Meta behält Faktencheck in Deutschland bei – vorerst
In den USA setzt Meta Faktenchecks aus, die Content-Moderation wird drastisch eingeschränkt und User sollen mit Community Notes Inhalte einordnen. Außerhalb der Vereinigten Staaten aber bleiben die Faktenchecks zunächst vorhanden.
Auf allen Meta-Plattformen gibt es 2025 einen heiß diskutierten Kurswechsel. CEO Mark Zuckerberg kündigte diesen vor wenigen Wochen in einem erstaunlichen Video an und erklärte unter anderem Faktenchecks für überkommen, die Content-Moderation als zu streng und sprach sogar von Zensur durch andere Länder, Institutionen, Meta selbst und die US-Regierung der vergangenen Jahre.
Vom Vorbild X ist im Video die Rede, von zu strengen Regeln in Europa, von geheimen Gerichten in Lateinamerika und von einem „globalen Trend“ zur Einschränkung von US-Unternehmen. Dieser Entwicklung könne man nur mit der Hilfe der US-Regierung entgegensteuern. Mark Zuckerberg befeuert damit die Allmachtsfantasien von Donald Trump und Elon Musk im MAGA-Stil und lässt Meta auch personell verändern. Die Zeit der Faktenchecks ist vorbei. Doch außerhalb der USA sollen diese Faktenchecks zumindest für die nächste Zeit noch Bestand haben.
Meta:
Abschaffung der Faktenprüfung, Machtverschiebung und Anpassung an politische Strömungen
– was sich jetzt ändert
In Deutschland bleiben Faktenchecks von Meta: Wie lange, ist unklar
Wie die Tech Publisher Bloomberg und TechCrunch berichten, wird Meta außerhalb der USA vorerst keine Faktenchecks aussetzen. Metas Head of Global Business Nicola Mendelsohn erklärte Bloomberg:
We’ll see how that goes as we move it out over the year. So nothing changing in the rest of the world at the moment, we are still working with those fact checkers around the world.
Damit können sich die Länder in Europa und anderen Regionen zunächst noch über die hilfreichen Faktenchecks freuen, die Inhalte durch unabhängige Organisationen einzuordnen helfen. Grundsätzlich möchte Meta, in den USA, dem Vorbild von X folgen und möglichst wenig Content moderieren, keine Faktenchecks einsetzen und Inhalte durch Community Notes, also Einordnungen durch qualifizierte User, mit mehr Kontext versehen. Das birgt jedoch die Gefahr, dass Hate Speech zunimmt, Fake News nicht oder zumindest deutlich seltener als solche zu erkennen sind und die Informationsverbreitung von Bad Actors manipuliert wird – wie es auf X zuweilen schon der Fall ist.
Gerade in der EU dürfte Meta Schwierigkeiten haben, einen solch drastischen Kurswechsel umzusetzen. Denn die EU-Gesetze sehen strenge Kontrollen vor. So fordert zum Beispiel der Digital Services Act unter anderem die „Transparenz von Entscheidungen und Anordnungen zur Entfernung von Inhalte“ sowie „öffentlich zugängliche Berichte über die Verwendung der automatisierten Moderation von Inhalten und deren Fehlerquote“ und eine „Harmonisierung der Reaktionen auf illegale Online-Inhalte“. Zudem unterrichtet Reuters darüber, dass diverse Plattformen wie Facebook, X, YouTube, Dailymotion, Instagram und LinkedIn einem EU Code of Conduct zugestimmt haben, nach dem Hate Speech auf den betreffenden Plattformen besser bekämpft werden soll.
The Code of conduct was signed by:
Dailymotion
https://t.co/8fB3fNX2Ht
Microsoft hosted consumer services
Snapchat
Rakuten Viber
TikTok
Twitch
X
YouTube
Read more about their commitments: https://t.co/4p7lauA65w— European Commission (@EU_Commission) January 20, 2025
Die Plattformerfahrungen in der EU – die von Metas Mark Zuckerberg und X-Eigner Elon Musk zuletzt hart kritisiert wurde – und in den USA könnten sich daher zunächst deutlich voneinander unterscheiden. Eine Timeline für die mögliche Umsetzung von Metas neuen US-Regeln in anderen Regionen gibt es bisher noch nicht. Die Digitalpolitik der nächsten Monate und Jahre dürfte für viele Umstrukturierungen und nicht zuletzt Klagen sorgen.
Metas kontroverse Community Notes:
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