Inter dominiert Milan mit Fluidität-VR & SR

Am Sonntagabend war es wieder so weit: Im legendären San Siro stieg das Mailänder Derby. Dabei begegneten sich zwei große italienische Vereine, die aktuell aber sportlich weit auseinander liegen. Während Inter noch voll im Meisterschaftsrennen ist, belegt Milan nur den 8. Tabellenplatz mit 16 Punkten weniger. In der Champions League ist Inter als klarer Favorit […]

Feb 6, 2025 - 18:46
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Inter dominiert Milan mit Fluidität-VR & SR

Am Sonntagabend war es wieder so weit: Im legendären San Siro stieg das Mailänder Derby. Dabei begegneten sich zwei große italienische Vereine, die aktuell aber sportlich weit auseinander liegen. Während Inter noch voll im Meisterschaftsrennen ist, belegt Milan nur den 8. Tabellenplatz mit 16 Punkten weniger. In der Champions League ist Inter als klarer Favorit für den Titel gehandelt worden und hat die neue Gruppenphase souverän gemeistert. Die AC Milan hingegen muss nach einem sehr schwachen Auftritt in Zagreb in die Play-offs.

Inter wird der Favouritenrolle gerecht

Inter war von Anfang an richtig gut in Form. Das Team von Inzaghi hat mit Ballbesitzfußball dominiert. Sie spielten in einem 3-5-2-System. Chanaloglu als alleiniger Sechser, Barella und Mikhitarian eher auf der Achter-Position. Di Marco und Dumfries beackern die Breite, wobei diese ständig die Position anpassen. Die Sturmspitze bilden Thuram, der als Ankerpunkt die Bälle festmachen soll, und Lautaro Martinez, der um Thuram herumspielt und sich auch mal zwischen die Linien fallen lässt. In der Abwehr hat Inter mit Bastoni und Pavard zwei Hybridspieler, während de Vrij klar als zentraler Aufbauspieler agiert.

Die Nerazzurri haben vor allem durch ihr variables Aufbauspiel überzeugt. Im Aufbau haben sie oft zwischen einer Viererkette und einer Dreierkette gewechselt. Das Team von Inzaghi hat hierfür genau die richtigen Spieler. Pavard und Bastoni pendeln zwischen Halb- und Außenverteidiger im Aufbau. Chanaloglu kippt dann situativ neben De Vrij ab und es entsteht eine Viererkette. Auch die beiden Wing-backs Di Marco und Dumfries passen ihre Positionen ständig an. Entweder kommen sie flach, um eine Anspielstation zu bilden, oder sie binden die letzten Linie von AC Milan.

Am Anfang hatten die Rossoneri, die aus einem 4-4-2 spielten, große Probleme. Sie spielten flach im Hohen Pressing und konzentrierten sich auf die linke Seite. Di Marco spielte dort flacher.Bastoni spielte als +1 Spieler am Flügel.Musah spielte oft gegen Bastoni. Durch die Flache Position von Di Marco hatte Kyle Walker häufig einen sehr weiten Pressingweg. Er musste sich entscheiden: Entweder er attackierte und gab Raum im Rücken preis, oder er blieb in der Kette und erzeugte keinen Druck auf den Ball. In diesen Momenten überlud Inter die ballnahe Seite, um auf der ballfernen Seite Raum aufzuziehen. Calhanoglu und Mkhitaryan spielen eine wichtige Rolle, indem sie nah am Ball bleiben und sich abwechseln. Das macht es für Milan schwer. Das Team von Concecao versucht, die beiden eng zu decken, um Druck auf den Ball zu machen. Aber die beiden Spieler verstehen sich gut. Mkhitaryan schafft mit seinen Läufen vor der Milan-Kette Raum. Die beiden sind so clever, dass es sehr schwer ist, sie zu verteidigen. Dort sind Lautaro Martinez und Thuram gut in den freien Raum. Lautaro bewegt sich eher zwischen den Ketten, Thuram ist der Ankerpunkt, der die Bälle festmacht und ablegt bzw. gleich in die Tiefe verlängert.

In einigen Fällen agieren die beiden Akteure mit einer derartigen Cleverness, dass eine Verteidigung äußerst schwierig bzw. kaum möglich ist .Nachdem sich Inter aus dem Druck befreit hat, erfolgt in der Regel der Diagonallauf auf den ballfernen Wing Back. Barella bindet in dieser Situation häufig durch eine hohe Position die Letzte Linie. Dies führt dazu, dass der Flügel komplett aufgeht und Barella nach einer Verlagerung Anschluss findet, um ein 2 gegen 2 bzw. 2 gegen 1 zu erzeugen. Genau durch dieses Muster gelang Inter nach sieben Minuten ein Abseitstor.

