Vor- und Nachteile von N26 You: Was taugt die Kreditkarte für 119€/Jahr auf Reisen?
N26 hat mit der You-Mitgliedschaft ein Girokonto auf dem Markt, das durch eine individuelle farbliche Mastercard (fünf Farben stehen zur Auswahl) und vor allem durch Reise-Versicherungsschutz auf sich aufmerksam macht. Aber welchen Mehrwert bietet nun das N26 You Konto wirklich und wie gut sind die angebotenen Versicherungsleistungen? Im Gegensatz zum N26 Standard Konto wird für das N26 […]
N26 hat mit der You-Mitgliedschaft ein Girokonto auf dem Markt, das durch eine individuelle farbliche Mastercard (fünf Farben stehen zur Auswahl) und vor allem durch Reise-Versicherungsschutz auf sich aufmerksam macht. Aber welchen Mehrwert bietet nun das N26 You Konto wirklich und wie gut sind die angebotenen Versicherungsleistungen?
Im Gegensatz zum N26 Standard Konto wird für das N26 You-Girokonto eine monatliche Mitgliedschaftsgebühr in Höhe von 9,90€ fällig, wobei die Vertragslaufzeit 12 Monate beträgt. Ihr zahlt also 118,80€ pro Jahr.
Vorteile
- Physische Mastercard: Ihr erhaltet gratis eine physische Karte (kostet im Standard-Kontomodell einmalig 10€) und ihr könnt euch aus fünf Farben eine aussuchen.
- Virtuelle Mastercard: Zusätzlich erhaltet ihr aber sofort nach Kontoantrag eine virtuelle Mastercard, die ihr direkt bei Apple Pay und Google Pay hinterlegen und so sofort das Konto nutzen könnt.
- Ohne Auslandsgebühren: Bei N26 werden für Zahlungen grundsätzlich keine Fremdwährungsgebühren erhoben.
- 5 Mal pro Monat Bargeld abheben ohne Gebühren: In Euro könnt ihr pro Kalendermonat fünfmal Bargeld abheben. Danach fallen 2€ für jede weitere Abhebung an. Außerhalb der Euro-Zone werden generell keine Gebühren fällig. Beim Standard- und Smart-Girokonto fallen dafür sonst 1,7% an.
- Reiseversicherungen: Im Preis inklusive ist ein umfangreiches Versicherungspaket für Reisen bestehend aus einer Reiserücktritt-, Reiseabbruch-, Zusatzreisekranken-, Reisegepäck-, Flugverspätungs-, Reiseunfall- und Rücktransportversicherung. Die Versicherungssumme beträgt z.B. bei der Reiserückrittsversicherung bis zu 10.000€
- Keine oder geringe Selbstbeteiligung: Im Schadensfall zahlt ihr bei den meisten inkludierten Versicherungen keine Selbstbeteiligung. Nur bei der Reiserücktrittversicherung werden verkraftbare 20€ fällig. Bei anderen Premium-Kreditkarten sind das sonst schnell 20%.
- Kein Karteneinsatz notwendig: Bei Kreditkarten ist es normalerweise üblich, dass Versicherungsschutz nur besteht, wenn die Reise zumindest teilweise mit der Kreditkarte bezahlt worden ist. Bei N26 wird kein Karteneinsatz gefordert. Somit sind auch Reisebestandteile versichert, die ihr z.B. per Überweisung oder auch erst bei Ankunft bezahlt.
- Hohe Versicherungssummen: Bei der Reiserücktritt- und Reiseabbruchversicherung werden bis zu 10.000€ Schaden pro Reise bezahlt. Schließt man solche Versicherungen unabhängig von einer Kreditkarte selbst ab, würde man pro Jahr deutlich mehr als 119€ bezahlen.
- Unterkonten: Ihr könnt euch bis zu zehn Unterkonten, genannt Spaces anlegen und so Geld z.B. für den nächsten Urlaub sparen. Mit Shared Spaces könnt ihr sogar Budgets mit bis zu zehn anderen N26-Nutzer Unterkonten teilen, z.B. für Wohngemeinschaften. Die Spaces haben aber keine eigene IBAN.
- Kontaktlos bezahlen: Wie üblich könnt ihr mit der Mastercard Beträge bis 50€ kontaktlos und ohne PIN-Eingabe bezahlen.
- Apple & Google Pay: Ihr könnt die Mastercard (sowohl die virtuelle als auch die physische) bei Apple Pay und Google Pay hinterlegen und so ganz ohne physische Karte bequem ohne PIN-Eingabe bezahlen.
- Gemeinschaftskonto möglich: Ihr könnt neben einem privaten N26 Konto auch noch mit einer weiteren Person ein Gemeinschaftskonto mit eigener IBAN eröffnen. Im Gegensatz zu den Shared Spaces sind beide Personen Kontoinhaber.
Keine Fremdwährungsgebühr beim Abheben von Bargeld
Natürlich bekommt man für sein Geld noch mehr als nur die Mastercard im bunten Design. So entfallen für You-Kunden die 1,7% Gebühr bei Abhebungen von Bargeld in Fremdwährungen.
