Girokonto: Ist der neue Bafin-Kontenvergleich besser als Check24 und Co.?

In dem neuen Portal können Verbraucher 6900 Girokonto-Modelle miteinander vergleichen. Capital hat vorab getestet, was das Angebot kann und wie es sich von anderen Vergleichsportalen wie Verivox und Check24 unterscheidet

Jan 14, 2025 - 19:04
Girokonto: Ist der neue Bafin-Kontenvergleich besser als Check24 und Co.?

In dem neuen Portal können Verbraucher 6900 Girokonto-Modelle miteinander vergleichen. Capital hat vorab getestet, was das Angebot kann und wie es sich von anderen Vergleichsportalen wie Verivox und Check24 unterscheidet

Steigende Gebühren, wenig Service, fehlerhafte App – sind Bankkunden mit ihrem Girokonto unzufrieden, wird es Zeit für einen Wechsel. Doch die Auswahl an Banken und Kontomodellen ist riesig. Eine neue Datenbank der Finanzaufsicht Bafin will Ordnung schaffen: Auf einer schlichten Webseite können Verbraucherinnen und Verbraucher ab 15. Januar 6900 Angebote von rund 1100 Anbietern kostenlos filtern, sortieren und sie einander gegenüberstellen.

Nutzer sollen so schnell und einfach das Girokonto finden können, das zu ihren Bedürfnissen passt. Damit bringt die Bafin eine Alternative zu etablierten Vergleichsportalen wie Check24 oder Verivox an den Start. Die Bafin spricht von einem „Meilenstein im gelebten Verbraucherschutz“. Aber kann sie das Versprechen halten? Capital hat das Portal vorab ausprobiert.

Übersicht statt Ranking

Zuallererst: Wer einen Testsieger oder eine Empfehlung sucht, wird beim Bafin-Kontenvergleich nicht fündig. Anders als bei bekannten Vergleichsportalen steht in der Liste der verfügbaren Kontomodelle kein Erstplatzierter oben. Das Portal bietet einen flächendeckenden Überblick über Kosten und Leistungen aller in Deutschland verfügbaren Kontomodelle. Zu jedem der aktuell 6897 gelisteten Girokonten werden Informationen wie monatliche Gebühren, Preise für Debit- und Kreditkarten sowie Überziehungszinsen angezeigt. Insgesamt gibt es 27 Vergleichskriterien.

Grundsteuer Fälle

Besuchen Nutzer die Webseite des Girokonto-Vergleichs, finden sie sich zunächst auf einer einfach strukturierten Webseite wieder. Keine Werbung, keine Pop-ups. In einer Spalte auf der linken Seite können sie die Filter nach ihrem Bedarf einstellen und auswählen, was ihr Girokonto mitbringen muss: Soll es ein Filial- oder ein Online-Konto sein? Wie viel Gebühr darf das Konto im Monat maximal kosten? Will man Geld am Schalter einzahlen können? Sind Auszüge per Post ein Muss oder dürfen sie auch online kommen?

Viele Konten im Test

Neben Girokonten führt das Bafin-Portal auch Basiskonten auf, die Banken seit 2016 anbieten müssen. Auch Kontenmodelle für Minderjährige, Auszubildende, Studentinnen und Studenten oder Menschen in Rente listet es auf.

Ein erster Probelauf klappt weitestgehend reibungslos. Dafür hat Capital drei Testfälle eingegeben:

  • Die erste Suche erfolgt nach einem Konto mit inkludierter Debitkarte. Es soll einen monatlichen Mindestgeldeingang als Bedingung haben, zum Beispiel durch Gehalt oder andere regelmäßige Zahlungen. Das Konto soll außerdem kostenlose Bargeldabhebungen im Ausland ermöglichen. Überweisungen sollen online möglich sein, Auszüge soll die Bank online bereitstellen. Als Ergebnis filtert die Datenbank 15 Girokonten heraus, die den Vorgaben entsprechen – sechs von ihnen mit, neun ohne Kontoführungsgebühr.
  • Zweiter Testfall ist ein Schülerkonto ohne Kontoführungsgebühren, das nicht überzogen werden kann. Das Portal spuckt zwei Treffer aus: Das „Starter-Konto“ einer großen überregionalen Bank sowie das „Juniorenkonto“ einer Bank, die zu einer Einzelhandel-Gruppe gehört.
  • Der dritte Testfall entspricht einem konservativen Bankkunden, der den persönlichen Kontakt schätzt: Das Filialkonto soll Überweisungen sowie die Ein- und Auszahlung von Bargeld am Schalter erlauben. Der fiktive Kunde möchte Kontoauszüge per Post. Außerdem soll die Kontoführung bedingungslos sein, also etwa kein bestimmtes Alter oder einen regelmäßigen Geldeingang erfordern. 1309 Konten scheinen diese Anforderungen zu erfüllen. Beim Blick in die Details fällt allerdings auf, dass bei den ausgespielten Angeboten zum Beispiel Überweisungen in der Filiale teils kostenpflichtig sind. Die Filter im Portal sind noch zu grob, um diese Anforderungen zu konkretisieren.

Link direkt zur Bank, keine Provision für Bafin

Die Suchergebnisse erscheinen alphanumerisch geordnet und lassen sich zusätzlich nach bestimmten Eigenschaften sortieren. Ihre Auswahl können Nutzer online speichern, weiterleiten und herunterladen – die Buttons dafür sind allerdings so dezent, dass man sie etwas suchen muss.13-01-25 Renditen

Wer ein einzelnes Konto anklickt, gelangt auf eine Detailansicht. Dort ist auch die Bank, die das Kontomodell anbietet, verlinkt. Verbraucherinnen und Verbraucher können also direkt auf der Webseite des jeweiligen Kontoanbieters weitersuchen. Die Bafin verdient daran nach eigenen Angaben nicht mit und verfolgt kein kommerzielles Interesse. So gibt es beim Bafin-Kontovergleich etwa keine Affiliate-Links. Darüber finanzieren sich etablierte Vergleichsportale, sie verdienen an jedem Klick auf einen Link mit und erhalten für die Kundenvermittlung eine Provision.

Anbieter melden Kontodaten

Mit dem Vergleichsportal erfüllt Deutschland Vorgaben aus der EU-Zahlungskontenrichtlinie. Sie schreibt unter anderem vor, dass jeder Mitgliedstaat der Europäischen Union Verbraucherinnen und Verbrauchern kostenlos Zugang zu einer privat oder staatlich betriebenen Vergleichswebsite ermöglichen muss, die über das Angebot an Zahlungskonten informiert.girokonto-vergleich

Alle Zahlungsdienstleister, die private Girokonten anbieten, müssen der Finanzaufsicht die Daten für den Kontenvergleich mitteilen. Die Banken, Sparkassen, Neo-Banken und Fintechs sind für die Richtigkeit der Angaben also selbst verantwortlich. Die Bafin übernimmt die gemeldeten Daten ungeprüft in das neue Vergleichsportal, es erfolgen allerdings stichprobenhafte Qualitätschecks.

Bafin-Vergleichsportal ist unabhängig

Erscheint ein Kontomodell im Portal, ist das also nur ein Informationsangebot, aber kein Gütesiegel – das macht das Bafin-Angebot unabhängig und unterscheidet es deutlich von den etablierten Vergleichsportalen, die anhand von selbst gewählten Kriterien Empfehlungen aussprechen. Nutzerinnen und Nutzern kann der Girokontovergleich bei der ersten Einordnung helfen. Die Bedingungen ihrer Konto-Favoriten müssen sie aber unbedingt noch einmal selbst prüfen.