Abseitstor: Bastoni zieht Musah raus Di Marcos flache Position bringt Kyle Walker in die Predulie Mkhitaran zieht mit seinem Horizontalen lauf Bennacer raus. Martinez löst sich aus der letzten Linie und setzt per Diagonallball Dumfries ein.

Das Trainerteam um Concecao passte die Systematik relativ schnell an. Das zuvor praktizierte 4-4-2 wurde zu einem 5-2-3-System, wobei Musah die Aufgabe hatte, in der letzten Linie gegen den Ball zu verteidigen.Die Intention hinter dieser Änderung war, mehr Zugriff auf den flachen Di Marco zu erlangen, indem Musah aus der Kette heraus verteidigte und Kyle Walker in der letzten Linie verblieb.Bastoni sollte durch Pulisic aufgenommen werden. Die Implementierung einer Fünferkette diente dazu, eine verstärkte Absicherung in der Breite zu gewährleisten, was wiederum einen optimierten Zugriff auf die Wingbacks von Inter ermöglichte. Zudem konnte die Dreierkette im Aufbau Drei gegen Drei erreicht werden. Es ist jedoch anzumerken, dass diese taktische Ausrichtung auch gewisse Nachteile mit sich brachte. So verfügte Milan im hohen Pressing über einen Spieler weniger im Mittelfeld. Dies spielte Inter Mailand in die Karten, denn mit Yan Sommer verfügte der Verein über einen Torhüter, der sich durch eine hohe Kompetenz im Umgang mit dem Ball auszeichnete. So gelang es Inter, einen freien Spieler im Mittelfeld zu finden und das Pressing des AC auszuhebeln.

Das Team von Simone Inzaghi zeigte sich in der Lage, adäquat auf die Formationsumstellung der Heimmannschaft zu reagieren. Chalhanoglu agierte nun wiederholt in der ersten Aufbaulinie. Dies ermöglichte es Inter, eine Überzahlsituation von vier gegen drei zu erzeugen. Pavard und Bastoni agierten in den Rücken der Außenstürmer. Di Marco und Dumfries agierten aus einer höheren Position und konnten so die Wing Backs von AC Milan binden. Durch eine geschickte Ballführung auf den Flügelspieler von Calhanoglu gelang es Bastoni und Pavard, sich vollständig in die Offensivbewegung einzubringen. Diese taktische Maßnahme führte zur Kreation eines freien Spielers auf dem Flügel, von wo aus Inter wiederholt gefährliche Angriffe initiieren konnte. Dies führte dazu, dass AC gezwungen war, einen seiner beiden defensiven Mittelfeldspieler sehr weit nach vorne zu positionieren. Dies wiederum resultierte in entstandenen Räumen im zentralen Mittelfeld, welche Inter mit einer ballnahen Überladung erfolgreich bespielen konnte.

Inters spiel in die Tiefe

Inter zeigte nicht nur im variablen Aufbauspiel eine überdurchschnittliche Leistung, sondern zeichnete sich auch durch eine bemerkenswerte Tiefe im Spiel aus. Ein Beispiel ist das wiederholte Suchen der Blind Side des Innenverteidigers durch Thuram, um in den Rücken der letzten Verteidigungsreihe zu gelangen. Von noch größerer Bedeutung sind jedoch die Läufe aus dem Mittelfeld. Exemplarisch seien hier Calhanoglu und die beiden Achter genannt, die aus einer tiefen Position angreifen. Auch Lautaro Martínez setzt wiederholt zu gefährlichen Tiefenläufen an. Diese Spielweise stellt die Verteidiger vor signifikante Herausforderungen. Aber warum genau?

