Journal Freitag, 7. Februar 2025 – Urlaubstag 5 mit Doppelportion Kultur: Museum und Kulinarik
Über meinem Morgenkaffee saß ich mit Brummschädel und müde – so schlecht war die Nacht doch auch wieder nicht gewesen? Ich hatte gute Lust, nach dem Bloggen und Teetrinken zurück ins Bett zu gehen, doch gleichzeitig hatte ich ja Pläne für den Tag. Und wer in ihrem Zustand arbeitsfähig wäre, ist ja wohl auch vergnügungsfähig. […]
![Journal Freitag, 7. Februar 2025 – Urlaubstag 5 mit Doppelportion Kultur: Museum und Kulinarik](https://www.vorspeisenplatte.de/speisen/archiv/250207_01_Eisbachwelle.jpg)
Über meinem Morgenkaffee saß ich mit Brummschädel und müde – so schlecht war die Nacht doch auch wieder nicht gewesen? Ich hatte gute Lust, nach dem Bloggen und Teetrinken zurück ins Bett zu gehen, doch gleichzeitig hatte ich ja Pläne für den Tag. Und wer in ihrem Zustand arbeitsfähig wäre, ist ja wohl auch vergnügungsfähig.
Plan war ein besonderer Museumsbesuch: Ein Wochentag für das Kennenlernen der 2024 wiedereröffneten Archäologischen Staatssammlung als besonderer Luxus.
Bewegung holte ich mir durch einen Fußmarsch unter trübem Himmel in klammer Kälte dorthin (eh nur eine halbe Stunde, ich wohne halt wirklich privilegiert zentral), Sporteinheit war ein bisschen Eisbachwellensurfer-Zugucken.
Bei Ankunft am Museum zur Öffnung um 10 Uhr hatte ich erstmal riesigen Gieper auf einen Cappuccino. Also besichtigte ich als Allererstes das Museumscafé gleich beim Eingang. Guter Cappuccino.
Jetzt aber los.
Diesmal bekam ich Online-Audio-Informationen vom Feinsten: Auf der Website – auch die in meinen Augen hervorragend, übersichtlich unter anderem durch eine altmodische Sitemap, wie ich sie bereits ausgestorben wähnte – hatte ich mich bereits orientiert, dass es eine Highlight-Tour gab und eine Schmankerl-Tour, auf der die Münchner Kabarettistin Luise Kinseher speziell Münchnerische Exponate erklärte. Diesmal hatte ich meine Hardware im Griff: Kopfhörer waren dabei, aufgeladen und rechtzeitig mit meinem Handy gekoppelt. Und die Software ließ mich über QR-Codes an Exponaten zwischen den beiden Touren und davon unabhängigen Informationen zu weiteren Exponaten springen, ein Traum!1 Als Verbesserungsmöglichkeit sehe ich die Lichtverhältnisse in den Räumen: Abseits von den Schaukästen war es oft so düster, dass ich das Kennzeichen für die Highlight-Exponate nur schwer fand.
ABER! In den Schließfächern gibt es USB-Steckdosen zum Gerätaufladen.
Die Ausstellung mit Exponaten ausschließlich aus Bayern (das warf mich immer wieder um – ich kannte praktisch jede Fundstelle) ist durchaus im weitesten Sinn chronologisch aufgebaut – aber das wirkt sich lediglich auf die grundsätzliche Reihenfolge aus. Denn viel wichtiger ist, dass jeder Raum ein Thema hat und dass mit den Exponaten archäologische Techniken und Gedankengänge dargelegt werden. Das gelingt hervorragend. Dazu kommt ein immer wieder überraschender und bereichernder Multimedia-Einsatz – der sich unter anderem den Umstand zunutze macht, dass die Räume eher dämmerlich sind.
Eine solche Multimedia-Station spielte ich durch, weil mich eine der Aufsichts-Angestellten begeistert hingeschickt hatte: Das sei super, man bekomme zwar Hunger, ich solle aber unbedingt alles bis zu Ende anschauen. Begeisterte Museums-Angestellte? Viel vertrauenswürdiger wird eine Empfehlung in meinen Augen nicht.
Der erste Ausstellungsraum “Der Mensch” (ich wartete, bis ich auch einen aktuellen Menschen mit auf dem Foto hatte).
Neben dem Schaukasten erklärt eine durchklickbare Animation die verschiedenen Sichtweisen auf das nur 7 Zentimenter große Exponat links im Kasten.
Neben dem Schaukasten mit Masken hängt eine, die man selbst aufsetzen kann – wie auch sonst über die ganze Ausstellung Objekte verteilt sind mit der Aufforderung “Fass mich an!”, z.B. ein Axtblatt, ein Faustkeil, verschiedene Lederarten eines Stiefels.
Ausgrabungsfunde verschiedenster Art in Boden-Schaukästen zu präsentieren und damit inklusive der Bodenart, in der sie gefunden wurden, fand ich genial.
Das Bronzeschwert hier links wurde zum Beispiel in der Isar in der Nähe der Weideninsel gefunden und ist 3.200 Jahre alt.
Im nächsten Raum leuchtete neben dem Erklärtext eines Boden-Exponats ein Knopf mit roten Licht auf – da muss man doch draufdrücken, oder?
Die Fläche hinter dem Exponat im Boden stellte sich als Bildschirm heraus, auf dem ein Bild des Comic-Künstlers Frank Schmolke erschien – der hinter den gesamten, vielen Illustrationen in der Ausstellung steht, eine ausgezeichnete Idee.
