Kundenwachstum: Netflix zelebriert seinen Sieg im Streaming-Krieg
Der Streaming-Pionier Netflix hat Hollywood beim Abo-Entertainment deklassiert. Aber es gibt Indizien, dass auch sein Kundenwachstum künftig ausgebremst ist
Der Streaming-Pionier Netflix hat Hollywood beim Abo-Entertainment deklassiert. Aber es gibt Indizien, dass auch sein Kundenwachstum künftig ausgebremst ist
Zum allerletzten Mal hat Netflix in dieser Woche mit seinen Kundenzahlen so richtig beeindruckt: Fast 19 Millionen neue Abonnenten hat der Streaming-Pionier im Abschlussquartal des Jahres 2024 per Saldo hinzugewonnen. Die Zahl hat noch einmal ein wahres Kursfeuerwerk an der Börse ausgelöst. Die Aktie stieg vorbörslich um 15 Prozent auf mehr als 1000 Dollar. Längst ist Netflix am Aktienmarkt mehr wert als die Hollywood-Konkurrenten Disney, Warner, Discovery, Comcast und Paramount zusammen, die in den vergangenen Jahren mit immensem Aufwand versucht hatten, dem Streamingdienst seine Position im Geschäft mit Entertainment-Abos wieder streitig zu machen.
Schon seit geraumer Zeit ist aber klar, dass diese in der Branche sogenannten Streaming-Wars entschieden sind: Netflix hat sich durchgesetzt, die Hollywood-Konkurrenz hat ihre Angriffe weitgehend eingestellt, um ihr Stammgeschäft zu schützen. Und auch die Tech-Konkurrenten Amazon und Apple scheinen sich mit der Vorherrschaft von Netflix abgefunden zu haben.
NL Die WocheTrotz des Triumphs hat Netflix etwas zum allerletzten Mal verkündet. Und das ist auf eine Umstellung bei Netflix selbst zurückzuführen: Der Streaming-Konzern hat am Dienstagabend zum letzten Mal Zuschauerzahlen im Rahmen seiner regulären Bilanzierung gemeldet. Künftig will er die Zahl der Abos geheim halten. Warum? Weil die Konzernführung diese nicht mehr als relevante Größe betrachtet wissen will, sondern wünscht, dass Analysten und Journalisten lieber auf Umsatz und Ergebnis blicken. Und da verspricht Netflix jetzt so etwas wie eine Siegesdividende nach dem Erfolgt in den Streaming-Kriegen: Der Konzern hob am Dienstag nicht nur seine Umsatzprognose für 2025 an, sondern versprach für das Jahr auch noch eine Rekordrendite: Die operative Marge, die im Zuge von Streaming Wars und dem Ende des Corona-Booms zwischenzeitlich abgesackt war, soll auf 29 Prozent steigen. Netflix wird somit noch einmal deutlich mehr verdienen als in den allerbesten Zeiten.
Langsameres Abonnentenwachstum erwartet
Der Neuorientierung mit der neuen Verschwiegenheit bei Abozahlen zugrunde liegen dürfte auch die Erkenntnis, dass das stürmische Wachstum bei den Abos nach den aus Netflix-Sicht positiven Überraschungen aus dem vorigen Jahr langsam zu Ende geht. 27 Millionen Neuabonnenten hat Netflix pro Jahr im Durchschnitt der letzten fünf Jahre gewonnen. Weniger als 19 Millionen werden es in den kommenden drei Jahren sein, wenn man dem Schnitt der Analystenschätzungen glaubt, den die auf derlei spezialisierte Analysefirma Visible Alpha erhoben hat. Streaming wird langsam zum ausgereiften Geschäftsmodell, auch wenn es Netflix noch gelingt, neue Märkte zu erschließen.Robo Advisor im Test: Die besten Robo-Advisor 2024 - Capital.de
Das Ende der Streaming-Kriege bekommen Bingewatcher, Serienfans und andere Streamingkunden längst auch in ihren Abos zu spüren: Das Angebot wird ausgedünnt, die Preise steigen. Während in dem erbosten Konkurrenzkampf die verschiedenen Player sich mit Milliardeninvestitionen für neue Filme, Serien, Shows, Sportrechte überschlugen, wurden diese inzwischen zurückgefahren. Auch Netflix produziert nach Angaben der Filmproduzenten deutlich weniger und blickt viel stärker auf die Kosten. Und der Streamingdienst wird teurer: In den USA etwa legen die Preise im Schnitt um 13 Prozent zu. Die Monatsrate für das werbefinanzierte Basisangebot steigt zum ersten Mal überhaupt um einen Dollar auf 7,99 Dollar.
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