  • Flexibilität: Als Gegnerische Kette weißt du nie wann oder wer die Tiefe attackiert.
  • Zuordnungsprobleme: Durch die Läufe aus der Tieferen Position stellt sich die Frage wer nimmt den Spieler auf? Geht der Mittelfeldspieler mit > öffnet er vielleicht einen Raum vor der Kette wo Inter reinspielen kann? Oder nimmt ihn die Letzte Linie auf? Hier muss die Kette allderings weit auf den Flügel verschieben.
  • Timing: Beläuft man die Tiefe aus dem Mittelfeld, hat der Angreifer ein Bewegungsvorsprung gegenüber dem Verteidiger. Der Angreifer ist in vollem Tempo, während der Verteidigende Spieler erst Beschleunigen muss
  • Abseitsstellung: Attackiert man die Tiefe aus der letzten Linie, kann es schnell passieren das der Angreifer ein paar Zentimeter zu weit vorne steht. Vor allem in Zeiten des VAR sind es teilweise Millimeter, die den Unterschied machen. Beläuft man die Tiefe aus dem Mittelfeld hat der Angreifer die letzte Linie noch vor sich und steht so tendenziell weniger im Abseits.

 

Calhanoglu läuft aus dem Mittelfeld in die Tiefe Durch die Doppelspitze sind die beiden Innenverteidiger gebunden und können nicht durchschieben

Milan geht in Führung

Die taktische Maßnahme des Pressings seitens Milan konnte in der ersten Hälfte des Spiels nur selten erfolgreich umgesetzt werden. Kurz vor der Halbzeit gelang es den Rossoneri jedoch, sich eine vielversprechende Umschaltsituation zu erarbeiten. Inter startete über die linke Seite. Pulisic lässt sich nicht vom andribbelnden de Vrij binden und kann so auf Bastoni attackieren. Musah verteidigte aus der Kette heraus auf Di Marco, was dazu führte, dass Kyle Walker in der Kette verbleiben konnte. Inter überladete die Seite, und Calhanoglu fungierte als freier Spieler, da der ballnahe Sechser Mikhitatyan markiert wurde. Nach einem erfolgreichen Ablagespiel über Di Marco wird der freie Spieler gefunden. Calhanoglu hat einen freien Fuß und kann eine Verlagerung auf Dumfries spielen, der schon breit steht. Doch Tammy Abraham verteidigt von hinten und AC kann seine hohe individuelle Klasse einmal mehr aufzeigen. Nach einer diagonalen Verlagerung in den linken Halbraum, wo Theo Hernandez reinstartet, entsteht ein 2 gegen 1 am Flügel. Theo bindet Pavard und spielt Leao einen präzisen Pass in die Tiefe auf. Reijnders vollzieht eine Bewegung in die Box und kann den von Jan Sommer abgelenkten Ball ins Tor befördern.

Milan mit dem Ball zu Harmlos

In der ersten Hälfte des Spiels hatte Milan einen geringeren Ballbesitzanteil als Inter. Nichtsdestotrotz demonstrierten sie eindrucksvoll die hohe individuelle Qualität der Mannschaft. Die taktische Aufstellung entsprach einem 4-2-4-System, wobei Theo Hernandez eine hoch positionierte, offensive Rolle einnahm. Dies ermöglichte es Leao, sich zwischen den Ketten zu bewegen. Kyle Walker agierte auf der anderen Seite zwischen einer flacheren Position im Aufbau und einer hohen Position an der letzten Linie, wo Pulisic ebenfalls immer wieder die Freiheit hatte, in den Halbraum zu ziehen. Diese taktische Ausrichtung ermöglichte es Milan, die letzte Linie phasenweise mit sechs Spielern zu überladen. Der Plan, wie man in die Tiefe gelangen wollte, war evident. Durch Entgegenkommen im Halbraum und Tiefgang am Flügel sollte der Halbverteidiger herausgezogen werden, um den offenen Raum zu bespielen. Dieses Vorhaben konnte jedoch nur bedingt in die Tat umgesetzt werden, da die AC häufig unvorbereitet in die Tiefe spielte und Inter es ihr somit relativ leicht machte, diese Angriffe zu verteidigen.
Inter agierte in der Ballbesitzsituation eher passiv. Ihre Taktik basierte auf einer 5-3-2-Formation, was es der AC ermöglichte, sich zunächst zu behaupten. Die gesamte Spielweise wurde durch einen Mix aus Raumverteidigung und Mannorientierung geprägt. Insbesondere in der Defensive zeichneten sich die ballnahen Halbverteidiger durch eine starke Mannorientierung aus. Thuram und Lautaro Martinez fokussierten sich in erster Linie darauf, Druck auf die erste Aufbaulinie zu erzeugen, anstatt auf die erste Linie der gegnerischen Abwehr. Stattdessen zielten sie darauf ab, die beiden Sechser mit ihrem Deckungschatten aus dem Spiel zu nehmen. Im Falle der Entscheidung, Druck auf die erste Linie des ACs auszuüben, waren die Achter für diese Aufgabe zuständig. So konnte Inter die Bälle ins Zentrum weitestgehend verhindern.

