KI-Jahr 2025: Was wird’s Neues geben für Firmen?

Welche neuen Fähigkeiten erlangt Künstliche Intelligenz in den kommenden 12 Monaten? Und wie können Unternehmerinnen und Unternehmer da mithalten? Drei Fachleute geben Antworten. The post KI-Jahr 2025: Was wird’s Neues geben für Firmen? appeared first on impulse.

Jan 21, 2025 - 12:41
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KI-Jahr 2025: Was wird’s Neues geben für Firmen?
„Man kann jedes Unternehmen mit KI effizienter aufsetzen“ Tristan Post entwickelt KI-Strategien für Unternehmen und lehrt an der Technischen Universität München die Anwendung von KI. impulse: Welche KI-Themen werden 2025 für Unternehmerinnen und Unternehmer wichtig? Tristan Post: In diesem Jahr sollten Geschäftsführungen definitiv das regulatorische Thema auf dem Schirm haben. Der AI Act der EU wurde im August 2024 verabschiedet. Nun treten die ersten beiden Kapitel in Kraft. Unternehmen dürfen ab Februar keine verbotenen KI-Systeme mehr verwenden. Dieses Verbot dürfte für die meisten Mittelständler keine Auswirkungen haben. Eine zweite Regelung, die ab Februar in Kraft tritt, hingegen schon: Unternehmen müssen ihre Belegschaften im Umgang mit KI schulen und für ein entsprechendes Maß an KI-Kompetenz sorgen. Wie genau das geprüft werden soll, ist allerdings noch gar nicht ganz klar. In Deutschland hat sich die zuständige Behörde, die Bundesnetzagentur, noch nicht entsprechend aufgestellt. Unternehmen sind mal wieder auf sich gestellt, werden in den kommenden Monaten verpflichtet, wirklich etwas zu tun. Rechtssicherheit ist künftig nicht mehr nur „nice to have“. Was erwarten Sie darüber hinaus? In diesem Jahr wird sich herausstellen, ob KI nur ein Hype ist oder ob es Unternehmen endlich schaffen, einen Return on Investment mit KI zu erzielen. Wenn es nicht gelingt, den Mittelstand an die Technologie heranzuführen, brechen den KI-Firmen die Endkunden weg. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, noch konkurrenzfähig zu bleiben und mit dem internationalen Markt mithalten zu können. Der Druck wird immer größer, gerade bei den derzeitigen wirtschaftlichen, geopolitischen und regulatorischen Unsicherheiten. Ich erwarte, dass wir einige Insolvenzen sehen werden. In diesen Zeiten heißt es zusammenhalten: Unternehmen sollten überlegen, wie sie sich mit Partnern gegenseitig unterstützen können. Wie können Unternehmen 2025 mithalten? Wichtig ist für Geschäftsleitungen, sich zu überlegen: Was wird in zwei bis drei Jahren möglich sein? Wir orientieren uns immer daran, wo die Technologie jetzt ist. Das ist ein Fehler. Denn die Früchte seiner heutigen Bemühungen wird ein Unternehmen erst in zwei bis drei Jahren ernten. Also muss ich mir als Mittelständler überlegen, was wir in zwei bis drei Jahren mit KI machen können. Die Technologie entwickelt sich momentan rasend schnell. Wie können Unternehmerinnen und Unternehmern da einschätzen, was in ein paar Jahren relevant werden wird? Bei derartigen strategischen Entscheidungen hilft es immer, die Perspektive zu wechseln. Ich kann mich zum Beispiel fragen: Wenn ich mein Unternehmen heute von Grund auf neu aufbauen könnte – wie würde ich mich mit den Möglichkeiten von heute aufstellen? Die Frage hilft, nicht an den bestehenden Strukturen der Firma zu hängen. Eine zweite hilfreiche Frage ist: Wie sieht das Unternehmen aus, das uns in zwei oder drei Jahren vom Markt verdrängen könnte, und wie setzt diese Firma KI ein? Warum hilft es, sich die eigene Verdrängung vorzustellen?  Weil das Szenario für bestehende Firmen eine reale Gefahr ist. Ich bin der Überzeugung, dass man jedes Unternehmen, das seit zehn Jahren oder vielleicht sogar nur seit fünf Jahren am Markt ist, mit KI effizienter aufsetzen kann. Das heißt auch: Unternehmen müssen KI nutzen, um ihre Kosten zu senken und die Qualität zu erhöhen. Sonst kommt eben jemand anderes und treibt sie aus dem Markt. Welche technologischen Fortschritte erwarten Sie in den kommenden Monaten?   Eines der großen Themen für 2025 sind Agenten: Die KI wartet nicht mehr passiv auf Anweisungen, sondern wird aktiv handeln und selbständig Aktionen für uns durchführen können. Das Spannende an Sprachmodellen ist: Sie ermöglichen uns, in unserer gewohnten Sprache mit Technik und Objekten zu kommunizieren. Dadurch wird es viel intuitiver. Dass die Systeme nun selbstständiger werden, ist der logische nächste Schritt. Jedoch werden wir dabei noch immer in der Kontrolle bleiben. Die Agenten übernehmen Andreas Liebl ist Geschäftsführer der Initiative Applied AI, die mittelständische Firmen bei KI-Projekten berät und begleitet. „Zwei Fragen werden Unternehmer in den kommenden Monaten begleiten. Die erste hat wahrscheinlich schon im vergangenen Jahr viele beschäftigt: Wie bekomme ich Künstliche Intelligenz in meinem Unternehmen solide in die Anwendung? Das gelingt hoffentlich in diesem Jahr einer relevanten Menge von Unternehmen. Immer drängender wird 2025 eine zweite Frage: Wie ermutige und ermächtige ich mein Team, die Tools in ihre Arbeitsroutinen