Gute Ansätze, ausbaufähige Ansätze – MX
Ajax Amsterdam ist unter Farioli wieder zu einer sehr heißen Aktie im europäischen Profifußball geworden. Auch Galatasaray machte sich durch die Verpflichtung von Victor Osimhen und Dries Mertens besonders bemerkbar. Am Donnerstagabend trafen beide Teams aufeinander und präsentierten durchaus interessante Muster. Die Grundformationen Farioli setzte am Donnerstagabend auf eine 4-3-3-Grundordnung. Vor Pasveer im Tor bildeten […]
Ajax Amsterdam ist unter Farioli wieder zu einer sehr heißen Aktie im europäischen Profifußball geworden. Auch Galatasaray machte sich durch die Verpflichtung von Victor Osimhen und Dries Mertens besonders bemerkbar. Am Donnerstagabend trafen beide Teams aufeinander und präsentierten durchaus interessante Muster.
Die Grundformationen
Farioli setzte am Donnerstagabend auf eine 4-3-3-Grundordnung. Vor Pasveer im Tor bildeten Gaaei und Hato die Außenverteidigung, während Sutalo und Baas das Innenverteidiger-Duo stellten. Im Mittelfeld agierten Fitz-Jim, Henderson und Taylor, während in der Offensive Traoré, Brobbey und Godts die vorderste Linie besetzten. Godts musste jedoch bereits nach zehn Minuten verletzungsbedingt ausgewechselt werden, für ihn kam Akpom.
Sein Gegenüber Buruk ließ Muslera im Tor starten. Die Viererkette bildeten Kutlu, Bardakcı, Sánchez und Ayhan. Davor agierte eine Doppelsechs mit Sara und Torreira, während Mertens das offensive Mittelfeldzentrum besetzte. Auf den Flügeln starteten Akgün und Yılmaz, während Osimhen als zentrale Spitze auflief. Damit ergab sich insgesamt eine 4-2-3-1-Grundordnung.
Gala im 4-2-3-1 gegen den Ball
Relativ schnell wurde in dieser Partie deutlich, welche Muster spielentscheidend sein könnten – insbesondere die Bewegungen der türkischen Gäste gegen den Ball. Im Mittelfeldpressing agierte Osimhen sehr zurückhaltend im Anlaufen. Vielmehr lag der Fokus des Stürmers darauf, Baas als linken Innenverteidiger zu isolieren und den Ballbesitz gezielt auf Sutalo zu lenken.
Interessant war zudem die Rolle von Mertens als Zehner, der die Freilaufbewegungen von Amsterdams Sechser Henderson weit und eng manndeckend verfolgte. Teilweise reagierte der Belgier jedoch einen Tick zu spät, wodurch Ajax gelegentlich über das entstehende Dreieck eröffnen konnte – insbesondere der oft mit viel Raum agierende Innenverteidiger Sutalo suchte diese Anbindung immer wieder.
Nicht so mannorientiert, aber durchaus mit einem Fokus auf die direkten Gegenspieler, agierten auch Torreira und Sara im Zentrum gegen Taylor und Fitz-Jim. Die Niederländer agierten immer wieder im Halbraum, während die Türken das Zentrum halten wollten. Dennoch orientierten sie sich in der Höhe meist an ihren direkten Gegenspielern, wodurch besonders Torreira durch die Bewegungen von Taylor oft so tief agierte, dass sich ein 5-3-2 ergab. Teils entstand dadurch ein großer Abstand zwischen der zweiten und dritten Pressinglinie.
Diesen versuchten die Außenspieler Yilmaz und Akgün meist durch eine etwas tiefere Position zu füllen. Allgemein agierten sie immer wieder aus einer sehr eingerückten Position gegen die breiten Außenverteidiger von Ajax, um den Pass vom Innenverteidiger in die Breite zu isolieren.
Ajaxs Plan
Aus dem 2-3-Aufbau von Ajax entwickelten sich zudem relativ flexible Positionsstrukturen. Henderson schob immer wieder diagonal neben einen der Innenverteidiger, was häufig damit einherging, dass der Außenverteidiger auf dieser Seite höher schob, der Flügelspieler einrückte und der Achter breiter agierte.