Im Zentrum des Spiels zeigte sich eine signifikant hohe Qualität der Akteure von Milan. Reijnders und Bennacer demonstrierten auch in dieser Begegnung ihr außerordentliches fußballerisches Können. Beide Spieler präferieren das Dribbeln, um den Ball zügig durch das Mittelfeld zu manövrieren und so für kontinuierliche Vorwärtsbewegung zu sorgen. Die Positionierung der defensiven Mittelfeldspieler wurde ebenfalls als lobenswert erachtet, da sie sich durch kurze horizontale Bewegungen wiederholt aus dem Deckungsschatten lösten. Die Verbindung zwischen Reijnders und Bennacer war ebenfalls als positiv zu bewerten, da sie eine effektive Diagonale Staffelung im Zentrum ermöglichte.


Der Fokus im Spielaufbau von Milan lag auf der rechten Seite. Hier wurde der Versuch unternommen, Überzahlsituationen zu kreieren und durch die Flügel zu brechen. In dieser Hinsicht ist Kyle Walker als entscheidender Akteur zu nennen. Seine Positionierung war von entscheidender Bedeutung für das Spiel. Schob er bis in die letzte Linie, kippte ein Sechser in die Breite. Diese Taktik ermöglichte es Milan, eine 3 gegen 2- bzw. eine 4 gegen 3-Situation zu kreieren. Agierte Walker im Aufbau flacher, überlud AC mit Pulisic und Musah die rechte Seite. Ein Angriff von Di Marco auf Kyle Walker aus der Kette resultierte in einer 2 gegen 1-Situation in der Breite. Dies führte dazu, dass die Abwehrreihe von Inter weit in die gegnerische Hälfte verschieben musste. Inter reagierte darauf, dass Mkhitaryan als Achter auf Kyle Walker attackierte, um keinen Raum im Rücken preiszugeben. Auch AC zeigte sich in dieser Situation als flexibel und konnte sich durch gute Ideen hervortun. Durch ein kontrolliertes Spiel am Flügel wurde der Raum hinter Mkhitaryan erfolgreich bespielt. Die Sechser positionierten sich in der Box sehr clever und wurden im Halbraum freigespielt. Mit Raumübergreifenden Dribblings gelang es ihnen, den Ball ins letzte Drittel zu tragen.

2. Halbzeit -SR

In der Halbzeit nahm Conceição einen Wechsel vor: Aus dem Spiel ging Bennacer, und für ihn kam der junge Jiménez.

Die AC im Ballbesitz, Inter im Pressing

Milan spielte vor allem in einer 2-4-Aufbaustruktur mit einer Torhüterkette, um eine Überzahl gegen die Stürmer von Inter herzustellen. Diese Struktur konnte je nach Spielsituation leicht angepasst werden, indem sich Musah tiefer fallen liess und Reijnders nach vorne schob, wodurch ein 2-3-Aufbau entstand.

Anlaufverhalten von Inter, mit den Manndeckungen. Transparenter Pfeil zeigt, wie Barella, Pavlovic pressen würde, falls dieser angespielt werden kann.

Inter presste aus einem 5-3-2 heraus. Thuram versuchte immer wieder, das Feld zu teilen, wenn Maignan den Ball hatte, indem er sich zwischen Pavlović und den Ball stellte. Dies war ein gutes Mittel, um Milans Überzahl auszuhebeln und den Weg zum spielstarken Hernández zu versperren. Im Mittelfeld gingen Calhanoglu und Barella Mann gegen Mann gegen die Doppelsechs von Milan, während Martínez bereit war, auf Tomori herauszurücken. Auf der rechten Seite standen Mkhitaryan und Di Marco bereit, um bei einem Anspiel Walker zu pressen. Diese vorgehen konnte Inter aber genauso gut auf die andere Seite hin umsetzen.

 

 

Einmal gelang es Maignan, den Deckungsschatten von Thuram zu überwinden. Er fand Pavlović, der von Barella gepresst wurde. Das bedeutete, dass in diesem Fall Musah frei war. Dieser zog Calhanoglu mit sich, wodurch der technisch starke Reijnders sowie der Passweg zu ihm frei wurden.

Milan versuchte, das Spiel über den dritten Mann via Hernández aufzubauen, doch der Pass war zu ungenau, und er brauchte etwas zu lange. Dadurch konnte der eingerückte Martínez den Ball leicht abfangen, wodurch Inter eine grosse Chance herausspielen konnte.

