Eine kleine Wochenschau | KW03/2025: Guten Appetit
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal. The post Eine kleine Wochenschau | KW03/2025: Guten Appetit first appeared on .
Zum Sonntagabend gibt es meine semi-originellen Gedanken und semi-spannenden Erlebnisse aus der abgelaufenen Woche. Manchmal banal, häufig trivial, meistens egal.
13. Januar 2025, Berlin
Werbung auf Insta für eine Foodtracking-App. Anhand von Fotos, die du von Lebensmitteln knipst, spuckt diese Informationen zu Nährwertangaben und Kalorien aus. Bebildert ist das mit einem Kinder-Bueno-Riegel und einer Banane. Unter dem Schokoriegel steht ein Daumen-runter-Emoji, unter der Banane geht der Daumen nach oben.
Auch auf die Gefahr hin, wie ein fortschrittsfeindlicher Boomer zu klingen: Für diese Einschätzung brauche ich keine App. Eine App, die mir immer, wenn ich nach einem Riegel greife, eine Ohrfeige verpasst, nähme ich dagegen sofort.
14. Januar 2025, Berlin
Heute ist Tag der Poesie am Arbeitsplatz. Ich möchte das nicht.
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Morgens gemeinsames Laufen mit dem Sohn. Kurz bevor wir zuhause sind, stoße ich mit dem Fuß gegen etwas. Beziehungsweise etwas stößt gegen meinen Fuß. Eine Ratte, die den Gehweg kreuzt, um auf den Ottospielplatz zu flitzen.
Sie bremst kurz ab und schaut mich indigniert an. Könnte die Ratte mit ihren Pfötchen einen Mittelfinger machen, würde sie ihn mir sicherlich zeigen. Und wäre sie des Sprechens mächtig, würde sie wahrscheinlich sagen: „Pass gefälligst auf, du Pimmelgesicht.“
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Meine linke Ferse zwickt und zwackt immer noch. Habe mir daher letzte Woche eine Arnika Intensiv-Creme aus dem Hause Klosterfrau gekauft. (Die mit dem Melissengeist.) Auf der Tube wird damit geworben, 96 Prozent der Anwender*innen finden die Creme mild genug für den täglichen Gebrauch. Für mich wäre der Slogan erheblich verkaufsfördernder, wenn 96 Prozent sagten, die Salbe sei so aggressiv, dass sie sie nur einmal anwenden konnten, der Schmerz aber sofort verschwunden sei.
15. Januar 2025, Berlin
Bekomme per Mail die URL zumanziehen.de angeboten. Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll.
- Zuman-ziehen? Gibt es einen Menschen namens Zuman, der gezogen wird?
- Zu-man-ziehen? Fordert jemand einen Mann in sehr rudimentärem Deutsch auf, etwas zu ziehen?
- Zumanzie-hen? Vielleicht eine berühmte asiatische Persönlichkeit mit dem Nachnamen Hen?
- Oder Zum-anziehen? Langsam, ganz langsam, gewissermaßen in Superzeitlupe, fällt bei mir der Groschen.
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Abends Weihnachtsfeier mit meiner Kollegin. Weil uns das im Dezember zu stressig ist, machen wir die meistens im Januar. Somit ist es eine sehr späte Weihnachtsfeier. Oder eine sehr, sehr frühe.
Dieses Jahr gehen wir ins Luna D‘Oro im Clärchens Ballhaus. Dort waren wir früher (aka vor 15 bis 20 Jahren) regelmäßig freitag- oder samstagabends. Da lief zunächst immer 60er/70er-Musik, ab 23 Uhr spielte eine Band und anschließend ging es mit 80er-Pop weiter. Großartig. Der DJ war dafür bekannt, Wünsche entgegenzunehmen und diese zu ignorieren.
Die Speisekarte des Luna D’Oro gleiche „einem Liebesbrief an die traditionelle deutsche Küche“. So steht das auf ihrer Website und das ist nicht übertrieben. Wir starten mit frittierten Spreewald Gürkchen und feinem Rettich auf Obatzda-Brot. Eigentlich mag ich Rettich überhaupt nicht, aber hier ist er hauchdünn gehobelt und genauso vorzüglich wie der extrem fein pürierte Obatzda.
Wir fahren mit Kalbsleber „Berliner Art” (meine Kollegin) und Szegediner Pilzgulasch mit Böhmischen Knödeln (ich) fort. Das ist geschmacklich nicht von Fleisch-Gulasch zu unterscheiden, was für mich bei vegetarischem Essen ein nicht unerhebliches Qualitätskriterium ist.
Als Nachtisch nehmen wir Spaghetti-Eis mit einer Sauce aus frischen Erdbeeren und Waldmeister-Götterspeise mit Vanillesoße. Ich glaube, das letzte Mal, dass ich Wackelpudding gegessen habe, war mit zehn. Das macht mein Dessert zu einem kulinarischen Nostalgietrip in meine Kindheit. (Allerdings ohne anschließend frisch gebadet „Einer wird gewinnen“ oder „Auf los geht’s los“ zu schauen.)
Bevor wir gehen, muss ich noch auf Toilette. Die haben nicht mehr viel mit den sanitären Anlagen meiner früheren Clärchens-Besuche gemein. Die Wandfliesen sind sehr stylish in tiefschwarz gehalten, Pissoirs, Kloschüsseln und Waschbecken dagegen in Pink. Ich mache ein Foto und hoffe, dass niemand reinkommt.
16. Januar 2025, Berlin
Eine Mail informiert mich, die URL wattfuehrerin.de sei zu haben. Das klingt wesentlich besser als zumanziehen.de.
Eigentlich eine schöne Vorstellung: Wattführer zu sein. Du bist viel an der frischen Luft, erreichst locker dein 10.000-Schritte-Tagesziel und siehst täglich die kleinen spaghettiförmigen Wattwürmer-Sandhäufchen.
Andererseits ist bestimmt in jeder Gruppe, die du durchs Watt führst, ein super nerviger pensionierter Oberstudienrat, der alles besser weiß. Außerdem müsste ich mir dann merken, wie das mit Ebbe und Flut genau funktioniert. Das ist essenzieller Bestandteil einer jeden Wattführung. „Irgendwas mit der Anziehungskraft des Mondes“ reicht da als Erklärung nicht aus.
Dann lieber Alpakahirte in Peru. Da hast du nichts mit Menschen zu tun, die Oberstudienrat-Quote unter Alpakas ist sehr gering und in Peru gibt es keine Ebbe und Flut. Hoffentlich ist die URL alpakahirtin.de noch frei.
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