Tether lässt sich in El Salvador nieder

Tether, die Herausgeberin des Stablecoins USDT und das profitabelste Unternehmen aller Zeiten, zieht nach El Salvador. Damit bekommt das Land endlich auch eine Prägestätte für seine offizielle Währung, den US-Dollar.

Über Tether und El Salvador muss man euch nicht mehr viel erzählen. Nun wird das Unternehmen in El Salvador ein Hauptquartier eröffnen, und diese Nachricht ist aus einer Vielzahl an Gründen spannend.

Zunächst einmal hatte Tether, erklärt CEO Paolo Ardoino dem Pressedienst Reuters, bisher noch gar kein physisches Hauptquartier, sondern war lediglich auf den British Virgin Islands angemeldet. „Mit dem Umzug nach El Salvador werden wir zum ersten Mal überhaupt ein physisches Hauptquartier haben.“ Ein Teil der gut gut 100 Mitarbeiter wird in diesem Hauptquartier arbeiten, während der Rest den großen Stablecoin weiterhin aus dem Home-Office betreibt.

Damit zahlt sich El Salvadors unternehmensfreundliche Bitcoin- und Kryptopolitik aus. Präsident Nayib Bukele hat Bitcoin zum gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht, eine Strategische Bitcoin-Reserve eingeführt und mit dem Digital Securities Law einen Rechtsrahmen für tokenisierte Finanzprodukte gebildet, nicht viel anders als das deutsche eWPG, aber weniger verkopft und verreguliert. Bitfinex gab bereits unter diesem Gesetz seine ersten Wertpapiere auf Bitfinex Securities heraus.

Mit Tether wird das Land nun das vermutlich profitabelste Unternehmen aller Zeiten erhalten. Mit nur etwas über 100 Mitarbeitern hat Tether im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Dollar Profit gemacht. Das sind mehr als 10 Millionen Dollar je Mitarbeiter. Wenn Tether nun wie angekündigt 100 neue Mitarbeiter aus El Salvador anheuert, werden diese sicherlich von großzügigen Gehältern profitieren. In jedem Fall werden sie das übliche Bruttosozialprodukt je Kopf, das bei etwa 10.000 Dollar liegt, weit übertreffen.

Ferner zeigte sich Tether im vergangenen Jahr großzügig dabei, seine reichlich sprudelnden Gewinne zu investieren, etwa in Datencenter, Energieanlagen oder Mining-Farmen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies auch in El Salvador geschehen wird.

Am interessantesten und verwirrendsten ist aber die Verbindung zum Dollar. In El Salvador ist der US-Dollar die offizielle gesetzliche Währung. Das Land ist damit auf Gedeih und Verderben von der Geldpolitik der USA abhängig. Mit Tether lässt sich nun die Herausgeberin des größten Stablecoins in dem Land nieder. Mit beinahe 140 Milliarden USDT dürfte der Umlauf der Token die in El Salvador zirkulierende Geldmenge um ein vielfaches übertreffen.

Die USDT sind zum Teil durch echte Dollar gedeckt, aber zu weit größeren Anteilen durch US-Staatsanleihen und andere, dem Dollar weitgehend analogen Wertpapier, sowie zu kleinen Teilen durch Bitcoins, Gold oder Aktien. Damit schöpft also ein privates Unternehmen in El Salvadors Hauptstadt San Salvador auf der Basis von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren ungeheure Mengen eines liquiden Tokens, welches den Dollar abbildet.

Darüber hinaus ist Tether der weltweit größte private Besitzer von US-Staatsanleihen, und auch im Vergleich mit Nationalstaaten einer der größten. Dies verleiht Tether – und nun damit auch El Salvador – eine strategische Bedeutung für den US-Staatshaushalt und den Dollar.

San Salvador wird damit nach Washington, wo die Federal Reserve ihren Hauptsitz hat, zum zweitwichtigsten globalen Standort für den Dollar – für die wichtigste Währung der Welt. Das kleine Land hat seine Karten optimal ausgespielt und seine geostrategische globale Relevanz über Nacht massiv aufgewertet.