Meta-Analyse verschiedener Studien: Kann Selbstkontrolle uns zufriedener machen?

Eine niederländische Forscherin kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen glücklicher sind, die viel Selbstkontrolle walten lassen. Warum das so ist – und welches Missverständnis den meisten von uns hier häufig im Weg steht.

Feb 5, 2025 - 17:11
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Meta-Analyse verschiedener Studien: Kann Selbstkontrolle uns zufriedener machen?

Eine niederländische Forscherin kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen glücklicher sind, die viel Selbstkontrolle walten lassen. Warum das so ist – und welches Missverständnis den meisten von uns hier häufig im Weg steht.

Selbstdisziplin hat aktuell keinen leichten Stand. Vor allem auf Social Media sind gerade Themen wie das Soft Life präsenter, also kurz gesagt: weniger Härte gegen uns selbst. Aber macht uns das wirklich zufriedener? Sind wir glücklicher, wenn wir in den Tag hineinleben – oder wenn wir Disziplin walten lassen und unser Leben akribisch planen? Und: Schließen die beiden Dinge einander überhaupt zwangsläufig aus?

Darum kann Selbstkontrolle uns so guttun

Zumindest auf die ersten Fragen will die Psychologie-Professorin Denise de Ridder von der niederländischen Universität Utrecht eine Antwort gefunden haben. Dazu hat sie sich mehrere Studien zum Thema Selbstkontrolle und Zufriedenheit angeschaut und ausgewertet. Dabei fand sie heraus: Unterm Strich sind Menschen offenbar tatsächlich glücklicher, wenn sie ein gewisses Maß an Selbstdisziplin walten lassen, um ihre Ziele zu erreichen.

Wer das eigene Leben gut strukturiert, hat laut Denise de Ridders Meta-Analyse meist auch bessere soziale Beziehungen – denn dafür braucht es zumindest ein Stück weit Organisation. Und wer eher diszipliniert ist, erlebt auch weniger innere Konflikte – denn spontane Versuchungen lenken dann weniger ab. Und Menschen, die auf klar definierte Ziele hinarbeiten, erleben häufiger Flow-Erlebnisse als andere, was laut der Autorin langfristig zufriedener machen kann.

Wie viel Härte braucht Selbstdisziplin?

Das klingt alles logisch und nicht so widersprüchlich, wie man anfangs vermutet hätte. Wir bringen Disziplin nur eben häufig mit Härte und dem bedingungslosen Einhalten von starren Regeln in Verbindung. Aber die Ausführungen der niederländischen Psychologin machen deutlich: Darum muss es bei Selbstkontrolle gar nicht unbedingt gehen.

Ja, manchmal kann es sinnvoll sein, auf etwas zu verzichten, wenn wir ein bestimmtes Ziel erreichen wollen, das uns wichtig ist. Vielleicht möchten wir für eine große Reise sparen, die uns viel bedeutet, und entscheiden uns dazu bewusst dafür, auf Impulskäufe zu verzichten. In dem Fall wird uns der Bucketlist-Urlaub wahrscheinlich langfristig zufriedener machen, als die zwölfte Crossbody-Bag aus dem Sale es tun würde.

Wir brauchen Ziele, damit Disziplin einen Sinn hat

Das scheint also der entscheidende Punkt zu sein: Wir brauchen offenbar einen guten Grund, um diszipliniert zu sein. Wenn wir beispielsweise wissen, dass wir ein bestimmtes Lebensmittel nicht gut vertragen, obwohl es uns so gut schmeckt, wird uns etwas Selbstbeherrschung am Ende vermutlich ein besseres Gefühl geben – und vor Bauchschmerzen bewahren.

Es geht also nicht um Härte zum Selbstzweck, also darum, um jeden Preis auf etwas zu verzichten, was uns eigentlich Freude bereitet. Oder darum, uns jeden Spaß zu verbieten, weil wir uns etwas beweisen möchten.

Aber wenn wir uns bestimmte Dinge vornehmen und uns Ziele setzen, die uns guttun und die auf unsere persönlichen Werte einzahlen, dann kann Selbstkontrolle ein hilfreiches Werkzeug sein, um diesen Zielen ein Stück näherzukommen. Und wenn wir das Ganze so betrachten, gibt es auch eigentlich gar keinen Widerspruch mehr zum Soft Life – also dem entspannten Leben, in dem wir nicht unnötig hart zu uns sein wollen, sondern mehr auf unser Inneres hören möchten.