Tether bringt USDT ins Lightning-Netzwerk

Taproot Assets machen's möglich: Der große Stablecoin USDT kehrt zurück zu Bitcoin - sowohl onchain als auch offchain. Das verspricht zwar einiges, doch man sollte sich nicht zu früh freuen.

Feb 4, 2025 - 22:31
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Tether bringt USDT ins Lightning-Netzwerk

Taproot Assets machen’s möglich: Der große Stablecoin USDT kehrt zurück zu Bitcoin – sowohl onchain als auch offchain. Das verspricht zwar einiges, doch man sollte sich nicht zu früh freuen.

In einem gemeinsamen Kamin-Talk auf der Plan-B-Konferenz in El Salvador ließen Tether-CEO Paolo Ardoino und Elizabeth Stark, CEO von Lightning Labs, die Katze aus dem Sack: USDT, der größte Stablecoin, wird wieder auf Bitcoin laufen, und zwar onchain auf der Blockchain, als auch offchain auf Lightning.

Möglich wird das durch Taproot Assets, ein von Lightning Labs entwickeltes Protokoll für Lightning-fähige Token. Es definiert, schreibt Tether, „neu, wie Stablecoins im Bitcoin-Ökosystem funktionieren können.“ Die USDT-Token werden „nahtlos auf Bitcoins Basis-Schicht und dem Lightning-Netzwerk operieren. Dies wird rasante und günstige Transaktionen erlauben, aber die robuste Sicherheit und Skalierbarkeit von Bitcoin erhalten.“

Der Schritt, kommentiert Elizabeth Stark, „markiert eine neue Ära für Stablecoins.“ Endlich werden, liest man auf dem Blog von Lightning Labs, User in der Lage sein, Dollar in Echtzeit grenzübergreifend zu versenden, Zahlungs-Terminals werden USDT als Option hinzufügen können, Tether auf Lightning „wird die kommende Welle von Transaktionen durch KI-Agenten antreiben“, und „neue finanzielle Produkte in Bitcoins wachsendem DeFi- und Token-Ökosystem ermöglichen, und …“

An der Stelle sollte man kurz rein grätschen. Denn all das gibt es schon. Man kann USDT auf einem oder mehreren Dutzend Blockchains und Rollups verwenden. Die Transaktionen finden bereits in Echtzeit statt und Gebühren kosten weniger als einen Cent; es gibt bereits ein gewaltiges DeFi- und Token-Ökosystem, in das sich USDT einfügt, und all das geschieht in Wallets, die seit Jahren erprobt und nutzerfreundlich sind.

Was also fügen die USDT mit Taproot Assets hinzu? Aus User-Sicht zunächst einmal nur Nachteile. Die USDT sind nicht mehr kompatibel mit dem weiten DeFi-System, sondern können nur – möglicherweise – auf den leisen Hauch, der davon zu Bitcoin weht, aufsatteln. Das macht USDT auf Bitcoin zu so etwas wie Kaffee ohne Koffein. Warum sollte man USDT ohne DeFi nutzen? Wegen des guten Geschmacks?

Die Integration in die Wallets ist zudem deutlich unhandlicher und sperriger, was etwa damit anfängt, dass Wallets für Taproot-Assets eine neue Adresse bilden müssen, anstatt die Token einfach mit der gewohnten zu empfangen; die Transaktion findet zwar auf der Blockchain statt, doch die Daten, die man braucht, um sie zu verstehen, werden offchain übertragen. Dafür müssen Sender und Empfänger gleichzeitig online sein, doch Lightning Labs plant „Universe“-Server, welche das übernehmen, wenn die User offchain sind. Und wenn man dies dann noch in Lightning hinein werkelt, wird es nochmal komplizierter …

Was also haben die USDT mit Taproot Assets also für Vorteile? Gibt es überhaupt welche? Warum sollten sich Wallet-Entwickler und User mit dem Konstrukt abmühen?

Tatsächlich kann man zwei Pluspunkte erkennen: Erstens sind Transaktionen privater als mit den gängigen ERC-Token. Während die Token auf Ethereum vollkommen transparent auf einer Blockchain liegen und unvermeidbar einem Account zugeschrieben werden, liegen Taproot Assets zunächst inkognito in einem „Hashbaum“, der in Taproot-Transaktionen steckt, und den Lightning Labs zum „Sparse Merkle Sum Tree“ umgebaut hat. Solange man eine eingenommene Transaktion nicht ausgegeben hat, sieht sie auf der Blockchain genauso aus wie jede andere. Lediglich eine offchain übermittelte Information erlaubt, aus der Transaktion die Token auszulesen. Wenn man diese dann über Lightning versendet, dürfte es für Blockchain-Analysten nahezu unmöglich sein, die Tether-Transaktionen nachzuvollziehen.

Zweitens bekommt die Bitcoin-Blockchain mit den Taproot-Tether nun einen hochliquiden Stablecoin, der nativ auf der Blockchain läuft. Auch wenn die Token nur durch Offchain-Daten auszulesen sind, unterliegen die damit verbundenen Onchain-Elemente dem Konsens der Miner. Ein Tether, der per Bitcoin übertragen wird, fällt ebenso sehr unter den Konsens wie ein Bitcoin. Dies wird es möglich machen, sichere und dezentrale Atomic Swaps einzuführen, also einen Tausch zwischen Dollar und Bitcoin, der, möglicherweise, auch Teil von Lightning-Transaktionen sein kann. Das könnte das Zahlungswesen vereinfachen – man sendet Bitcoins und es kommen Dollar an -, den Wechsel unaufhaltbar und unzensierbar machen, und als Bonus könnten Lightning-Server, die Liquidität bereitstellen, an Wechselgebühren verdienen …

Allerdings sollte man nicht zu viel erwarten. Bisher versteht praktisch keine Wallet Taproot Assets. Unter den Wallets, die man auf die schnelle findet, sind keine der großen Lightning-Wallets.

Tiramisu ist eine Online-Wallet, die per Taproot eine Auswahl an Shitcoins auf Bitcoin listet, aber kein USDT. Die Joltz-Wallet hat nur ein einziges Token – DePIX – die Wallet UXUY wirbt zwar damit, kompatibel zu sein, kennt aber USDT nur auf allen anderen Blockchains, und Bitmask versteht angeblich Taproot Assets, hat aber keine Infos zu USDT. Lediglich die Speed-Wallet erlaubt es, per Lightning USDT zu empfangen. Aber wie und woher bleibt ein Rätsel.

Kurzum: Die Infrastruktur, um USDT onchain oder per Lightning zu versenden, existiert noch nicht. Es gibt auch keine brauchbaren Blockexplorer für Taproot Assets. Man ist hier gegenüber den Token auf Ethereum und Co. nicht nur um viele Jahre hinterher, sondern hat auch eine anspruchsvollere und sperrigere Technologie. Noch funktioniert rein gar nichts und die neuen Adressen und Universe-Server sind eher abschreckend. Bisher spricht daher manches dafür, dass USDT in Lightning ein Rohrkrepierer werden.