Für Leute, die wirklich viel Geld im Ausland beheben, mag das zwar ein netter Bonus sein. Die 9,90€ monatlichen Gebühren holt man dadurch allerdings erst dann wieder rein, wenn man jährlich ca. 7.000€ an ausländischen Automaten zieht.
Versicherungen
Um also wirklich sicher sagen zu können, ob sich der Umstieg auf ein N26 You Konto lohnt, muss man sich die Versicherungsleistungen genauer ansehen. Und diese sind recht umfangreich:
Im Folgenden sind die Versicherungsbedingungen zusammengefasst. Diese können sich jederzeit ändern oder missinterpretiert worden sein. Im Zweifel bitte in den Versicherungsbedingungen nachschlagen.
- Reiserücktritt-Versicherung: Ersetzt für Reisen ins Ausland die Stornokosten der Reise bei Nichtantritt bis 10.000€ pro Reise bei 20€ Selbstbeteiligung pro Person.
- Reiseabbruch-Versicherung: Ersetzt bei Reisen ins Ausland die zusätzlich entstandenen Rückreisekosten und den anteiligen Reisepreis der nicht genutzten Reiseleistung vor Ort bis 10.000€ pro Reise. Erstattet werden Rückreise in der Economy Class (ohne Limit) sowie bis zu 300€ pro Reise (max. 100€ pro Nacht) für zusätzlich notwendige Übernachtungen (maximal drei). Ohne Selbstbeteiligung.
- Reise-Krankenzusatzversicherung: Erstattet bei Reisen ins Ausland die Kosten für notwendige ärztliche Hilfe bis 1 Million Euro pro Reise bei Krankheiten und Unfallverletzungen. Zahnärztliche Notfallkosten werden aber nur bis 250€ pro Reise übernommen. Ohne Selbstbeteiligung. Es handelt sich um eine Zusatzversicherung, die nur einspringt, wenn eure bestehende Krankenversicherung die Kosten nicht übernimmt.
- Reisegepäck-Versicherung: Ab einer Verspätung von mehr als vier Stunden werden lebenswichtige Dinge bis zu einem 500€ je Reise erstattet. Sollte euer Gepäck beschädigt werden, verloren gehen oder gestohlen werden, zahlt die Versicherung bis zu 2.000€ pro Reise, 750€ davon für hochwertige Gegenstände. Es gibt aber viele Ausschlüsse, z.B. wenn es aus eurem Auto gestohlen und von außen sichtbar war. Ohne Selbstbeteiligung.
- Verspätungs-Versicherung: Für zusätzlich entstandene Kosten werden bei einer Verspätung auf eurer Reise von mehr als zwei Stunden für jede weitere angefangene Stunde 100€ (100€ bei 2, 200€ bei 3, 300€ bei 4, 400€ bei 5, 500€ bei 6 Stunden) übernommen. Die maximale Summe, die ausgezahlt wird, beläuft sich auf 500€ (bei mehr als 6 Stunden Verspätung). Abgedeckt sind alle Beförderungen (d.h. nicht nur Flüge, auch Zugfahrten…) und auch ggf. Streiks, Quarantäne, Naturkatastrophen, verlorene oder gestohlene Reisedokument… Ohne Selbstbeteiligung.
- Kranken-Rücktransport: Erstattet bei Reisen ins Ausland die Kosten für den Rücktransport in ein Krankenhaus, sowie im Todesfall die Überführungskosten (ohne Obergrenze). Such-Rettungs- und Bergungskosten werden bis 2.300€ pro Reise übernommen. Ohne Selbstbeteiligung.
- Reisehaftpflicht-Versicherung: Bis zu 500.000€ pro Reise. Ohne Selbstbeteiligung.
- Reiseunfall-Versicherung: Leistet bei Reisen ins Ausland Entschädigung, wenn ein Unfall während der Reise zu Invalidität oder zum Tod führt. Ohne Selbstbeteiligung.
- Ausweisdokumente-Versicherung: Bei Beschädigung, Diebstahl oder Verlust von Reisedokumenten werden bis zu 500€ für die Wiederbeschaffung bezahlt. Der Pass muss aber mindestens noch 6 Monate beim Eintritt des Versicherungsfalls gültig sein. Ohne Selbstbeteiligung.
- Reise-Assistance: Bietet bei Reisen ins Ausland Hilfe bei persönlichen Notfällen und steht euch 24 Stunden täglich zur Seite.
Versichert sind grundsätzlich private Reisen bis 90 Tage ins Ausland. Bei Reisen im Inland muss eine Übernachtungsmöglichkeit voraus gebucht worden sein und die Entfernung zum Wohnort mehr als 100km betragen.
Nachteile
Die Leistungen, die N26 anbietet, versprechen im Großen und Ganzen sehr ordentlichen Schutz. Bei genauerem Hinsehen finden sich dann doch noch einige Punkte, die vielleicht etwas kritisch bewertet werden sollten:
- Versicherungsschutz nur für den Karteninhaber: Die Reiseversicherung gelten größtenteils ausschließlich für den Karteninhaber und nicht auf für direkte mitreisende Angehörige wie (Ehe)Partner, Kinder… Speziell für Familien ist das N26 You damit leider nicht die richtige Wahl.