Grabbeigaben einer reichen Dame Römischer Zeit um 200 n. Chr., gefunden in Wehringen (Landkreis Augsburg). Der Audio-Guide informierte mich, dass auch ein umfangreiches Glas-Service zu diesen Beigaben gehört habe, aber auf dem Scheiterhaufen geschmolzen sei – nehmt dies, Feinde meiner traditionellen Glasteller!
Zu dieser Mooreleiche bot der Bildschirm unten interaktive Zusatzinfos.
Das hier war die Station, zu der mich die Museums-Angestellte energisch geschickt hatte: “Bis zum Ende anschaun!” Hier wurden die Zutaten und Zubereitung von Speisen vorgeführt, die man bei Ausgrabungen identifizieren konnte. Ich klickte sie Anweisungs-gemäß alle durch – tatsächlich interessant, ich lernte unter anderem die Zubereitung der Brotzeit, die Ötzi dabei hatte.
Fundstücke aus der Römerzeit: Die Vitrine ist in eine Zeichung mit ihrem Gebrauch eingebettet.
404-Meldung, Exponat ist gerade in der Werkstatt und wurde durch ein gutes Foto ersetzt.
Liebevolle Details überall – hier zum Beispiel Lichtprojektionen auf dem Boden.
Und schließlich war die Highlight-Tour (inklusive side quests zur Schmankerl-Tour und zu weiteren Exponaten) genau richtig für meine Aufmerksamkeitsspanne: Exakt als ich nach gut zwei Stunden begann zu hadern, weil alles so spannend war, ich aber eigentlich nicht mehr konnte – prangte das Schild “Ausgang”.
Als ich später Herrn Kaltmamsell von dem Ausstellungsbesuch erzählte, wurde mir schnell klar: Ich muss bald nochmal hin, allein schon um alle Multimedia-Stationen durchzuklicken.
Nächster Programmpunkt: Auf Mastodon hatte ich gelesen, dass ganz in der Nähe im Lehel eine Pumuckl-Fußgängerampel eingerichtet worden war. Also legte ich meinen Rückweg darüber.
Sehen Sie: Solche Ideen setzt ein Bezirksausschuss um – falls Sie sich fragen, was der genau macht.
Außerdem legte ich meinen Rückweg über Einkäufe: Cocktailkirschen im Untergeschoß des Kaufhofs am Marienplatz (dort gibt es sie zuverlässig), weitere Lebensmittel im Alnatura, außerdem Semmeln.
Ich kam mit großem Frühstückshunger heim, um halb zwei gab es Apfel und zwei Semmeln (die dritte, die mir der große Hunger aufgeschwatzt hatte, schaffte ich dann doch nicht).
Nochmal raus auf Erledigungen: Süpermarket Verdi (weil Za’tar auf der Einkaufsliste stand), Drogeriemarkt, Schusterin.
Nachmittag mit Zeitunglesen (besonders schöne “Gute Frage” im SZ-Magazin), Tiramisu-Herstellung, Yoga-Gymnastik – für die ich mich eh ausziehen musste, an zog ich mich dann ein wenig feiner, denn zum Abendessen war ich mit Herrn Kaltmamsell in der Brasserie Colette verabredet.
Die Reservierung hatte ich zweimal bestätigen müssen seit Buchung, eine Woche vor Termin und am Tag selbst des Essens. Aber hey – zumindest bekam ich sie ohne Anzahlung oder Hinterlegung von Kreditkartendaten. Und für den ganzen Abend, nicht nur für zwei Stunden. (Mein Fluch möge die rücksichtslosen Leute verfolgen, deren No-shows sowas überhaupt erst hervorgebracht haben. Und mein Unverständnis die Wirtsleute, die ihre Gäste nicht in Ruhe fertigessen und -trinken lassen.)
Wir verbrachten einen schönen Abend mit gutem bis sehr gutem Essen. Aufs Wochenende angestoßen wurde mit einem Glas Cremant.
Unsere Lieblingsvorspeise Artischocke war diesmal allerdings nicht so umwerfend wie sonst, sie schien uns nicht frisch gekocht, sondern schon lang warmgehalten und angetrocknet. Dazu Sauvignon Blanc.
Mein Hauptgang war der Knaller: Lammkaree mit Ratatouille (auch wenn so gar nicht jahreszeitlich, schmeckte sie sehr aromatisch) und Polenta (links schaumig gebacken über einer Fleischsauce). Herr Kaltmamsell hatte das Rinderfilet »Café de Paris« mit Entenlebercroissant. Dazu hatte ich mich auf ein Glas Côtes du Rhône gefreut, der mir wieder sehr gut schmeckte.
Nachtisch war auf meiner Seite etwas, das als “Pflaumentarte” auf der Karte stand, sich als köstliches Pflaumenkompott mit Streuseln und Ziegenmilcheis herausstellte, Herr Kaltmamsel hatte eine keksige Schokoladentarte. Wir waren beide sehr zufrieden.
- Gerade nach dem ausgesprochen unerfreulichen Erlebnis in der Alten Pinakothek frage ich mich, ob sich die jeweiligen Kurator*innen/Digital-Leute vielleicht mal treffen könnten? Auch wenn wahrscheinlich unterschiedlichen Ministerien/Behörden unterstellt?