Diese Bewegungen hatten mehrere Effekte: Zum einen zog Henderson als Halbverteidiger Mertens aus dem Zentrum, wodurch sich dort neue Räume öffneten. Zum anderen fiel es den Außenspielern von Galatasaray schwer, diese Abläufe richtig einzuschätzen. Besonders Akgün hatte Schwierigkeiten, das Vorrücken von Gaaei zu antizipieren, sodass er häufig nur von hinten Druck ausüben konnte. Dadurch konnte Ajax leichter in die Tiefe spielen.
Das Einrücken der Flügelspieler band zudem Ayhan und Kutlu, sodass diese nicht konsequent auf die höher positionierten Außenverteidiger von Ajax herausverteidigen konnten. Gleichzeitig sorgte die breite Positionierung der Achter dafür, dass die zentralen Mittelfeldspieler von Galatasaray ebenfalls breiter gestaffelt werden mussten. Dies eröffnete Sutalo noch mehr Raum zum Andribbeln und ermöglichte zudem Passwege auf Wandspieler Brobbey. Seine gute Physis im Wandspielbereich hätte jedoch gerade in der Anfangsphase noch deutlich besser genutzt werden können.
Besonders Fitz-Jim als Achter rückte jedoch immer wieder ein und versuchte, aus dem Abkippen heraus, Außenverteidiger Gaaei im Ablagenspiel zu finden. Ein paar Mal konnte er auch mit seinem guten „First Touch“ den Ball direkt sicher spielen, vor allem, weil Sara oftmals Probleme mit der Dynamik hatte und viel zu spät auf diese Abkippbewegungen reagierte. Was Fitz-Jim zudem auszeichnet, ist seine Fähigkeit, nach einem Pass sofort vertikal zu denken und sich direkt anzubieten, was Sara fast dauerhaft unter extremen Druck setzte.
Ein besonders guter Zugriffsmoment entstand häufig, wenn sich Fitz-Jim in den Sechserraum neben Henderson fallen ließ und ein 2-4-Aufbau entstand. Dadurch konnte Ajax das Zentrum der Gäste so breit ziehen, dass der direkte Passweg – oft von Sutalo – auf Brobbey offen war. Auch die Folgebewegungen waren vielversprechend, da Taylor und/oder Fitz-Jim sofort die Tiefe im Halbraum attackieren konnten – zudem schob auch Sechser Henderson direkt nach.
Ganz gut waren in diesem Kontext auch die Bewegungen von Traoré (und teils Akpom) auf dem rechten Flügel. Situativ rückte er ein, um gemeinsam mit Brobbey eine Pärchenbildung herzustellen. Das hing auch mit einer Problematik im Ajax-Spiel zusammen: Brobbey wurde von den Innenverteidigern gedoppelt, während Sutalo eher selten „High-Risk-Bälle“ spielte. Traoré löste dieses Dilemma, indem er schlichtweg ein 2v2 im Zentrum herstellte. Oft war dies zudem damit verbunden, dass Fitz-Jim höher aufrückte, um zusätzliche Präsenz in der letzten Linie zu schaffen.
Personal schaff Strategie – oder Strategie schafft Personal
Allgemein schien es strategisch darauf ausgelegt, dass Ajax auf den Flügeln Spieler positionierte, die besonders stark im Wandspiel mit dem Gegner im Rücken agieren konnten. Traore und Akpom wurden mehrfach angespielt, sicherten den Ball und leiteten ihn meist auf die durchschiebenden Achter weiter. Auch die Besetzung dieser Positionen war an diesem Tag gut gewählt: Taylor brachte extremes Tempo und Antrittsstärke mit, während Fitz-Jim über herausragende Dribblingfähigkeiten verfügte. Beide zeichneten sich zudem durch ihre Fähigkeit aus, schnelle Tempoveränderungen vorzunehmen und einen sauberen ersten Kontakt zu haben – ideale Voraussetzungen für diese Zuspiele.