- Keine echte Kreditkarte: Wie auch bei der herkömmlichen N26 Mastercard handelt es sich bei der You-Variante um eine Debitkarte. Es werden also alle Zahlungen sofort vom Girokonto eingezogen. Kreditlimit gibt es keines und es kann vorkommen, dass man mit dieser Karte Probleme z.B. bei Autovermietern bekommt.
- Laufzeit: Zwar berechnen die meisten Anbieter eine Jahresgebühr für ihre Kreditkarten. Da N26 aber mit monatlichen Kosten wirbt, ist die zwingende Laufzeit von einem Jahr etwas enttäuschend. Wichtig ist auch eine rechtzeitige Kündigung: versäumt man den Termin 1 Monat vor Ablauf des Jahres, verlängert sich die You-Mitgliedschaft gleich abermals um 12 Monate.
- Nur ein N26-Konto pro Person: Ihr könnt bei N26 grundsätzlich ausschließlich ein Konto besitzen. Es ist auch nicht möglich, zusätzlich zu einem privaten N26 noch ein Business N26 Konto zu eröffnen. Immerhin bekommt man aber das Gemeinschaftskonto zusätzlich.
Fazit
Die inkludierten Reiseversicherungen ohne bzw. mit geringem Selbstbehalt, hohen Versicherungssummen und unabhängig vom Karteneinsatz machen N26 You zu einem attraktiven Produkt. Zumindest, wenn man den Versicherungsschutz nur für sich selbst und nicht als Familie benötigt. Zudem fehlt leider eine Mietwagenversicherung.
Dass zudem keine Auslandsgebühren und das Abheben von Bargeld auch außerhalb der Euro-Zone ohne Aufpreis möglich ist, rundet das Paket ab.
Für bestehende N26-Kunden ein gutes Upgrade zu einem fairen Preis. Zudem ist ein Upgrade sehr einfach via App möglich. Die Mindestlaufzeit von einem Jahr ist zwar in Hinblick auf die zusätzlich abgeschlossene Versicherung nachvollziehbar. Zum Auftreten von N26 und dem Versprechen, Banking zu erleichtern, will dieses Vorgehen aber dennoch nicht so recht passen.
Alternativen
Natürlich gibt es schon länger Produkte, die mit dem neuen N26 You Konto vergleichbar sind. Einige Kreditkartenanbieter haben zusätzliche Versicherungsleistungen im Angebot und es ist selbstverständlich auch möglich, unabhängig von seiner Bank oder seiner Kreditkarte eine Versicherung für Reisen abzuschließen.
Kreditkarten
- American Express: Sicherlich der Klassiker unter den Kreditkarten für Reisende. Bereits die American Express Green Card bietet für 55€ Jahresgebühr Versicherungsschutz bei Flug- oder Gepäckverspätungen, Gepäckverlust, bei Diebstahl, Beschädigung und einem Verkehrsmittel-Unfall. Für eine Reiserücktritt-Versicherung und Auslandsreise-Krankenversicherung müsste man aber bereits zur Gold Card greifen und hier werden dann, nach dem kostenlosen ersten Jahr, schon 140€ Jahresbeitrag fällig. Zudem fallen hohe Selbstbeteiligungen im Schadensfall an.
- Barclaycard Platinum Double: Bestehend aus einer Visa und einer Mastercard bietet das Paket der Barclaycard Platinum Double für 99€ Jahresgebühr ebenfalls einiges an Versicherungsleistungen. Abgedeckt sind hier auch Familien, aber es wird im Schadensfall eine hohe Selbstbeteiligung fällig und die Reise muss zu 50% mit den Karten bezahlt werden. Ein Plus gegenüber N26 ist die Mietwagenversicherung, die bei der Barclaycard inklusive ist.
- Miles&More Kreditkarte: Für eine Jahresgebühr von 110€ bietet auch die Miles&More Credit Card Gold diverse Versicherungen für Reisende an. Mit dabei sind Reiserücktritt- und -abbruch-Versicherung sowie eine Auslandsreise-Krankenversicherung und eine Mietwagenvollkasko-Versicherung. Die Mastercard von Miles&More ist sicherlich besonders interessant für jene, die ohnehin schon Mitglieder beim Loyalitätsprogramm von Lufthansa sind.
Reiseversicherungen
Wer einen ähnlichen Versicherungsschutz unabhängig von einer Kreditkarte oder Konto erhalten möchte, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen.
Die Stiftung Warentest Finanztest hat in der Ausgabe 01/2025 Reiserücktritts- und Reiseabbruchversicherungen getestet. Die Reiserücktrittsversicherung von TravelSecure.de hat mit der Note sehr gut (1,4) abgeschnitten. Mit einer Versicherungssumme von 10.000€ werden nur für Reiserücktritt- und Reiseabbruch 380€ pro Jahr ohne Selbstbeteiligung fällig. Zusammen mit Auslandsreisekranken- und Reisegepäckversicherung sind es 465€ pro Jahr.
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