Zukunftsträchtig: Schiff scheidet 70 Prozent seines CO2-Ausstoßes selbständig ab
Wie wird die Schifffahrt CO2-neutral? Riesige Tanker rein elektrisch auf hohe See zu schicken, das ist und bleibt bis heute Utopie. Fossile Brennstoffe sind in diesem Bereich derzeit einfach nicht wegzudenken – dabei laufen 90 des internationalen Warenverkehrs über den Seeweg ab. In Kohlendioxid umgerechnet sind das eine Milliarde Tonnen im Jahr. Ein norwegisches Schiff …
Wie wird die Schifffahrt CO2-neutral? Riesige Tanker rein elektrisch auf hohe See zu schicken, das ist und bleibt bis heute Utopie. Fossile Brennstoffe sind in diesem Bereich derzeit einfach nicht wegzudenken – dabei laufen 90 des internationalen Warenverkehrs über den Seeweg ab. In Kohlendioxid umgerechnet sind das eine Milliarde Tonnen im Jahr. Ein norwegisches Schiff soll nun zur Problemlösung beitragen und Vorbild für ähnliche Projekte sein: Es scheidet den größten Teil des produzierten CO2 direkt wieder ab.
Erstes Schiff mit eigener Kohlenstoffabscheidung
Eris heißt das ökologische Vorzeigeprojekt der norwegischen Reederei Solvang ASA. Vielleicht kein ganz passender Name, denn hierbei handelt es sich um die griechische Göttin von Streit und Zwietracht, aber immerhin hat er einen schönen Klang. Viel wichtiger als der Name ist jedoch die Technik: Es handelt sich um das erste Schiff mit eigener Kohlenstoffabscheidung, genannt »Onboard Carbon Capture & Storage (OCCS). Dem System gelingt es, 70 Prozent des ausgestoßenen Kohlendioxids einzusaugen, abzuscheiden und für die weitere Verwendung einzulagern. Drei Jahre liefen die Tests dieser Anlage, zwar noch an Land, aber mit Erfolg. Was noch fehlt, ist eine CO2-Entladungsmöglichkeit bei laufender Fahrt – und natürlich die zugehörige Infrastruktur.
Deutsche Technik von MAN Solutions mit an Bord
Die Eris ist ein Ethylentanker mit 21.289 Kubikmetern. Sie liegt derzeit noch im Trockendock in Singapur, Anfang Februar geht die erste Testfahrt von dort los. Wir haben es nicht mit einem rein norwegischen Projekt zu tun, denn auch der finnische Kraftwerks- und Schiffsmotorenproduzent Wärtsilä ist mit dabei, ebenso wie das deutsche Unternehmen MAN Solutions SE, das beispielsweise Schiffsmotoren für den Betrieb mit synthetischen Kraftstoffen herstellt. Die Augsburger Ingenieure entwickelten die Technik zur CO2-Abscheidung und Gasspeicherung.
Wenn nun alles glattläuft, möchte Solvang weitere Schiffe mit der neuen Technologie ausrüsten, schon vorhandene aber auch neu gebaute Modelle, die 2026 bis 2027 zur Auslieferung kommen. Mit der CO2-Abscheidung allein hat sich das Thema allerdings noch nicht erledigt, denn auch 15 Prozent der weltweiten globalen Stickoxidemissionen und 13 Prozent des Schwefeldioxidausstoßes sind – mit steigender Tendenz – auf die Schifffahrt zurückzuführen. Hierfür warten wir noch auf technische Lösungen.
Quelle: focus.de