Freizeitjagd: Ein Vorschlag für naturverbundene Jägerinnen und Jäger
In Deutschland haben immer mehr Menschen einen Jagdschein. Nach ihrer Motivation gefragt, geben die meisten von ihnen an, gern in der Natur zu sein. Da hätte ich einen Vorschlag
In Deutschland haben immer mehr Menschen einen Jagdschein. Nach ihrer Motivation gefragt, geben die meisten von ihnen an, gern in der Natur zu sein. Da hätte ich einen Vorschlag
Kürzlich frohlockte der Deutsche Jagdverband (DJV): Mehr als 460.000 Menschen in Deutschland besitzen jetzt einen Jagdschein – ein Anstieg von mehr als 40 Prozent in den vergangenen drei Jahrzehnten. Ein richtiger Boom also. Den man allerdings nicht so recht versteht, wenn man in der Pressemitteilung weiter liest: "Jägerinnen und Jäger sorgen beispielsweise für Artenvielfalt, helfen Tierseuchen einzudämmen und Wildschäden zu reduzieren. Bei Wildunfällen stellen sie Bescheinigungen für die Versicherung aus und suchen mit speziell ausgebildeten Hunden nach verletzten Wildtieren." Klingt alles nicht so sexy. Fehlt da nicht was?
Skurrilerweise fehlt genau das, um das es eigentlich geht: keine Jagd ohne das Verletzen und Töten von Haus- und Wildtieren. Keine Jagd ohne den Moment, in dem der Jäger oder die Jägerin (elf Prozent sind weiblich) den Abzug ruhig durchzieht, um das Leben eines Tieres zu beenden. Den Moment, in dem der Schuss sich löst. Keine Jagd ohne die Gefühle, die sich davor, dabei und danach einstellen.
Warum also jagen Jagende wirklich? Man müsste sie selbst fragen. Der DJV macht das, in größeren Abständen, in seiner "Jungjägerbefragung". Eine seriöse, zuverlässige Quelle, sollte man meinen. Wozu jagen? Eine Debatte über den Sinn, Tiere zu schießen (21509)
In der jüngsten Befragung aus dem Jahr 2021 war das mit 77 Prozent am häufigsten genannte Motiv für eine Jagdausbildung: "Ich bin gerne in der Natur." Das zweitwichtigste Motiv (64 Prozent): "Jagd ist für mich angewandter Naturschutz." "Mir bereitet das Töten Freude" hat niemand angekreuzt, es stand nicht zur Wahl. Stattdessen, etwas verklausuliert, "Ich habe Freude an der Jagd" (41 Prozent). Für Waffen, die nun mal zur Jagd gehören wie das verletzte oder tote Tier, interessieren sich übrigens ausweislich der Umfrage nur wenige: fünf Prozent.
Nehmen wir die Befragung, ohne unnötig über Verdrängungsmechanismen zu spekulieren, einfach mal, wie sie ist. Dann hätte ich für mindestens 77 Prozent der Teilnehmenden einen Vorschlag: Wenn Sie so gerne in der Natur sind – gehen Sie doch einfach im Wald spazieren. Für ein intensives Naturerlebnis brauchen Sie keine Flinte und keinen Jagdschein für mehr als 2000 Euro. Und wenn Sie die Natur aktiv schützen möchten: Helfen Sie einfach Ihrem Naturschutz-Ortsverein, zum Beispiel bei der Wiedervernässung von Mooren oder bei der Pflege von Streuobstwiesen. Zu tun gibt es viel. Töten ist dafür nicht nötig.