Nach Verlagerungen funktionierte die Pärchenbildung am Flügel durch den breiten Flügelspieler und den aufschiebenden Achter zwar durchaus gefällig, doch die Verbindung ins Zentrum war nicht immer gegeben. Besonders Brobbey ließ sich oft sehr weit ballnah fallen, ebenso wie Sechser Henderson. Gleichzeitig verharrten mehrere Spieler passiv auf der ballfernen Seite, wodurch sie ihre Mitspieler regelrecht zu linearem Ausspielen oder Einzelaktionen zwangen.
Ähnlich verhielt es sich mit dem hohen Fokus auf die letzte Linie, besonders im letzten Drittel. Die Niederländer rückten häufig schnell auf und konzentrierten sich eher darauf, Flanken in Empfang zu nehmen, anstatt gezielt für Durchbrüche zu sorgen. Die Strafraumpräsenz war zwar stark – zudem passend von Henderson abgesichert –, jedoch auch vorhersehbar. Hier wäre eine aktivere Besetzung der Zone 14 durch die Achter wünschenswert gewesen, um eine zusätzliche Option neben den Flanken zu schaffen.
Beim 1:0 gelang es Akpom jedoch, vom linken Flügel nach innen zu ziehen und selbst den Abschluss zu suchen. Solche Muster waren zuvor eher selten zu sehen, da Ayhan als Rechtsverteidiger meist geschickt den Abstand zu seinem direkten Gegenspieler verringerte und dadurch die Dynamik aus den Aktionen nahm. Beim Tor jedoch war dies nicht der Fall – zudem zahlte sich die Strafraumbesetzung durch einen Abpraller aus.
Diese Dynamik fand man vor allem nach Ballgewinnen. Besonders die extrem schnellen Flügelspieler suchten sofort die Tiefe, wobei Traoré häufig auf Ballgewinne zockte und direkt in letzte Linie agierte. Wandspieler Brobbey kippte oft ballnah ab, um Verteidiger aus der Kette zu ziehen und zusätzliche Räume zu schaffen – fehlte dadurch jedoch in der Box und so waren inverse Dribblings oft unumgänglich. Gleichzeitig attackierten der ballferne Achter direkt die Tiefe, während ballnahe Spieler unterstützten. So entstand ein sehr gutes Konstrukt für schnelle Umschaltmomente.
Gaaei bearbeitet Galas Pressing
Zudem war besonders interessant, dass Rechtsverteidiger Gaaei immer wieder eine tiefere Position im Laufe der ersten Halbzeit aufsuchte und so eine Dreierlinie mit den beiden Innenverteidigern bildete. Dadurch zog er mehrmals Akgün aus seiner Position, wodurch sich der Pass des Innenverteidigers in die Breite öffnete. Fitz-Jim suchte dann diese Räume durch Ausschieben, und auch Traoré suchte oft in diesen Szenen die volle Breite, um direkt das 1v1 gegen Kutlu suchen zu können.
Spannend war jedoch auch, dass diese höhere Position von Akgün indirekt dazu führte, dass er mehrmals das Pressing auf Sutalo auslösen musste, um den Pass auf Gaaei zu verhindern. Dadurch erhöhte er zwar punktuell den Druck auf die Dreierlinie, aber auch das Risiko im Pressingsystem stieg. Das zahlte sich jedoch nur bedingt aus, denn diese Auslösung des Pressings wirkte teils etwas zu intuitiv und zu wenig geplant, sodass er oft nicht den Deckungsschatten auf Gaaei halten konnte und dieser angespielt wurde. Anschließend konnte Gaaei das Spiel antrieben, wodurch Galatasaray gezwungen war, Mannorientierungen aufzulösen, um wieder Zugriff zu erlangen.
