Schilddrüse: Diagnose: Hashimoto – Was die Krankheit für mich bedeutet
Vor einigen Jahren bekam ich die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die Betroffene dazu zwingt ihr Leben zu verändern.
Vor einigen Jahren bekam ich die Diagnose Hashimoto-Thyreoiditis. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die Betroffene dazu zwingt ihr Leben zu verändern.
Dieser Artikel erschien zuerst bei RTL.de
Die Schilddrüse – auch das Schmetterlingsorgan bezeichnet – sitzt mitten im Hals. Sie ist gerade einmal etwa daumengroß. Ihre geringe Größe spiegelt jedoch in keiner Weise ihre Relevanz im menschlichen Körper wider. Denn die Schilddrüse ist dafür verantwortlich, Hormonezu bilden, die wichtige Körperfunktionen steuern. "Sie wirken auf Herz und Kreislauf, erweitern die Blutgefäße, beschleunigen den Herzschlag und regeln den Blutdruck. Sie aktivieren aber auch den Fett- und Bindegewebsstoffwechsel, die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut und die Nieren- und Darmtätigkeit", erklärt das Schilddrüsenzentrum Köln auf seiner Website.
Man kann sich also gut vorstellen, dass eine nicht intakte Schilddrüse den Körper ganz schön durcheinanderbringt.
Hashimoto-Thyreoiditis: Was steckt hinter der Schilddrüsenerkrankung?
Gewichtsprobleme, Müdigkeit, Haarausfall – spielt meine Schilddrüse verrückt, sind es diese Symptome, die mich aufhorchen lassen. Sie treten meist dann auf, wenn mein Körper durch die Autoimmunkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis aus dem Gleichgewicht gerät.
Aber was genau steckt hinter der Schilddrüsenerkrankung?
Meine Schilddrüse ist chronisch entzündet. Das kommt daher, dass mein Immunsystem nicht nur gegen Bakterien oder Viren Abwehrstoffe bildet, sondern auch gegen die körpereigenen Zellen in der Schilddrüse. Das geht so weit, dass diese im Verlauf der Krankheit nach und nach zerstört wird und ihrer Funktion nicht mehr vollumfänglich nachkommen kann.
Wodurch wird Hashimoto ausgelöst?
Zunächst einmal muss es eine genetische Veranlagung für die Autoimmunerkrankung geben. Dass die Krankheit dann aber auch tatsächlich ausbricht, hängt von weiteren Faktoren ab. Auslöser können beispielsweise sein:
- Hormonschwankungen (Schwangerschaft, Pubertät, ...)
- Zu hoher Jod-Konsum
- Stress oder psychische Belastung
- Infektionen
- Medikamente
- Mangel an bestimmten Vitaminen (Selen, Zink, Eisen, ...)
Und auch das weibliche Geschlecht ist ein Faktor, der den Ausbruch der Krankheit begünstigt. Denn tatsächlich leiden mehr Frauen als Männer an Hashimoto. Sie sind laut dem Deutschen Schilddrüsenzentrum sogar etwa neunmal häufiger als Männer betroffen.
Medikamente, Routinen, Untersuchungen: Wie lebt man mit Hashimoto?
Bei mir sieht man im Ultraschall bereits deutlich, dass ein Teil meiner Schilddrüse abgestorben ist – an diesen Stellen weist das Organ eine Art Leopardenmuster auf. Dass das für von Hashimoto betroffene Schilddrüsen typisch ist, hat mir mal meine Ärztin erklärt.
Da es sich bei Hashimoto um eine Autoimmunerkrankung handelt, ist Ziel der Behandlung nicht die Heilung der Krankheit. Sie ist unheilbar.Ziel ist hingegen, mit gezielten Maßnahmen dafür zu sorgen, dass der Körper weiterhin die lebenswichtigen Stoffe, die Hormone, erhält, mit denen ihn eigentlich die Schilddrüse versorgen sollte. Mögliche Folgen einer unbehandelten Schilddrüsenunterfunktion sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sehr selten Bewusstseinsstörungen bis hin zu Koma.
