Daniel Saurenz: Die neue „Trumpilocks“-Welt an den Finanzmärkten
Keine Frage, Donald Trump bewegt die Aktienkurse – es geht aufwärts. Doch wie lange währt das Hoch noch? Auf weitere große Zinsschritte sollten Anleger nicht hoffen
Keine Frage, Donald Trump bewegt die Aktienkurse – es geht aufwärts. Doch wie lange währt das Hoch noch? Auf weitere große Zinsschritte sollten Anleger nicht hoffen
Top, die Wette gilt. So lautete das Kommando früher bei „Wetten, dass …?“ im ZDF. So könnte auch das Motto für Börsianer lauten, denn viele wetten, auf Teufel komm raus, auf Donald Trump. Ob Kryptocoins der absurden Kategorie oder Klassiker wie Bitcoin – Trump schiebt an und hebt bisher fast alle Boote. Doch es gibt erste Stimmen, die davor warnen, dass die Stimmung kippen könnte. Denn Zinsen im überschaubaren Rahmen, eine sehr stabile Konjunktur plus ein souveräner Arbeitsmarkt bei beherrschter Inflation – das war und ist im Grunde noch immer die Goldlöckchen-Welt an den Finanzmärkten. „Diese Zeit ist vorbei“, sagt Benoit Anne, Anleiheexperte bei MFS Investment Management. „Wir bewegen uns auf ein neues makroökonomisches Regime zu – ich nenne es Trumpilocks.“
Dabei geht es vielen Anlegern nicht primär um Trump in seiner zweiten Amtszeit und die Auswirkungen seiner Politik. Vielmehr ist wichtig, dass die Fed aufgrund des unerwartet starken US-Wachstums und der hartnäckigen Inflation eine Pause bei ihrer Lockerung der Geldpolitik einlegen dürfte. Die großen Investmentbanken haben ihre Erwartungen für weiter fallende Zinsen 2025 schon eingedampft. „Zwei Zinssenkungen im Rahmen von insgesamt 0,5 Punkten sind 2025 das höchste der Gefühle, wenn die Rahmendaten so bleiben“, sagt Vanyo Walter vom Broker Robomarkets. Vor allem durch die ungünstigeren Inflationsaussichten ist es im neuen Trumpilocks-Umfeld für die Fed schwieriger geworden.
Konjunktur läuft – noch
NL Die WocheFür die Mehrzahl der Analysten jedoch ist in den USA jedoch der Konjunkturzyklus noch nicht an sein Ende gekommen. Die US-Wirtschaft läuft weiterhin gut und verhält sich so, als befände sie sich immer noch in der Mitte des Zyklus. Nach Ansicht der Experten von MFS besteht aktuell eher die Gefahr, dass die US-Wirtschaft überhitzt. Für das Schlussquartal 2024 signalisieren die Prognosen sowohl der Federal-Reserve-Banken in Atlanta als auch in New York ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent. Das wäre eine gute Nachricht für US-Aktien und insbesondere Wachstumstitel.
Trotzdem sind Unsicherheiten gerade im ersten Quartal normal und werden auch abgebildet. „Apple zum Beispiel wird gegenwärtig von einigen Analysten skeptisch gesehen angesichts hoher Bewertungskennzahlen und liegt mit 225 US-Dollar im Kurs dort, wo man zum Amtsantritt Trumps war“, so Franz-Georg Wenner von Index Radar.
Magisch macht die Musik
Carsten Mumm von Donner & Reuschel sieht es jedoch optimistischer. Er glaubt, dass „in den USA das forsche Auftreten Trumps mit einem starken Fokus auf US-amerikanische Interessen die Stimmungslage bei vielen Unternehmen weiter beflügeln“ wird. Entsprechend sollten nach seiner Ansicht sowohl Dienstleister als auch die Industrie eine künftig steigende Produktion anzeigen.
Ob US-Aktien tatsächlich positiv auf die bevorstehende Berichtssaison reagieren, hängt daher einmal mehr von den Tech-Giganten wie Nvidia, Apple und Amazon ab. „Die ‚Magnificent 7‘ bleiben mit einem prognostizierten Gewinnanstieg von rund 20 Prozent die treibende Kraft an der Wall Street“, sagt Experte Walter. Die übrigen 493 Unternehmen des S&P 500 dürften hingegen lediglich ein Wachstum von etwa drei Prozent beisteuern und tragen damit weiterhin nur marginal zur Gesamtbilanz bei. „It‘s the magic seven – stupid“ – könnte man in Anlehnung an einen alten Wahlkampfslogan sagen.
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