
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