Mivolis-Relaunch: Wie dm den Start seiner Online-Versandapotheke vorbereitet

Mivolis statt Melissengeist: Die Drogeriemarktkette dm plant den großen Wurf im Apothekengeschäft und lässt erste Details durchsickern. Warum der Zeitpunkt günstig ist und was ein neues Logo über die Pläne verrät. Der Beitrag Mivolis-Relaunch: Wie dm den Start seiner Online-Versandapotheke vorbereitet erschien zuerst auf Supermarktblog.

Jan 23, 2025 - 15:24
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Mivolis-Relaunch: Wie dm den Start seiner Online-Versandapotheke vorbereitet
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Im Wochentakt lässt dm-Chef Christoph Werner derzeit in Medieninterviews neue Details zum Plan seiner Handelskette durchsickern, eine eigene Versandapotheke zu starten. Über diese will dm seinen Kund:innen künftig auch rezeptfreie apothekenpflichtige Medikamente verkaufen (siehe Supermarktblog vom Dezember).

Gegenüber der „FAZ“ (Abo-Text) hat Werner nun bestätigt, dass es in der zweiten Jahreshälfte 2025 losgehen soll. Die Versandlogistik soll – wie schon bekannt – aus Tschechien erfolgen, wo man über eine bestehende Infrastruktur verfüge, „die sich für die Onlineapotheke nutzen lässt“.

Wie genau die dm-Apotheke funktionieren – und heißen – wird, verrät man in Karlsruhe freilich noch nicht. Aber wenn man sich die Details ansieht, die das Unternehmen in den vergangenen Wochen öffentlich gemacht hat, lässt sich einiges ableiten.

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1. Die Marke

Ein deutlicher Hinweis auf die konkreten Pläne ist die gerade erfolgte Neuregistrierung der dm-Gesundheitsmarke Mivolis beim Deutschen Patent- und Markenamt mit einem veränderten Logo. Dieses unterscheidet sich deutlich vom bisherigen Design: Während das alte eine oval-förmige Grundform mit dm-Branding aufwies, präsentiert sich das neue Mivolis-Logo schlanker und moderner.

Logos: dm/DPMA

Die charakteristische Blau-Tönung wurde beibehalten, jedoch mit einer klareren, zeitgemäßeren Typografie kombiniert. Auffällig: dm steht in der (bislang) registrierten Variante nicht mehr als Absender im Schriftzug. Möglich wäre, dass man Mivolis künftig stärker als eigenständige Gesundheitsmarke im dm-Kosmos etablieren will.

Dafür sprächen auch regulatorische Gründe: Nach der EU-Richtlinie 2001/83/EG muss der Versandhandel mit Arzneimitteln von einer Apotheke aus erfolgen. Gut möglich wäre etwa, dass dm einen eigenständigen Online-Shop unter der Marke Mivolis aufbaut, diesen aber technisch eng mit dem bestehenden dm-Shop verzahnt. Kund:innen könnten dann in einen gemeinsamen Warenkorb Drogerieprodukte und apothekenpflichtige Artikel legen, die im Hintergrund getrennt abgewickelt werden. (Ähnlich machen es z.B. die Lieferanbieter Knuspr und Wolt.)

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Die tschechische Versandapotheke würde dabei als eigenständige Einheit die pharmazeutischen Anforderungen an Beratung, Dokumentation und Qualitätssicherung erfüllen.

Die Markenanmeldung für Mivolis umfasst im übrigen nicht nur die für eine Versandapotheke relevanten Warenklassen (Arzneimittel und Gesundheitsprodukte), sondern auch telefonische Gesundheitsberatung. Dies könnte darauf hindeuten, dass dm plant, unter Mivolis ein umfassendes pharmazeutisches Beratungs- und Versandkonzept zu etablieren.

2. Zusammenspiel mit den Filialen

Ein besonderer Trumpf könnte das dichte dm-Filialnetz werden. In mehr als 1.700 deutschen Märkten – das entspricht über 80 Prozent aller Filialen – sind bereits Abholstationen installiert, mit denen man über kontrollierte Abholmöglichkeiten verfügt. Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil der Online-Konkurrent Shop Apotheke kürzlich die Belieferung an Packstationen ausgesetzt hatte.


Auf Anfrage von Kund:innen heißt es seitens Shop Apotheke, man wolle

„sicherstellen, dass alle bestellten Arzneimittel auch über die erforderliche Qualität und Wirksamkeit verfügen, wenn Sie diese in Empfang nehmen. Bei der Lieferung von Arzneimitteln an Packstationen ist dies mit größeren Herausforderungen verbunden, da wir nicht wissen, wann Sie Ihr Paket in der Packstation abholen. Das gilt insbesondere für verschreibungspflichtige Arzneimittel, die besondere Lagerungsbedingungen bedürfen.“

Wahrscheinlich ist, dass dm Kund:innen nicht nur im Online-Shop, sondern auch in den Filialen konkret anbietet, rezeptfrei verkäufliche Arzneimittel in die Abholstationen zu bestellen.

Das passt zur von Werner betonten Omnichannel-Strategie: „Mittlerweile zeigt sich, dass vor allem die Händler erfolgreich sind, die beides anbieten können und das so verzahnen, dass es für die Kunden ins Leben passt“, erklärte er der FAZ. „Der Mensch will nicht nur online bestellen, er will gelegentlich auch mal in den Laden.“

3. Die Hintergründe

Dass dm über den Online-Versand in das Sortiment einsteigt, liegt an den rechtlichen Rahmenbedingungen: Rezeptfreie Medikamente dürfen in stationären Drogeriemärkten hierzulande bisher nicht angeboten. Nach EU-Recht ist es aber möglich.

Gleichzeitig nennt Werner gegenüber „Buisness Insider“ auch Veränderungsdruck im Markt: Die stationäre Handelsstruktur, die wir heute für Medikamente haben, kommt aus einer analogen Zeit.“

Ein weiterer Faktor ist die physische Begrenzung in den Märkten: „In unseren DM-Märkten sind wir durch die Regalmeter begrenzt, die am jeweiligen Standort reinpassen. Bei aktuell 2139 DM-Märkten lässt sich das nicht so schnell mal verändern“, so Werner gegenüber der „FAZ“.

Auf den Punkt gebracht

Die Pläne von dm erscheinen durchdacht: Mit der Marke Mivolis und dem flächendeckenden Netz klimatisierter Abholstationen verfügt man über entscheidende Wettbewerbsvorteile gegenüber reinen Online-Apotheken. Gleichzeitig positioniert sich dm bereits für eine mögliche Liberalisierung des deutschen Apothekenmarktes, die Werner für wahrscheinlich hält. Selbst wenn die noch eine ganze Weile dauern sollte: In Karlsruhe will man gern frühzeitig vorbereitet sein.

Danke an Foodbuyer!

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