Sportwagenbauer: Porsche will Finanzchef und Vertriebsvorstand austauschen

Der Sportwagenbauer Porsche steckt in der Krise: Nun sollen gleich zwei Vorstände gehen. Finanzchef Meschke und Vertriebsvorstand von Platen werden für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht

Feb 3, 2025 - 16:52
 0
Sportwagenbauer: Porsche will Finanzchef und Vertriebsvorstand austauschen

Der Sportwagenbauer Porsche steckt in der Krise: Nun sollen gleich zwei Vorstände gehen. Finanzchef Meschke und Vertriebsvorstand von Platen werden für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht

Die Turbulenzen bei Europas größtem Autokonzern Volkswagen erreichen nun auch dessen Gewinnperle Porsche. Der Sportwagenbauer will sich von seinem Vizechef und Finanzvorstand Lutz Meschke sowie von Vertriebsvorstand Detlev von Platen trennen. Der Aufsichtsrat habe seinen Vorsitzenden Wolfgang Porsche beauftragt, mit beiden Managern Gespräche über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand zu führen, teilte die Porsche AG am Samstagabend mit. Porsche wollte sich am Sonntag nicht näher äußern.

Porsches Aktienkurs hat in der Vergangenheit stark nachgegeben, auch am Montag stand der Titel auf den Verkaufslisten. Der Sportwagenbauer kämpft unter anderem mit schwachen Geschäften in China. Meschke und von Platen würden für das kriselnde Geschäft und den schwachen Aktienkurs von Porsche verantwortlich gemacht, schrieb die „Bild“-Zeitung. Beide Manager stünden seit langer Zeit in der Kritik. 

NL Die WocheHintergrund für die geplante Vertragsauflösung beim Finanzvorstand sind laut „Bild“ angebliche Ambitionen Meschkes auf den Vorstandsvorsitz bei Porsche. Das Verhältnis zwischen dem 58-Jährigen und Vorstandschef Oliver Blume scheint schon länger angespannt zu sein – vor allem seit Blume zugleich Chef bei Europas größtem Autobauer Volkswagen ist. 

Nun soll der Finanzvorstand nach Angaben aus Aufsichtsratskreisen wohl auch den Rückhalt der beiden Eigentümer-Familien Porsche und Piëch verloren haben. Meschke ist seit 2009 Mitglied des Vorstands. 2015 wurde der Betriebswirt zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Zugleich ist er Vorstand der Porsche Automobil Holding SE mit Zuständigkeit für das Beteiligungsmanagement. 

Die Porsche SE hat die Stimmrechtsmehrheit am Volkswagen-Konzern und ist auch am Sportwagenbauer Porsche AG unmittelbar beteiligt. Ein Sprecher der Porsche SE wollte die Vorgänge bei dem Sportwagenbauer und mögliche Auswirkungen auf die Beteiligungsgesellschaft nicht kommentieren.

Prognose im Sommer gekappt

Der 61 Jahre alte Vertriebschef von Platen ist seit 2015 Vorstandsmitglied. Er stand schon länger wegen des China-Geschäfts unter Druck. Der Sportwagenbauer verkaufte im vergangenen Jahr weniger Autos als 2023. Die weltweiten Auslieferungen sanken um drei Prozent auf rund 310.700 Fahrzeuge. In China gab es den Angaben zufolge ein kräftiges Minus von 28 Prozent. 

Porsche schließt Branchenexperten zufolge wegen anhaltender Schwäche in China einen Absatzrückgang 2025 nicht aus. Das Unternehmen habe Analysten darauf eingestimmt, dass in diesem Jahr allenfalls das Absatzniveau von 2024 gehalten werden könne oder es sogar einen Rückgang gebe, sagte Frank Biller, Autoanalyst von der Landesbank Baden-Württemberg, jüngst zu Reuters. Porsche erwarte einen herausfordernden Markt und einen Absatzrückgang, hieß es auch in einer Analyse von Bernstein Research.

50 Aktien fürs Leben: Die besten Titel, um langfristig Geld anzulegen - Capital.de

Die Krise auf dem chinesischen Luxus-Automarkt macht Deutschlands Herstellern schwer zu schaffen. Porsche, Audi und BMW mussten im vergangenen Jahr auf ihrem wichtigsten Absatzmarkt ein deutliches Minus hinnehmen. Die wohlhabende Kundschaft in China zögert, getroffen von Immobilienkrise und schwacher Konjunktur, mit Luxusanschaffungen. Das traf besonders Porsche mit seinen hochpreisigen Fahrzeugen. 

Im Dezember schmiedeten Volkswagen und die Arbeitnehmervertreter einen Kompromiss, der auf einen tiefgreifenden Umbau des Wolfsburger Traditionskonzerns hinausläuft. Dazu zählen ein Abbau von 35.000 Stellen und eine Kapazitätskürzung von einem Viertel. Durch den Abschluss sollen mittelfristig mehr als 15 Mrd. Euro pro Jahr eingespart werden. „Mit dem erreichten Maßnahmenpaket hat das Unternehmen entscheidende Weichen für seine Zukunft gestellt, was Kosten, Kapazitäten und Strukturen angeht“, hatte Konzernchef Oliver Blume gesagt. Er ist in Personalunion Vorstandschef der Sportwagen-Tochter Porsche.