News: BVB, Aachen, Europa League
Während sich das Feuer in Dortmund mehr und mehr ausdehnt, steht Aachen längst in Flammen. Und RTL sorgt für das endgültige Armageddon. Der Newsletter prüft heute eine schnoddrige Medienweisheit: Bad news are good news.
Der FC Hollywood vom Borsigplatz
Mein Gott, BVB. In Dortmund vergeht gerade kein Tag, an dem keine öffentlich ausgetragenen Verwerfungen zum Thema werden, seltsame Gerüchte kursieren und eine für alle einsehbare Zersetzung im Verein voranschreitet. Wie die Ruhr Nachrichten nun berichtet, soll Kaderplaner Sven Mislintat kurz vor dem Rauswurf stehen. In der Vergangenheit war er immer wieder mit Sportdirektor Sebastian Kehl aneinandergeraten. Zudem habe der Verein seinen Berater Matthias Sammer darum gebeten, künftig doch bitte davon abzulassen, seinen ausgeprägten Hass auf Borussia Dortmund vor laufender Kamera auszukübeln. Zur allgemeinen Besänftigung trägt es da nur bedingt bei, dass sich die Besserinformierten Patrick Berger und Florian Plettenberg über X im Stundentakt Namen von Trainerkandidaten zuwerfen. Angeblich haben sich die Bosse bereits zu okkulten Geheimtreffen mit Niko Kovac und Ralf Rangnick getroffen. Beide haben aber wohl keinen Bock, ihren Wohnsitz für ein halbes Jahr nach Dortmund zu verlegen.
Immerhin konnte Sebastian Kehl sein besorgniserregendes Erstarren auf dem Transfermarkt ein klein wenig lösen. Dank diamantenem Auge hat Dortmunds Sportdirektor den hierzulande vollkommen unbekannten Mittelfeldspieler Salih Özcan entdecken und aus Wolfsburg loseisen können. Dass der 27-Jährige in Wirklichkeit schon bei Borussia unter Vertrag steht, leihweise beim VfL geparkt wurde und bloß als Reaktion auf die Verletzung von Felix Nmecha zurückgeholt wurde, muss ja keiner wissen. Vermengt man nun all die Brandherde zu einem, ist ein bedenklicher Flächenbrand im Großraum Dortmund auszumachen. Womöglich hat die Fanszene recht, wenn sie feststellt, was auf einem Transparent am Wochenende zu lesen war: „Die Elefanten im Raum ansprechen … Die Probleme stehen nicht an der Seitenlinie!“
Dortmunds Trainerfrage
Der Marsianer – Rettet Mike Tullberg
Korrektur: wegen gestern
„Schlechteres Timing hatte der 11Freunde-Newsletter noch nie“, schrieb gestern einer bei X. Und was sollen wir sagen? Stimmt. Wir müssen nämlich gehörig zurückrudern. Gestern behauptete ich an dieser Stelle, Alemannia Aachen habe einen Lernprozess durchgemacht, weil sich der Verein entschieden gegen rechtsextreme Auswüchse in der eigenen Kurve positioniert hat. Nur wenige Stunden später machte ZEIT ONLINE eine Recherche öffentlich, die jede progressive Entwicklung des Vereins in Zweifel zieht. Ach was. Mit einem Baseballschläger zertrümmert. Aus einer Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Aachen geht hervor, dass Aufsichtsratschef Marcel Moberz und Trainer Heiner Backhaus Zeugen im Prozess gegen den bekannten Aachener Hooligan Kevin Polz sind. Polz hat einen gehörigen Rechtsdrall und sitzt seit Juli in U-Haft, weil er einen Mann im Aachener Rotlichtviertel fast totgeprügelt haben soll. Moberz und Backhaus hat er dem Vernehmen nach ein Video von der brutalen Tat geschickt, es soll ihn zeigen, wie er auf sein am Boden liegendes Opfer einschlägt, es mit einem Baseballschläger gegen die Beine und mindestens sechsmal gegen den Kopf und den Oberkörper schlägt. Kevin Polz habe die beiden Vereinsvertreter aufgefordert, das Video zum Zwecke der Einschüchterung weiterzuverbreiten. ZEIT ONLINE schreibt: „Moberz und Backhaus sollen Polz‘ Nachricht toleriert und sogar goutiert haben. Das schließt die Staatsanwaltschaft aus ihren Reaktionen auf WhatsApp.“ Heiner Backhaus reagierte gestern Abend empört auf die Vorwürfe. Er sei irritiert, habe das Video zwar erhalten, aber nie gesehen. Moberz behauptet, er habe es „kurz anlaufen lassen“. So oder so: Für Alemannia Aachen ist der Vorfall ein krasser Rückschritt, eine Abkehr von Verbindungen ins rechtsextreme Milieu ist weiter kaum glaubwürdig. Besser macht es auch die Tatsache nicht, dass Kevin Polz von Osama Momen vertreten wird. Der Anwalt sitzt im Aufsichtsrat des Vereins.
Der Text von ZEIT ONLINE:
Das verräterische Gewaltvideo
Es wird wild!
Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. Jetzt plant RTL auch noch das endgültige Armageddon. Am Donnerstagabend führt uns der Sender mit einer Spezial-Konferenz aus Europa League und dem Dschungelcamp ins Reich der Finsternis. Die Streamingplattform RTL+ will das Spiel der Frankfurter Eintracht gegen AS Rom zeigen und regelmäßig rüber nach Australien schalten, wo sich Ochsenschniedel mampfende D-Promis an die Gurgel gehen. Moderiert von Robby Hunke und Ansgar Brinkmann. Spannender Versuch, das Wühltischniveau des Donnerstagabends anzuheben. Den geistigen Nährwert von Hoffenheim gegen Anderlecht wird die Idee trotzdem kaum aufwerten können.
KnoBBBelzeit
Die drei „B“s haben dieselbe Bedeutung. Zu welchen Vereinen gehören sie? Schickt eure Lösungen gerne an newsletter@11freunde.de. Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir unser „Der Fußball, mein Leben und ich“-Buch. Darin enthalten: große Karriere-Interviews mit Pele, Lothar Matthäus oder Uwe Seeler. Also: anstrengen!
Und heute?
Steigt die Vorhölle zur angekündigten Dschungel-League: der letzte Spieltag der Champions-League-Gruppenphase. Wer international überwintern muss, wie doll Leipzig dieses Mal den Hosenboden strammgezogen kriegt, auf welche Weise Matthias Sammer Dortmunds Spieler jetzt wieder unter den Bus wirft und wer letztlich in den Play-off-Rinderpimmel beißen muss, kann ich bei derzeitigem Kenntnisstand nicht beantworten. Ohnehin würde ein Teil der Antwort die Bevölkerung verunsichern. Sicher ist nur, dass die Kollegen Dinkelaker und Ahrens das Chaos in den Köpfen entwirrt bekommen und die Massenkarambolage im Liveticker begleiten werden. Ab 20.45 Uhr bei uns auf der Seite.
Schnallt euch an & habt einen schönen Mittwoch!