Psychologie: So beeinflusst die Geburtsreihenfolge die psychische Gesundheit

Einzelkinder sind egoistisch und können nicht teilen? Laut einer neuen Studie könnten Kinder ohne Geschwister – genauso wie Erstgeborene – ganz andere Probleme bekommen: Sie sind nämlich offenbar anfälliger für psychische Erkrankungen.

Jan 17, 2025 - 08:06
Psychologie: So beeinflusst die Geburtsreihenfolge die psychische Gesundheit

Einzelkinder sind egoistisch und können nicht teilen? Laut einer neuen Studie könnten Kinder ohne Geschwister – genauso wie Erstgeborene – ganz andere Probleme bekommen: Sie sind nämlich offenbar anfälliger für psychische Erkrankungen.

Wie die Reihenfolge der Geburt sich auf die Persönlichkeit auswirken kann, beschäftigt die Wissenschaft schon länger. Bestimmte Theorien besagen beispielsweise, dass Sandwich-Kinder unter dem sogenannten Middle-Child-Syndrome leiden können und häufig die Vermittlerrolle zwischen den Geschwistern und möglicherweise auch den Eltern einnehmen. Eine Studie besagt, dass Erstgeborene im Schnitt intelligenter seien als ihre jüngeren Geschwister. Und eine andere Forschungsarbeit hat nachgewiesen, dass an dem Vorurteil der egoistischen Einzelkinder wenig dran ist und diese sich sogar stärker im sozialen Verhalten zeigen als Geschwisterkinder.

Studie über die mentale Gesundheit von Kindern

Aber was bedeutet der Status als Einzelkind, Erstgeborene oder Nesthäkchen für das psychische Wohlbefinden? Eine US-Studie hat sich genau damit befasst: Forschende des Gesundheitsunternehmens Epic haben dafür Daten von mehr als 182.000 US-amerikanischen Kindern ausgewertet, die zwischen 2009 und 2016 geboren wurden. Für die Studie wurden Kinder im Alter von acht Jahren untersucht – zu diesem Zeitpunkt soll nämlich gemäß einer US-Richtlinie eine Untersuchung auf Angststörungen stattfinden.

Das Ergebnis der Studie zeigt, dass die Geburtsreihenfolge unter Kindern offenbar durchaus beeinflusst, wie es um ihre mentale Gesundheit bestellt ist. So haben Einzelkinder ein um 42 Prozent erhöhtes Risiko für Angststörungen im Vergleich zu Kindern, die mit Geschwistern aufwachsen und nicht erstgeboren sind.

Spannend ist allerdings, dass Erstgeborene sogar eine um 48 Prozent höhere Chance auf Angststörungen haben als Kinder, die als Zweite oder noch später geboren wurden. Das erhöhte Angstrisiko scheint also nicht exklusiv damit zusammenzuhängen, dass ein Kind ohne Geschwister aufwächst.

Diese Kinder haben ein höheres Risiko für Depressionen

Bei Depressionen zeigt sich ein ähnliches Bild: Einzelkinder haben ein um 38 Prozent größeres Risiko, daran zu erkranken, während die Wahrscheinlichkeit bei ältesten Geschwistern im Vergleich zu jüngeren um 35 Prozent erhöht ist.

Eine Vermutung, warum das Risiko für psychische Erkrankungen bei Erstgeborenen und Einzelkindern so groß ist, haben die Forschenden der Studie nicht aufgestellt. Auch gibt es laut dieser Forschungsarbeit keine Hinweise darauf, ob und wie sich die Veranlagung für Angststörungen und andere psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter entwickelt. Aber dennoch ist es bemerkenswert, dass jüngere Geschwister – zumindest während ihrer Kindheit – offenbar im Schnitt psychisch gesünder sind als der älteste Nachwuchs oder Einzelkinder.