Jahresausklang mit Siechtum

Zeitverrinnung | Wieder eine Woche um. Na sowas. Siech | Von der letzten Dienstreise des Jahres kehrte ich malade zurück. Schon im Schwäbischen zeigten sich erste Symptome, nach meiner Rückkehr zeigte ein Infekt sein komplettes Leistungsportfolio: erst Husten, dann Rotz, dann noch mehr Husten, dann Stirnhöhlen, wilder Husten, jetzt Heiserkeit – ein bunter Strauß der Möglichkeiten! […] The post Jahresausklang mit Siechtum first appeared on Draußen nur Kännchen.

Jan 26, 2025 - 14:42
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Jahresausklang mit Siechtum

Zeitverrinnung | Wieder eine Woche um. Na sowas.


Siech | Von der letzten Dienstreise des Jahres kehrte ich malade zurück. Schon im Schwäbischen zeigten sich erste Symptome, nach meiner Rückkehr zeigte ein Infekt sein komplettes Leistungsportfolio: erst Husten, dann Rotz, dann noch mehr Husten, dann Stirnhöhlen, wilder Husten, jetzt Heiserkeit – ein bunter Strauß der Möglichkeiten! Ich verbrachte das Wochenende siechend auf dem Sofa und schaute die Hape-Kerkeling-Doku (großartig), Hape Kerkeling bei Inas Nacht (auch großartig), außerdem zahlreiche Adels-Fachfilme, die mich in ein leichtes, genesungsförderndes Delir versetzten.


Rückschau | Im Schwäbischen, wo ich arbeitete und nächtigte, war es, als hätte jemand die Zeit angehalten – just in dem Jahr im letzten Jahrtausend, als mein Großonkel, 1906 geboren, 80 wurde und die Familie auf ein Wochenende im Harz einlud. Die Anfahrt im Audi 100 in Tannenwaldgrün. Der Besuch eines Bergwerks. Die Damen im wadenlangen Bleistiftrock, die Oma mit Kopftuch. Das Hotelzimmer mit Sisaltapete und Cordsessel. Die Rezeption, eingelassen in eine holzvertäfelte Nische, führte direkt in die Schankstube. Die Abende in der Gastwirtschaft, die Luft zigarrenrauchschwanger. Das Schwimmbad, ein warmer Ort mit moorbraun gekachelten Wellen.


Danke | Vielen Dank an den:die unbekante Schenkende, die mir The Worst is Over: What To Say When Every Moments Counts von meiner Wunschliste hat zukommen lassen. Ich habe mich sehr gefreut!


Leser:innenfrage | Eine Frage aus der unverbindlichen Themen-Vorschlagsliste: „Wie halten Sie es mit Weihnachtsgeschenken in der Familie und mit Freunden?“

Wir beschenken uns. Dieses Weihnachten werden am ersten Feiertag alle zu uns kommen, es wird ein buntes Durcheinander sein: Kinder, Alte, Mittelalte, Eltern, Großeltern, eine Tante, ein Cousin, Freunde, Bekannte. Ich habe gesagt: Wir sind da, kommt einfach alle, kommt den ganzen Tag oder „nur mal kurz vorbei“. Es wird Kuchen auf dem Tisch stehen, später Suppe, es wird Limonade und Champagner geben, und wenn wir nichts mehr haben, haben wir immer noch Toastbrot mit Butter. Im Wohnzimmer wird ein Baum stehen, drei Meter hoch, und wir werden alles reinhängen, was wir haben. Für alle, die kommen werden und kommen könnten, habe ich ein Geschenk. Ich schenke nämlich sehr gern; etwas zu verschenken ist noch besser, als etwas geschenkt zu bekommen.


Ausklang | Das Jahr läuft aus, und es ist ausgesprochen annehmlich, dass sich die Geschwindigkeit seit meiner Rückkehr aus dem Schwäbischen rapide verlangsamt. Nicht nur ich bin krank, auch die Kundschaft. Termine werden abgesagt und verschoben. Andere Dinge sind plötzlich nicht mehr so wichtig: „Es genügt doch, wenn wir nächstes Jahr sprechen, oder?“ Allerorten Jahresendmüdigkeit. Mir ist es recht.

Heute verfolgte ich die Mission „Halsaufwärts Tippitoppi“: erst Bonusheft-Termin bei der Zahnärztin, dann Besuch bei der Friseurin. Ich bin nun anerkannt unkariös, frisch zurückgeschnitten und aufgeflauscht, bereit für Weihnachten.

Beine auf einem Zahnrztstuhl, davor das Tablett mit Zahnarztwerkzeug

Rührung | In den vergangenen Tagen erhielt ich eine schöne E-Mail von einer Blogleserin, aus der ich kurz zitieren möchte:

[…] ich wollte eigentlich schon nach „Und nu?“ kommentieren und schreiben, dass ich von all den Blogs, die ich gern lese, Ihren vielleicht am liebsten mag und das vor allem deshalb, weil er trotz allen Gründen, die dagegen sprechen, meist einen Grundoptimismus versprüht, den ich äußerst wohltuend finde. So ein wohliges Gefühl, das allerdings nicht in rein positiver Seligkeit endet, sondern durchaus anspricht, dass es ziemlich viele Dinge anzupacken gibt.

Das ist ein so wunderbares Kompliment! Genauso so möchte ich verstanden werden, genau das möchte ich mitteilen: Zuversicht. Lasst uns zuversichtlich bleiben, immer. Lasst uns gemeinsam traurig sein und uns dabei fröhliche Geschichten erzählen. Lasst uns freundlich sein, herzenswarm, hilfsbereit, zupackend.


Gelesen | Tell me everything von Elizabeth Strout, gekauft im Herbsturlaub in Den Haag. Es ist ein Lucy-Barton-Buch, in dem Lucy aber nur Nebenfigur ist. Im Mittelpunkt stehen ihr Nachbar und Spaziergefährte Bob Burgess und mit ihm das restliche Dorf, vor allem die alte Olive Kitteridge und Matt Beach, dessen Mutter tot in einem Teich gefunden wird. Es ist ein typischer Strout: ein Mosaik kleiner Geschichten und Begebenheiten, die sich zu einem Ganzen fügen, zusammengewoben von einem kleinen roten Faden. Diesmal gibt es sogar einen Kriminalfall. Ich habe das Buch gerne gelesen, auch wenn es nicht das beste von Elizabeth Strout ist. Eine gute Unterhaltung.

Gelesen | „Ich habe den Beruf geliebt“ – über Bürgermeister im Burnout.


Schweine | Klare Körpersprache am Futternapf, so wichtig. Sonst könnte noch jemand auf die Idee kommen, sie seien satt.

Drei Meerschweine in der Stalltür. Das mittlere Schwein hat seine Pfote auf dem Futternapf abgestellt.
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