Lächeln und winken

Weiterhin krank. Es wird etwas langweilig, aber ich bin beim Hörbuch dennoch erst bei 52%, was mehr als merkwürdig ist. Und die Frage, wie oft am Tag man einschlafen kann, sie scheint nach wie vor nicht abschließend geklärt zu sein. Zustandsbedingt habe ich also nicht pflichtgemäß gegen das weitere Kippen der Parteien, des Staates, der... Der Beitrag Lächeln und winken erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Feb 2, 2025 - 08:19
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Lächeln und winken

Weiterhin krank. Es wird etwas langweilig, aber ich bin beim Hörbuch dennoch erst bei 52%, was mehr als merkwürdig ist. Und die Frage, wie oft am Tag man einschlafen kann, sie scheint nach wie vor nicht abschließend geklärt zu sein.

Zustandsbedingt habe ich also nicht pflichtgemäß gegen das weitere Kippen der Parteien, des Staates, der Gesellschaft und der allgemeinen Stimmung nach rechts mitdemonstriert. Aber ich sah in den Timelines die vielen Bilder und die Berichte aus etlichen Orten und fand diese immerhin erfreulich. Ich saß gewissermaßen lächelnd und winkend vor dem Bildschirm.

So nährt man sich seelisch von wenigem. Man braucht auch sonst fast nichts, wenn man krank ist. Man fährt allgemein die Bedürfnisse deutlich zurück, und das sogar freiwillig. „Nur etwas Taube, etwas Franzbrot“, wie es schon bei den Buddenbrooks zur passenden Diät in Krisenfällen hieß, vom kundigen Dr. Grabow souverän verordnet.

Aber apropos Dr. Grabow. Alle paar Jahre darf ich vielleicht eine Geschichte wiederholen. Es gibt doch gelegentlich zwei, drei neue Leserinnen, die nicht alles schon kennen und textfest mitsingen können. Eine Geschichte mit Bezug zum Thema Fiktion und Realität und sicher auch zur manchmal drängenden Frage der Glaubwürdigkeit des eigenen Lebens.

Eine Winzigkeit ist es nur. Aber doch eine, bei der ich mich immer wieder fragen könnte, ob ich echt bin, ob das alles hier seriös ausgeführt sein kann und wie unfassbar flach die Scherze der Wirklichkeit eigentlich herumalbern dürfen.

Und zwar geht es um das alte Genre des Witzes mit Nachnamen. Dafür ist der Dr. Grabow bei Thomas Mann nun gerade kein gutes Beispiel, der kommt eher harmlos daher und einen Scherz kann ich in seinem Namen nicht erkennen. Auch nicht mit Lübecker Orts- und Spezialkenntnis. Die Welt der Erzählungen bietet jedoch genug Beispiele für manchmal mühsam durchdacht erfundene Nachnamen der Figuren, die in der Sekundärliteratur dann seitenlang ausgedeutet werden und Gott weiß welche tiefe Bedeutung tragen.

Als ich damals nach dem Abitur von Lübeck nach Hamburg zog, suchte ich mir einen Hausarzt um die Ecke. Das machte man damals noch so, man ging einfach irgendwo hin. Die Praxen nahmen in jenen Jahren noch alle Patienten auf, es war noch lange kein Thema, dass sie überfüllt sein könnten, dass man eine Ärztin oder einen Arzt lange suchen musste. Dieser Arzt hieß Dr. Lau.

Als ich einige Jahre später während meiner ersten Ehe aufs Land zog, suchte ich mir in der kleinen Stadt ebenfalls einen Arzt, und natürlich nach der gleichen Methode. Ich ging also einfach da rein, wo Arzt dranstand. Und dieser Arzt hieß dann Dr. Mau.

Das ist alles. Aber heute noch, mehrere Jahrzehnte später, sitze ich manchmal so herum und aus dem Nichts fallen mir diese beiden Namen wieder ein. Ich sage sie sie mir dann laut auf, Dr. Lau und Dr. Mau. Ich habe die beiden Namen noch untereinander gestempelt im Impfausweis. Und ich lache recht zuverlässig.

Denn es kann und kann doch alles nicht ernstgemeint sein. Wenn so etwas da draußen möglich ist, außerhalb eines Drehbuchs oder eines Romans.

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Ansonsten heute nur ein paar Links, ich erlebe gerade nichts. Wenn Sie nur Zeit für einen Link haben, nehmen Sie bitte den letzten.

Ein Tagesschau-Video: Annette Dittert über fünf Jahre Brexit.

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Ein weiterer Aspekt der so unterirdisch niveaulos diskutierten Frage, welcher Mensch sich mit wessen Genehmigung wohin bewegen darf oder soll: Über den auch durch Europa ausgelösten Pflegenotstand in Ghana. Audio vom Deutschlandfunk, sechs Minuten.

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Ein Kalenderblatt über den lettischen Widerstandskämpfer Janis Lipke. Fünf Minuten Antifa, so viel Zeit muss auch sein.

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Der US-Autor Garrett Graff schreibt über den Putsch durch Musk: “Imagining how we’d cover overseas what’s happening to the U.S. right now.” (Via Katharina Borchert auf Bluesky)

Nach der Lektüre vielleicht auch kurz überlegen, wie deutsche Medien über die ersten Tage der neuen Präsidentschaft berichtet haben. Mit welcher Vorsicht,  mit welch überaus dezenten Formulierungen.

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