Allgemein schien unklar, was genau der Plan von Galatasaray gegen den Ball war. Zwar lag der Fokus offensichtlich auf der Kontrolle von Passoptionen, doch gerade die Mannorientierungen auf die Achter von Ajax stellten einen entscheidenden Knackpunkt dar, den Ajax immer wieder gezielt anspielen konnte. Dies wurde auch dadurch begünstigt, dass sich die Außenspieler Akgün und Yilmaz so stark darauf konzentrierten, die direkte Eröffnung in die Breite zu verhindern, dass der Halbraum phasenweise nahezu unbesetzt blieb.
Ajax mit Problemen im tiefen Aufbau
Ganz spannend war aber gerade in der Phase nach dem 1:0 – mit vielen Aufbaumomenten aus Abstößen, dass Ajax durchaus Probleme gegen das Angriffspressing von Galatasaeay hatte. Das lag besonders daran, dass Osimhen in diesen Mustern das Pressing auslöste.
Ajax erffnete öft mit einem Pass auf Pasveer, welcher dadurch direkt von Osimhens Bogenlauf unter Druck gesetzt wurde, damit hatte der torspieler seine Probleme. Das lag auch besonders daran, dass Galatasary gegen das 2-4-1-3 ein manndeckendes System wählte und auf dem gesamten Feld 1:1-Duelle suchte.
Gerade dass Mertens nun als zweiter Stürmer im 4-2-4 agierte, erschwerte es dem Torspieler, auf Sutalo zu eröffnen. Oftmals blieb ihm in den ersten Aufbauphasen nur der lange Ball. Ajax bereitete sich darauf jedoch gut vor: Taylor agierte häufig im Zwischenlinienraum, Traoré rückte ein, und Fitz-Jim schob als tiefer Sechser schnell nach. Dadurch konnte er mehrfach den zweiten Ball sichern.
Allgemein wirkte der Zwischenlinienraum als entscheidendes Thema. Torreira startete zwar in einer zwischenlinienräumigen Position, schob aber höher, sobald Osimhen seinen Bogenlauf vollzog. Dadurch konnte Taylor nahezu ohne direkten Gegenspieler agieren.
Torreira orientierte sich mit der Zeit enger an Henderson, da dieser immer wieder von Pasveer angespielt wurde, sich aufdrehen konnte und den Raum nutzte, den sein direkter Gegenspieler durch seinen Pressingweg nicht zugreifen konnte. Teils reichte auch eine Ablage auf Baas, der durch den Bogenlauf von Osimhen nicht markiert wurde, um Gala vor große Probleme zu stellen.
Henderson zeigte zudem eine extreme Qualität auf engem Raum: Immer wieder setzte er den durchschiebenden Fitz-Jim tief ein oder initiierte ein Dribbling. Torreira fand kaum Lösungen gegen Henderson, während Henderson gegen Mertens im höheren Aufbau weniger effektiv wirkte. Es wäre daher fraglich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn der Belgier in diesen Phasen der direkte Gegenspieler geblieben wäre.
Pasveer neigte jedoch dazu, lieber den langen Ball in die Ballung auf der halbrechten Seite zu spielen (manchmal auch nach links). Dies funktionierte oft ganz gut, besonders weil Brobbey mehrmals den Ball sichern konnte. Dennoch verlor man einige Duelle, vor allem gegen den kopfballstarken Sánchez in der Innenverteidigung von Gala. Auch die Außenverteidiger rückten immer wieder sehr gut auf Traoré und Akpom heraus, sodass diese mehrmals den Ball nicht verarbeiten konnten.
Taylor wurde mit der Zeit immer enger von Sechser Sara verfolgt, was seinen Effekt etwas im Zwischenlinienraum einschränkte. Generell fehlten oft die Folgebewegungen aus der Ballung heraus. Man war so auf die Sicherung des Balls fokussiert, dass man keine Tiefe fand. Das Momentum litt insgesamt etwas unter den vielen langen Bällen, da diese das Spieltempo nicht optimal förderten und die Übergänge erschwerten.