Das gepflegte Aufbauspiel von Milan war demnach zu riskant. Was blieb Maignan bzw. Tomori also übrig? Genau: der lange Ball. Meistens spielte er diesen auf den 1,90 m grossen Tammy Abraham. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, die zweiten Bälle zu gewinnen, positionierten sich Jiménez, Pulisic und Leao eng um den Zielspieler. Doch meistens gewann der etwas Kleinere De Vrij diese Kopfballduelle, denn mit seinem exzellenten Sprungtiming machte er den grössen Unterschied wett. Auch wenn Milan den zweiten Ball gewann, konnten sie gegen die gut organisierte Inter-Defensive nur wenig ausrichten. Wenn sie doch gefährlich wurden, dann meistens über Rechts.Jiménez nutzte seinen schnellen Antritt und seine gute Technik, um ins Zentrum zu ziehen. Allerdings zögerte er oft zu lange mit seinen Abspielen oder spielte sie zu ungenau. Generell war es für Milan schwierig, das kompakte 5-3-2 von Inter zu durchbrechen – doch sie hatten eine komplexere Lösung.

 

Diese Lösung war die Überladung der rechten Seite, um anschliessend im rechten Halbraum in die Tiefe zu kommen – meist durch einen Lauf von Pulisic. Diese Überladungen waren

Reijnders zieht Zielinski mit, dadurch wird der Pass zu Pulisic frei.

jedoch selten erfolgreich, da Milan die gegnerischen Strukturen und Zuteilungen nicht durch Dribblings, Rotationen oder Laufwege aufbrechen konnte. Entweder agierten sie zu langsam, oder Calhanoglu, Mkhitaryan, Di Marco sowie der linke Innenverteidiger (Bastoni oder Carlos Augusto) kommunizierten und verteidigten einfach zu gut. Einmal gelang es Milan, dank einer Rotation auf der rechten Seite eine Überzahl auszuspielen. Der eingewechselte Zieliński liess sich dabei von der Bewegung verwirren und vom falschen Gegenspieler mitziehen. Dadurch wurde Pulisic frei im Zentrum gefunden, doch aus der anschliessenden Aktion entstand keine Gefahr.

Insgesamt war es ein mässiger Auftritt von Milan im organisierten Ballbesitz. Der neue Trainer braucht Zeit, um seine Spielmuster mit der Mannschaft einzuüben. Doch wie wurde Milan am gefährlichsten? Durch Umschaltsituationen

Milan im Umschalten

Aus Gründen, die später in diesem Text genauer erläutert werden, eroberte Milan den Ball meist auf der rechten Seite. Inter setzte den Ballführenden im Gegenpressing mit zwei Spielern gleichzeitig  unter Druck, während ein oder zwei weitere als Absicherung agierten. Milan konnte sich aus diesen Situationen dank der entstehenden Überzahlen oft gut herauskombinieren.

Dann ging es schnell von rechts auf die linke Seite – dorthin, wo Milans wichtigster Umschaltspieler wartete: Rafael Leão. Der portugiesische Tempodribbler blieb in der defensiven Phase ohnehin vorne, sodass er sich häufig in der Situation befand,  von der linken Seite auf die gegnerische Abwehr zuzudribbeln. Inters Dreierkette liess sich dabei nach hinten fallen, um den Angriff tief im eigenen Strafraum zu verteidigen.

Leão entschied sich jedoch oft für den Distanzschuss, anstatt einen besser postierten Mitspieler anzuspielen. Einmal wurde es richtig gefährlich, als er den Ball auf Reijnders durchsteckte. Generell wurde Milan in der zweiten Halbzeit zunehmend gefährlicher durch Umschaltsituationen. Denn Inter agierte immer ungeduldiger und bereitete seine Angriffe unstrukturierter und direkter vor als zu Beginn. Dadurch gewann Milan häufiger den Ball und fand mehr Räume vor. Dennoch konnten sie daraus kein Kapital schlagen. Am Ende waren es die Nerazzurri, die noch ein Tor erzielten – vor allem aufgrund ihres Offensivspiels, das wir im nächsten Abschnitt genauer betrachten werden.

Rotation, Rotation, Rotation: Inter im Ballbesitz

Um zu verstehen, wie Inter spielte, müssen wir zunächst betrachten, wie Milan verteidigte.

