Eine anspruchsvolle Challenge

Regen auf der Dienstfahrt, Regen dann auch am nächsten Tag. Regen in Bonn, Regen in Hamburg und überall auf der Strecke dazwischen, ein nasses Land. Am zumindest theoretisch so schönen Rhein, im Ruhrgebiet, in Münster, in Osnabrück und selbstverständlich in Bremen, in Harburg. Und in Hamburg-Mitte erst recht. Regen am Abend, Regen in der Nacht... Der Beitrag Eine anspruchsvolle Challenge erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Jan 26, 2025 - 14:42
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Eine anspruchsvolle Challenge

Regen auf der Dienstfahrt, Regen dann auch am nächsten Tag. Regen in Bonn, Regen in Hamburg und überall auf der Strecke dazwischen, ein nasses Land. Am zumindest theoretisch so schönen Rhein, im Ruhrgebiet, in Münster, in Osnabrück und selbstverständlich in Bremen, in Harburg. Und in Hamburg-Mitte erst recht.

Regen am Abend, Regen in der Nacht und Regen am Morgen. Da hatte man in den letzten Tagen etwas überaus Verlässliches. Da hatte man eine verlässliche Konstante in unseren zerfaserten Zeiten der Umbrüche. Und wenn man es so sah, wenn man es nur angestrengt genug auf genau diese Art betrachtete, dann gewann der Regen fast einen positiven Aspekt. Aber zugegeben, einfach war das nicht, sich dabei geistig stets auf Kurs zu halten, etwa während man gerade zum fünften Mal am Tag nass wurde.

Es war vielmehr in dieser Endlosschleife etwas herausfordernd. Aber egal, die Challenge heißt nun einmal Januar, so ging es auch als Meme mehrfach durch meine Timelines. Die überaus anspruchsvolle Challenge, bei der man jeden Tag dieses Monats hinter sich bringen muss.

In der Ferne bellte ein Sohn, während ich die letzten drei Absätze schrieb. Irgendwer ist hier an jedem Tag jahreszeitenkonform krank. Denn das Virenkarussell, das fährt immer, immer, immer rundherum. Und das gehört auch zur Szenerie, zur Zeit und also zur Challenge.

1942 oder 1943 war das, die Quellen sind sich nicht einig.

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Am Sonnabendnachmittag dann aber die gänzlich unvermutete Wende. Aufreißender Himmel und eine Helligkeit, die der Stadt seltsam lange erhalten blieb.  Zum ersten Mal wieder Licht zu meiner Spaziergangszeit. Zum ersten Mal wieder einige Motive nebenbei gesehen. Zwischendurch habe ich verwundert und sicherheitshalber die Uhr geprüft, wie passte das eigentlich alles zusammen.

Das Alsterboot "Goldbek" am Anleger Jungfernstieg, blaue Stunde, weiter Himmel

Dennoch keine Vorfrühlingsstimmung ansonsten. Haselblüte hin oder her, das nun doch nicht. Es war noch nicht diese besondere Licht- und Luftveränderung, die wir alle stets am gleichen Tag wahrnehmen, wenn wir die auf einmal laue Luft prüfen, saisonale Witterung aufnehmend wie jene wintergeplagten und ausgehungerten Frühmenschen, die in uns immer noch angelegt sind. Nein, das noch nicht.

Obwohl es in der letzten Woche immerhin schon zwei, drei Momente gab, ganz kurze Momente, schon mit etwas seltsam lieblich klingendem Vogelsang dabei – aber sie waren noch nicht lang und nicht annähernd intensiv genug, diese Momente.

Nein, es kommt alles noch. Vor den Blumenläden die Tulpen, die müssen uns erst einmal reichen.

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Gelesen:

The pathetic billionaire’s club: Paul Krugman über die amerikanischen Milliardäre und über Fuck-Me-Money. Im Abspann zeigt er Tears for fears mit dem Song “Everybody wants to rule the world” auf Latein: “Omnes optant mundum regere.”

Warum auch nicht. Bzw. lateinisch: Quin. Sagen jedenfalls die entsprechenden Dienste. Gewusst hätte ich es selbstverständlich nicht, das Latinum ist etwas länger her und leider hat kein Sohn in der Schule Latein gewählt, keine Chance zur Auffrischung für mich. Ich fand es etwas schade.

Heather Cox Richardson schlägt uns den Bogen von der Ardennenoffensive bis zu Trump. Nebenbei noch nachgelesen: Diese Autorin ist eine erfolgreichsten Newsletter-Schreiberinnen überhaupt, auch in finanzieller Hinsicht. Hier der Wikipedia-Eintrag dazu, mit aus deutscher Sicht erstaunlichen Zahlen.

„Algospeak“ ist das neue und mir wichtig vorkommende Wort für die codifizierte Sprache des Widerstandes auf den Plattformen in den USA: „Why everyone on TikTok is talking about „cute winter boots.

Man wird diesen Begriff jetzt schon für die Geschichtsbücher vormerken können, da können wir sicher sein. Und ein wenig schade finde ich es gerade, dass ich die Szenen, Absätze und Augenblicke, in denen diversen Bloggerinnen, Podcasterinnen und anderen online präsenten Menschen aus den USA in den letzten Tagen klar wurde, dass sie nun im Widerstand sind, nicht rechtzeitig ausgeschnitten, abgelegt und gesammelt habe.

Es wäre eine bewegende Sammlung geworden, denke ich, aber sicher macht das noch irgendwer. Vielleicht mit einem Zitat in der Überschrift, das in mehreren dieser Artikel und Aufnahmen vorkam, als es um die Maßnahmen und die Situation ging, um die kommende Zeit auch: „… for the dark days ahead.“

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Ansonsten immer weiter im Hörbuch „Lektionen“ von Ian McEwan. Weiterhin sehr angetan davon. Wunderbar ablenkend ist das, und es sind noch viele Stunden vor mir, eine üppige Restlaufzeit.

Wie neulich bereits erwähnt, ich höre die Bücher, das passt noch zu meinen gestrigen Links, nicht mehr über Spotify, sondern mittlerweile durchweg über die Dienste der öffentlichen Bibliotheken oder über die ARD-Audiothek.

Besser ist das.

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