Galatasary im 2-4 mit Ball
Gegen den Ball setzte Farioli auf ein 4-1-3-2, das darauf abzielte, die ballferne Seite zu isolieren und die bespielte Seite eng zuzustellen. Besonders auffällig war, dass der rechte Stürmer, Traoré, Bardakçı extrem von der Seite anlief, um den Pass in die Breite auf Linksverteidiger Kutlu zu unterbinden und den Pass auf Sánchez zu forcieren. In diesem Fall löste Brobbey das Pressing aggressiv mit einem diagonalen Winkel.
Dieser diagonale Winkel entstand, weil der ballferne Stürmer immer Torreira auf der Sechs markieren sollte. Aus dieser Position drückte er dann mit Deckungsschattens in den Sechserraum, während Taylor als Zehner diese Position übernahm – was auch sehr gut funktionierte.
Allerdings führte das dazu, dass der Pressingweg von Brobbey auf Sánchez extrem groß wurde, was es dem Innenverteidiger ermöglichte, häufig den Pass auf Rechtsverteidiger Ayhan zu suchen. Dieser wurde dann von Akpom ebenfalls aus einem diagonalen Pressingwinkel – durch seine eingerückte Ausgangsposition – direkt angelaufen. Dies war auch der Knackpunkt: Diagonale Pressingwinkel eröffnen grundsätzlich den Vertikalball.
Ein sehr breiter Außverteidiger kann häufig einen vertikalen Pass zu einem breiten Flügelspieler spielen, aber diese Position war bei Gala nahezu unbesetzt. Daher musste man immer wieder auf den langen Ball aus der Außenverteidiger-Position zurückgreifen, da Ajax es sehr gut verstand, durch das Durchlaufen der Stürmer die Rückpässe zu isolieren. In diesem Kontext es durchaus erstaunlich, dass die Flügelsüieler von Gala Akgün und Yilmaz fast in der kompletten ersten Halbzeit kaum breite Bewegungen asuchten, sondern sich wetigehend im Halbraum postierten. Die Passwege dorthin duwrden aber weitgehend durch den diagonalen Pressignwinkel der Flügelspoeöer von Ajax isoliert.
Vermutlich lag das auch daran, dass besonders Yılmaz eher direkte 1v1-Duelle meidet und lieber in die Tiefe geschickt werden möchte. Dementsprechend suchte er auch keine breite Positionierung. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit suchte besonders Akgün mehr die Breite, tat sich aber im direkten Duell gegen den sehr aggressiv herausverteidigenden Hato schwer – auch weil diese Duelle oft zu isoliert waren und er sich kaum aufdrehen konnte. Es fanden kaum Bewegungen in die Tiefe statt, auch Osimhen suchte diese kaum. Mertens bewegte sich zwar oft auf die ballnahe Seite, aber Henderson isolierte diese Bewegungen sehr gut.
Die besten Aufbaumomente entstanden, wenn Torreira oder Sara sich im Sechsserraum freiliefen und sich dann nach dem Anspiel aufdrehen konnten, denn dann waren auch die Flügelspoeler im Halbraum anspielbar. Hierbei hatte Ajas etwas Probleme, dass man ballfern einrpcjt und den ballfernen Sechser markiert, hier wirkten die Übergaben zum Teil unsauber, besonders Fitz-Jim rückte oft zu wenig ein, sodass Sara diagonal von Sancez angespielt werden konnte.
Im letzten Drittel sah man oft gute Ansätze, denn gerade Osimhen zeigte hier oft seine Qualitäten im Ablagen- und Wandspiel. Die eingerückten Flügelspieler profitierten davon oft und suchten den Raum um Osimhen. Tendenziell fand man jedoch zu wenig die Tiefe. Hier wäre etwas mehr Durchschieben aus dem Zentrum wünschenswert gewesen – das hätte tendenziell das fehlende Puzzle-Teil sein können. Meist kam man über Halbfeldflanken der Sechser in die Box, aber diese verteidigten Sutalo und Baas sehr gut weg.
