Bitcoin: Trumps Krypto-Reserve – wird sie jemals Realität?

Kryptofans setzen darauf, dass Donald Trump eine strategische Bitcoin-Reserve für die USA aufbaut. Ein Teil davon erklärt die jüngste Bitcoin-Rally. Doch die Hürden sind groß

Für Kryptojünger verläuft die erste Amtswoche von Donald Trump bislang ernüchternd. Weder in einem seiner ersten Exekutivdekrete noch in seiner Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos behandelte Trump das Thema Krypto groß, womit er die hohen Erwartungen der Branche an ihn enttäuscht haben dürfte. Zwar hält sich der Kurs der wichtigsten Währung Bitcoin in dieser Woche weitestgehend stabil, aber das hängt auch damit zusammen, dass die Branche noch immer auf News zu Trumps wichtigstem Krypto-Projekt wartet: einer staatlichen Krypto-Reserve für die USA. Im Raum stehen 1 Mio. Bitcoin, die die USA über einen Zeitraum von fünf Jahren kaufen könnten.

Eine solche „strategische Reserve“ käme einem Ritterschlag für die Kryptoszene gleich. Sie wäre das ultimative Signal für Anleger, dass Krypto jetzt Mainstream ist – so wie die traditionellen Währungen US-Dollar, Euro oder Yen. Gehen die Vereinigten Staaten hier voran, würden andere mit Sicherheit folgen. Die USA dürften schließlich kein Interesse an fallenden Kursen haben. 

Wie viel Hoffnung die Branche auf eine solche Reserve hat, zeigt eine Korrelationsanalyse zwischen Wetten auf der Plattform Polymarket und dem Bitcoin-Kurs, über die das „Handelsblatt“ zuerst berichtete. Auf Polymarket können Nutzer beispielsweise darauf spekulieren, dass Trump in den ersten 100 Amtstagen eine solche Reserve einführt. Die Chance hierfür wurde zuletzt mit 33 Prozent bepreist. 

Legt man die Schwankungen hiervon an die Kursbewegungen des Bitcoins an, zeigt sich tatsächlich eine positive Korrelation von 0,4. Steigt also das eine um einen Prozentpunkt, legt auch das andere zu – und zwar um 0,4 Prozentpunkte. Der Zusammenhang ist dabei statistisch stark signifikant.

Praktisch heißt das vor allem eines: In der Rally ist ein gutes Stück Hoffnung auf die Bitcoin-Reserve eingepreist. Und andersrum bedeutet es auch ein hohes Abwärtspotenzial, sollte Trump eben keine Reserve einführen.

Kein leichter Weg für Bitcoin-Reserve

Fraglich ist allerdings, wie Trump eine solche strategische Reserve überhaupt aufbauen kann. Denkbar wären insbesondere zwei Wege: Einer davon führt direkt über die Notenbank Fed, ein anderer über das Finanzministerium. Beides ist jedoch schwierig, vielleicht sogar unmöglich. Trump könnte nicht ohne Weiteres die US-Notenbank anweisen, Bitcoin zu kaufen, da die Fed unabhängig arbeitet. 

Sollte sich Trump darüber hinwegsetzen, würde dies das Vertrauen in den US-Finanzmarkt und den Dollar massiv schädigen. Der Kollateralschaden hiervon wäre gigantisch und deutlich größer als der potenzielle Gewinn an den Kryptomärkten – wenn das überhaupt das Ergebnis davon wäre. Vermutlich würde Krypto vom Vertrauensverlust ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen.

24-01-25 Davos Fazit

Realistischer erscheint der Weg über das US-Finanzministerium. Doch auch das wäre nicht einfach. Eigentlich müsste Trump hierfür über den Kongress gehen. Dort drohen zähe Verteilungsfragen. Manche Abgeordnete dürften wohl darauf verweisen, dass das Geld in öffentlicher Infrastruktur und der Realwirtschaft deutlich sinnvoller investiert wäre als in einem spekulativen Vermögenswert wie Krypto. Jede marode Straße könnte dann gegen Bitcoin aufgerechnet werden. Politisch wäre das nicht einfach für Trump – egal, wie stark seine Republikanische Partei mittlerweile auf ihn zugeschnitten ist.

Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass für Trump die politischen Nachteile überwiegen, und er die strategische Reserve vorerst nicht aufbaut – oder eben kommunikativ auf die lange Bank schiebt. Genau das preist ja letztlich auch die Mehrzahl der Wettenden bei Polymarkets ein – eine 33-prozentige Chance für eine Reserve bedeutet eben auch eine 67-prozentige Wahrscheinlichkeit für das gegenteilige Szenario.