Um das zu vermeiden, musste ich nach der Diagnose vor rund 11 Jahren neue Routinen in mein Leben integrieren. Seither gilt für mich:
- Nicht zu viel Jod zu mir zu nehmen. Statt zu Jod-Salz greife ich beim Einkaufen beispielsweise zum klassischen Salz ohne Jod-Zusatz.
- Jeden Morgen – 30 Minuten vor dem Frühstück – muss ich eine kleine Tablette namens Euthyrox schlucken. Der in dem Medikament enthaltene Wirkstoff Levothyroxin ist ein künstliches Schilddrüsenhormon.
- Zusätzlich nehme ich die Nahrungsergänzungsmittel Selen und Zink. Selen wirkt entzündungshemmend und soll sich positiv auf Autoimmunreaktionen im Körper auswirken. Zink soll das Immunsystem unterstützen.
- Alle paar Monate muss ich zur Blutuntersuchung und zum Ultraschall der Schilddrüse. Mittels Blutabnahme wird geschaut, ob die Dosis Euthyrox noch ausreichend oder möglicherweise sogar zu hoch angesetzt ist. Der Bedarf kann sich nämlich jederzeit ändern – beispielsweise abhängig von den Jahreszeiten. Durch den Ultraschall wird zusätzlich der Zustand der Schilddrüse festgehalten, um mögliche Veränderungen feststellen zu können.
Mit dieser Behandlung haben meine Ärztin und ich die Erkrankung mittlerweile gut im Griff. Dennoch: Dass ich Hashimoto nie wieder loswerde, führt mir spätestens jeden Morgen die kleine Tablette vor Augen, ohne die mein Körper aufgeschmissen wäre.
Hashimoto und Zöliakie: Eine Krankheit kommt selten allein
Hashimoto ist nicht die einzige Autoimmunerkrankung, mit der ich lebe. Zusätzlich habe ich Zöliakie. Dabei handelt es sich um eine chronische Darmerkrankung, die durch eine Immunabwehrreaktion des Körpers auf das Klebereiweiß Gluten ausgelöst wird. Es ist in vielen Getreidesorten wie beispielsweise Dinkel, Roggen oder Weizen enthalten und löst bei Betroffenen nach dem Verzehr eine Entzündung des Dünndarms aus.
Die Zotten, kleine Falten im Darm, über die in der Nahrung enthaltene Nährstoffe in den Körper transportiert werden, bilden sich in Folge der Entzündung zurück. Dadurch können im Laufe der Erkrankung immer weniger Nährstoffe aufgenommen werden, was eine Unterversorgung zur Folge haben kann.
Das Erstaunliche: Es ist kein Zufall, dass ich Hashimoto UND Zöliakie habe. Hashimoto-Thyreoiditis gehört nämlich zu den Krankheiten, die besonders häufig zusammen mit einer Zöliakie auftreten. Laut Deutscher Zöliakie Gesellschaft kommt Hashimoto "besonders häufig bei bis zu acht Prozent der Zöliakie-Patienten vor".
Doch auch wenn keine Zöliakie vorliegt, wird Hashimoto-Patienten oft empfohlen, sich glutenarm oder glutenfrei zu ernähren. Das berichtet auch die Schauspielerin Katerina Jacob. Der Grund? Das Zentrum für Schilddrüsenerkrankungen erklärt: "Wir haben immer wieder die Erfahrung machen können, dass es bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis unter einer glutenarmen Ernährung zu einem deutlichen Rückgang der Symptome kommen kann."
Auch wenn man sein Leben nach der Diagnose Hashimoto ein wenig umstellen muss, so kann man – ist die Krankheit einmal entdeckt und der Patient auf die Medikamente eingestellt – gut damit leben.
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