Die zweite Halbzeit
Im zweiten Durchgang steigerten sich die Gäste. Was sich schon gegen Ende der ersten Hälfte angedeutet hatte, war nun bei Gala im Aufbau ein allgemein sehr breites 2-4-4, bei dem auch Akgün und Yilmaz in die Breite ausschoben. Oft wurden sie auch direkt von den Innenverteidigern gesucht, jedoch verteidigten die Außenverteidiger von Ajax weiterhin sehr gut heraus. Osimhen war bemüht, den Raum zu besetzen, den die Außenverteidiger beim Herausverteidigen öffneten, tat sich jedoch etwas schwer in der Ballsicherung.
Potenziell entwickelte sich bei Gala allgemein mehr eine sehr breite Dreierkette, denn Ayhan agierte nun vornehmlich tiefer. Dadurch wurden die Pressingwege von Ajax in der ersten Pressinglinie deutlich größer, was ihnen etwas mehr Zeit am Ball verschaffte. Über die Breite der ersten Aufbaulinie wollte man immer wieder direkt die Flügelspieler in die Tiefe schicken. Auch Osimhen suchte immer wieder tiefe Bewegungen für lange Anspiele, wurde jedoch zu selten gefunden.
Bei Ajax veränderte sich wenig in der zweiten Halbzeit. Die Probleme nach langen Bällen blieben die gleichen, aber auch die Stärke in der Box sowie im Umschalten war weiterhin präsent, was ihnen auch das 2:0 brachte – wodurch das Momentum von Istanbul erstmal gestoppt wurde.
Danach entwickelte sich ein Spiel, das von sehr vielen Ballbesitzmomenten der Gäste geprägt war. Ajax orientierte sich strategisch immer mehr am Umschaltspiel und überließ Gala weitgehend die Initiative. Besonders im Zentrum legte man einen stärkeren Fokus darauf, die Mannorientierungen noch enger zu fassen. Um Probleme in den Übergaben zu vermeiden, stellte man zudem auf ein 1:1-Pressing auf dem gesamten Feld um und stellte die Duelle im Zentrum besonders eng, um das Spiel auf die Außen zu lenken und Gala weiter zu isolieren. Teils kam man jedoch beim Abkippen von Torreira und Sara zu spät, was die Folgebewegungen nach deren Aufdrehen zu den besten Möglichkeiten für die Gäste machten.
In der Schlussphase stellte Gala nochmals auf ein 2-3-4-1 um, wodurch die Außenverteidiger sowie die Flügelspieler in der Breite auf relativ kleinem Raum agieren konnten und immer wieder über dieses Pärchen auch Dynamik entwickeln konnten, zum Beispiel durch Hinterlaufen. In der Schlussphase schoben auch Torreira und Sara immer wieder in die Box, was zu einer extremen Präsenz führte. Dennoch fand man gerade in den isolierten Duellen am Flügel weiter keine guten Lösungen. Trotz hoher Boxbesetzung verteidigte Ajax extrem gut in der Luft und flache Lösungen fanden kaum ihren Weg.
Das weite Hochschieben der Außenverteidiger erhöhte zudem situativ die Probleme im Umschaltspiel, denn nun waren es nur noch die Innenverteidiger und, situativ, ein Sechser, die die Restverteidigung bildeten. Besonders die Breite war hier nahezu unbesetzt, wodurch Ajax immer wieder über die Flügelspieler umschalten konnte.
Fazit
Galatasaray steigerte sich nach einem misslungenen Start, jedoch vielleicht etwas zu spät. Die Probleme im Aufbauspiel und gegen den Ball waren über weite Strecken sichtbar, doch erst am Ende der ersten Halbzeit fand man gute Lösungen.
Ajax zeigte eine solide, aber doch durchwachsene Leistung. Besonders die langen Bälle aus dem tieferen Aufbau waren oft mangelhaft und trugen dazu bei, dass das Momentum in der zweiten Halbzeit immer wieder zugunsten der türkischen Mannschaft kippen konnte. Trotzdem ist erkennbar, dass Farioli mit dieser Mannschaft eine sehr gute Entwicklung durchläuft, was Hoffnung auf mehr macht – und das gilt auch für Galatasaray und Buruk.
MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübersachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst. Aktuell ist er als Analyst in einem NLZ tätig.