Verbraucherabstimmung: Zweifelhafter Ruhm: Orangensaft von Granini ist die Mogelpackung 2024
Die "Rezeptänderung" des Orangensafts von Granini sorgt für Unmut unter Verbrauchern. Was der Hersteller geändert hat und wieso ihm das den Award der Mogelpackung 2024 einbrachte.
Die "Rezeptänderung" des Orangensafts von Granini sorgt für Unmut unter Verbrauchern. Was der Hersteller geändert hat und wieso ihm das den Award der Mogelpackung 2024 einbrachte.
Orangensaft und Kaffee sind die Frühstücksdrinks schlechthin – Zuckerwasser eher weniger. Doch genau damit füllt Granini seit vergangenem Jahr seinen "Trinkgenuss Orange" zu 50 Prozent auf. Und das versuchte der Hersteller auch noch geschickt zu vertuschen, indem die Etikettierung fast gleich blieb. Lediglich die Kennzeichnung, dass es sich um 100-prozentigen Orangensaft handele, verbannte Granini. 15.694 der 32.441 abstimmenden Verbraucherinnen und Verbraucher fanden das derart frech, dass sie den Zuckerwasser-O-Saft-Mix zur Mogelpackung des Jahres 2024 wählten.
Klimawandel setzt Saftproduzenten unter Druck
Denn am Preis änderte Granini nichts. Gegenüber der Verbraucherzentrale Hamburg erklärt Granini in seiner Stellungnahme, dass eine Kombination aus geringer Ernte bei steigender Nachfrage zu einem starken Anstieg der Rohstoffpreise geführt hätte. Die schlechten Ernten führt das Unternehmen auf Extremwetterbedingungen zurück, die durch den Klimawandel bedingt seien. Um den Preis des Produkts stabil halten zu können, habe sich das Unternehmen deshalb entschieden, den Orangensaft durch Nektar zu ersetzen.
Mogelpackung 2024: Zweiter bis fünfter Platz
- Lebensbaum: Tomaten-Gewürzsalz
- Cremissimo: Bourbon-Vanilleeis
- Dove: Duschcreme
- Biscotto: Waffelblättchen von Aldi Nord
Granini ist natürlich nicht der einzige Hersteller, der steigende Preise an die Kundinnen und Kunden weitergibt. Auf dem zweiten Platz folgt mit 6892 Stimmen das Tomaten-Gewürzsalz Lebensbaum von Ulrich Walter, dessen Inhalt von 150 auf 80 Gramm schrumpfte. Sein Preis stieg hingegen von 2,99 auf 3,99 Euro, was einer Preiserhöhung von 150 Prozent entspricht. Fast schon dreist: Der Luftanteil in der neuen Packung beträgt 40 Prozent.
Der britische Konzern Unilever ist gleich mit zwei Produkten vertreten. Auf Platz drei liegt die Eiscreme Cremissimo Bourbon-Vanille, deren Inhalt 2024 von 1300 auf 900 Milliliter schmolz – bei gleichem Preis. Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen also 44 Prozent Aufschlag. Noch mehr bezahlen sie für Dove-Pflegeduschen, deren Inhalt von 250 auf 225 Milliliter schrumpfte. Hier stieg der Preis sogar so stark an, dass Sie nun das doppelte für eine Tube bezahlen. Kurios: Der Hersteller erklärte den Anstieg gegenüber der Verbraucherzentrale mit einer neuen und innovativen Flaschenform, in der sich auch noch ein neues und höherwertiges Produkt befände.
Die letzte Preiserhöhung finden wir bei einem Discounter, und zwar Aldi Nord. Der Inhalt der Biscotto-Waffelblättchen schrumpfte von 200 auf 100 Gramm bei gleichem Preis. Die 100 Prozent Preisaufschlag rechtfertigt Aldi Nord mit gestiegenen Kakaopreisen, wobei die Verbraucherzentrale anmerkt, dass diese inzwischen wieder gefallen seien.
Weniger Mogelpackungen im Jahr 2024
Insgesamt verzeichnetet die Verbraucherzentrale Hamburg 2024 weniger Mogelpackungen (67) als 2023 (104). Allerdings stieg die durchschnittliche Preiserhöhung deutlich an, und zwar von 23,5 auf 31,5 Prozent. In gleich fünf Mogelpackungen verzeichneten die Verbraucherschützer gar einen Anstieg von über 100 Prozent, was durchaus ungewöhnlich sei. Entsprechend fordert die Verbraucherzentrale eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht, wie sie etwa in Ungarn und Frankreich besteht. Dort müssen Händler Mogelpackungen im Regal deklarieren.
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