zu integrieren? Mittlerweile dürfte bei vielen die Erkenntnis gereift sein: Künstliche Intelligenz ist anders als die Softwareprogramme, an die wir uns jahrzehntelang gewöhnt haben. Geschäftsführungen müssen KI 2025 programmatisch ins Unternehmen bringen. Ich kann nicht mehr erratisch hier ein Programm einführen und dort etwas anderes ausprobieren. Denn neben den vielen kleinen Aufgaben, bei denen vor allem generative KI schon assistieren kann, wird 2025 ein neuer Trend dazukommen: KI-Agenten. Das sind Systeme, die ganze Arbeitsabfolgen autonom übernehmen können. Ich erwarte zum Beispiel Programme, die aus den relevanten Datenquellen automatisiert Reports erstellen, ohne dass ein Mensch jeden einzelnen Arbeitsschritt anweisen muss. In den zurückliegenden Monaten haben wir schon ein drastisches Wachstum der Fähigkeiten solcher agentenbasierten Systeme gesehen. Ich gehe davon aus, dass die Technologie in wenigen Monaten einsatzbereit für den täglichen Gebrauch in Firmen ist.“ Mehr zum Thema Angst vor KI KI-Angst im Team? So reagieren Sie klug auf Unsicherheiten „Werturteile können uns die Maschinen nicht abnehmen“ © Felix Schmitt Katharina Zweig ist Informatik-Professorin an der RPTU Kaiserslautern und schreibt nebenher Bücher, in denen sie Laien Künstliche Intelligenz erklärt. impulse: Was erhoffen Sie sich vom KI-Jahr 2025? Katharina Zweig: Künstliche Intelligenz wird momentan sowohl unterschätzt als auch überschätzt. Wir benötigen zum Beispiel dringend mehr Forschung dazu, was Sprachmodelle gut können und wo sie an ihre Grenzen stoßen. Für mich sind es heute sehr gute Assoziationsmaschinen. Wenn ich einen Brief auf Englisch schreiben muss und mir mit den Höflichkeitsstrukturen unsicher bin, dann ist ein Sprachmodell genau die richtige Software für Vorschläge. Und wofür eigenen sie sich weniger? Zu hoch sind die Erwartungen an die Maschinen vor allem bei Werturteilen. Das sind die Situationen, in denen sich Menschen als Experten nicht einig sein müssen, wir uns aber auch nicht beliebig uneins sein dürfen. Zum Beispiel Leistungsbewertungen: Als Professorin kann ich eine Hausarbeit nicht mit einer Eins bewerten, auf die ein Kollege eine Fünf geben würde. Aber es gibt einen Spielraum, in dem wir uns uneinig sein dürfen; den handeln wir Menschen ständig neu aus. Ich beobachte, dass der Wunsch groß ist, solche Aufgaben der KI zu überlassen, aber diese Einschätzungen können uns die Maschinen nicht abnehmen. Es gibt gute Gründe dafür, KI nicht zu viel Autonomie zu geben. Welche sind das? Unsere Welt ist so wahnsinnig komplex, dass wir der Maschine weder vollständig beschreiben können, wie sie sich in ihr verhalten soll, noch können wir ihr genug Beispieldaten geben, um sie zu verstehen. Eine Künstliche Intelligenz kann daher kein für immer funktionierendes Weltmodell aufbauen. Deswegen bin ich skeptisch, was die sogenannten Agentensysteme angeht. Welche Probleme bringt das mit sich?  Künstliche Intelligenz wird in der Welt da draußen Entscheidungen gegen den „gesunden Menschenverstand“ treffen. Wenn diese KI-Agenten nun miteinander wechselwirken sollen, wird das in drei bis vier Jahren so richtig knallen. Und dann wird es wieder einen KI-Winter geben, in dem viele lieber die Finger von der Technologie lassen. Die eigentliche Macht für Unternehmen steckt in der effizienten Automatisierung von Prozessen, die wir bisher nicht automatisieren konnten. An welche Aufgaben denken Sie? Ich hoffe darauf, dass ich nie wieder ein Reisekostenformular selbst ausfüllen muss, sondern einfach nur meine Belege auf einen Scanner lege. Die Software soll dann erkennen, ob das eher eine Übernachtung war oder eher eine Taxi -Quittung und kann den Beleg automatisch der richtigen Dienstreise zuordnen. Dass sie mit dieser Art von unstrukturiertem Material überhaupt umgehen kann, das ist die eigentliche Revolution. Bei Aufgaben wie diesen unterschätzen wir die transformative Kraft der Technologie. Mehr zum Thema KI als Entscheidungshilfe Wo KI Entscheidungen treffen kann – und wo besser nicht Wie wird sich das Arbeiten 2025 darüber hinaus verändern?  Wir werden zum Beispiel mehr gut gemachte Vorträge oder Buchcover von Leuten sehen, die sich bisher kein professionelles Design dafür leisten konnten. Künstliche Intelligenz führt daher bei einigen Dienstleistungen zu einer Demokratisierung. Müssen Kreative dann um ihre Jobs bangen? Meine Beobachtung ist: Wenn eine Technologie in die Welt kommt, die Menschen Zugang zu etwas gibt, was sie sich sonst nicht geleistet hätten, dann gibt es meistens auch ein neues Luxussegment. Das sehen wir seit Ewigkeiten:  Zur Zeit des Jugendstils konnte man plötzlich viel billiger kunstvolle Schalen und Becher herstellen, die sich mehr Menschen leisten konnten. Für die Eliten wurden daraufhin kompliziertere Keramiken als Luxusprodukte hergestellt. So eine Entwicklung wird es sicherlich auch mit KI geben – ich sehe im Moment zum Beispiel viel textile Kunst, die hat die KI noch nicht gemeistert.

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