Liebesleben: Nicht nur Männer, auch starke Frauen sind sexuell aktiver

Ein kräftiger Oberkörper scheint mit einem abwechslungsreichen Sexualleben einherzugehen – und zwar nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen. Das zeigt eine neue Studie

Feb 2, 2025 - 23:02
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Liebesleben: Nicht nur Männer, auch starke Frauen sind sexuell aktiver

Ein kräftiger Oberkörper scheint mit einem abwechslungsreichen Sexualleben einherzugehen – und zwar nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen. Das zeigt eine neue Studie

Körperlich kräftige Männer haben im Laufe ihres Lebens mehr Sexualpartnerinnen, das ist schon länger bekannt. Die gängige Hypothese dazu lautet, dass starke Männer sich evolutionär bedingt vermutlich besser gegen Konkurrenten durchsetzen und so mehr Frauen für sich gewinnen konnten. Das Phänomen wird "sexuelle Selektion" genannt. Die Anthropologen Caroline Smith und Edward Hagen von der Washington State University wirbeln dieses Bild in ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift "Evolution and Human Behavior" erschienen ist, jedoch kräftig durcheinander: Für Frauen gilt der Zusammenhang zwischen Stärke und Sexualleben nämlich auch.

Für ihre Studie hatten die Forschenden Gesundheitsdaten von mehr als 4000 Amerikanerinnen und Amerikanern ausgewertet. Die Daten waren von 2013 bis 2014 im Rahmen der "National Health and Nutrition Examination Survey", einer Erhebung des amerikanischen Gesundheitsministeriums, gesammelt worden. Als Maß für die Kraft des Oberkörpers wurde die Griffstärke sowie die Armmuskelmasse herangezogen. Die Forschenden verglichen die Werte mit Angaben der Teilnehmenden zu ihrem Sexualleben und stießen dabei auf den Zusammenhang.

Bei Frauen wurde bislang nicht so genau hingeschaut

"Unabhängig davon, ob es sich um Männer oder Frauen handelt, haben stärkere Personen mehr Sexualpartner im Leben. Das war ein überraschender Befund und steht im Widerspruch zur Hypothese der sexuellen Selektion", fasst Hagen das Ergebnis in einer Pressemitteilung zusammen.

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Überraschend war der Befund auch deshalb, weil zuvor offenbar kaum jemand in Betracht gezogen und genau hingeschaut hat, ob es möglicherweise bei Frauen einen ähnlichen Zusammenhang geben könnte. Derartige Untersuchungen beschränkten sich üblicherweise auf Männer, schreiben die Forschenden.

Die "Versorgungstheorie" könnte das Ergebnis erklären

Doch was bedeutet das Ergebnis für die Annahmen zur Evolution der Geschlechter? Nach Meinung der Forschenden könnten die neuen Erkenntnisse zur "Versorgungstheorie" passen. Demnach hatten starke Männer bei der Partnerinnensuche vor allem deshalb einen Vorteil, weil sie besser jagen und sich um ihre Familie kümmern konnten. Analog dazu wären starke Frauen nicht so sehr von der Unterstützung eines Mannes abhängig und könnten sexuell mehr Risiken eingehen, um den am besten geeigneten Partner für sich zu finden oder unliebsame Beziehungen eher wieder zu verlassen.

Verliebt in eine KI

Es könnte aber auch sein, schreiben sie, dass Frauen, die sexuell aktiv sind und Interesse an wechselnden Partnern haben, automatisch mehr für ihre körperlichen Fitness und Attraktivität tun. Oder starke Männer wechseln nicht nur häufiger die Partnerin, sondern bevorzugen dabei explizit starke Frauen. Wenn sich Partner mit ähnlichen Eigenschaften zueinander hingezogen fühlen, spricht man von "Assortativer Paarung". Als dritte Möglichkeit schließen die Forschenden aber auch eine Verzerrung in den erhobenen Daten nicht aus, wobei unklar ist, worin diese bestehen könnte.

Starke Männer sind häufiger in Langzeitbeziehungen

In Bezug auf Männer stellten die Forschenden außerdem fest, dass die körperliche Stärke mit dem aktuellen Partnerschaftsstatus zusammenhing. Anders gesagt: Wer über einen kräftigen Oberkörper verfügte, war öfter in einer Langzeitbeziehung und seltener Single. "Neben dem Erwerb von mehr Sexualpartnern war es für Männer in der Evolutionsgeschichte wahrscheinlich auch wichtig, langfristige Beziehungen einzugehen", sagt Hauptautorin Caroline Smith.

Alles in allem gibt es hier offenbar einen blinden Fleck in der Forschung, insbesondere was Frauen betrifft. Daher brauche es mehr Studien zu diesem Thema, sagt Smith: "Ich halte es für wichtig, unsere Theorien immer wieder zu überprüfen, vor allem indem wir unsere Forschungsfragen auf Frauen ausweiten."