Milan agierte gegen den Ball in einem 5-4-1-Mittelfeldpressing. Daher spielt Inters Spielaufbau in diesem Text eine untergeordnete Rolle, da er kaum zur Geltung kam. Abraham versuchte, den gegnerischen Sechser in seinen Deckungsschatten zu nehmen. Reijnders deckte Barella Mann gegen Mann, während Musah hinter Abraham absicherte, falls der Ball doch auf den Sechser gespielt wurde.

Pulisic blockierte den Passweg zu Mkhitaryan und positionierte sich stets auf Höhe von Bastoni, um ihn bei Bedarf zu pressen. Bastoni verhielt sich im Ballbesitz wie ein klassischer Aussenverteidiger und schob weit in die Breite.

Auf der linken Seite war Milans Pressing weniger komplex. Hernández war dafür verantwortlich, Dumfries zu pressen, sobald der Ball zu ihm gespielt wurde, während Leão lediglich darauf achtete, Pavards Breite zu halten.

Die erste Pressinglinie Milans agierte insgesamt sehr passiv. Die Flügelspieler und Abraham konzentrierten sich mehr auf ihre Positionen und Aufgaben, anstatt aktiv Druck auf Inters Innenverteidiger auszuüben. Erst wenn Inter den Ball in Milans Formation hineinspielte oder es versuchte, setzte Milan das Pressing ein.

Inter musste eine Lösung finden, um diesen passiven Block zu knacken – und dafür hatten sie einige einstudierte Muster parat. Um diese genauer zu analysieren, müssen wir uns anschauen, welche Zielräume Inter anvisierte.

Die Zielräume von Inter hinter der Abwehrkette von Milan

Inter wollte vor allem die Räume hinter Hernandez sowie die linke und rechte Innenbahn ausnutzen. Dabei machten sie sich die Passivität von Milans erster Pressinglinie gezielt zunutze.

Immer wieder liessen sich zentrale Mittelfeldspieler in die letzte Kette fallen, Flügelverteidiger rückten ein, während der andere nach vorne schob. Halbverteidiger bewegten sich ins Mittelfeld oder in die Breite. Zudem rotierten die Innenverteidiger nicht nur untereinander, sondern auch mit Mittelfeldspielern und Flügelverteidigern. Kurz gesagt: Inter agierte extrem fluide.

Diese Variabilität machte es für Milan schwer, Zugriff in der ersten Pressinglinie zu bekommen und für mich das Angriffsspiel Inters  Genau zu greifen. Deshalb werde ich die häufigsten Muster und Anordnungen aufzeigen. Die Positionen und Abläufe der einzelnen Spieler wechselten durch Inters hohe Flexibilität, doch die grundsätzlichen Zielräume und Positonierungen blieben weitgehend gleich.

Auf beiden Seiten nutzte Inter unterschiedliche Muster. (Muster ist vielleicht nicht der richtige Begriff, wegen den Gründen im obigen Absatz. Der Einfachheit halber werde ich aber bei diesem Begriff bleiben.) Betrachten wir nun zunächst die Muster auf der rechten Seite.

Raum hinter dem gegnerischen Aussenverteidiger

Eigentlich 51. Minute

Dumfries kommt Calhanoglu entgegen und zieht dadurch Hernández aus seiner Position. Gleichzeitig sorgt Barellas entgegenkommender Lauf dafür, dass Reijnders Thuram nicht verfolgen kann. Thuram startet in den Raum hinter Hernández, hat jedoch körperlich keine Chance gegen Pavlović und holt noch einen Einwurf raus.

Rechter Halbraum hinter der Kette

Muster A

Eigentlich 64. Minute

Mit fortschreitendem Spiel wurde Inters Ansatz, wie bereits erwähnt, direkter – was sich in dieser Szene deutlich zeigt.

De Vrij erhielt ohne Druck den Ball und spielte einen Seitenwechsel auf Dumfries. Dieser kombinierte per Doppelpass mit Barella. Dass sich Barella so breit positionierte waren häufig zu sehen, wodurch er eine gute Verbindung mit Dumfries hatte. Dumfries konnte so den Raum hinter Hernández attackieren. Solche Situationen, in denen Dumfries aus der Innenverteidigung heraus ins Laufduell mit dem schnellen Hernández geschickt wurde, traten nun häufiger auf.

Muster B

Pavard dribbelt auf den Milan-Block zu. Martínez lässt sich kurz in den Zwischenlinienraum fallen,

Pavard spielt ein „Spielen-und-Gehen“ mit Martínez und startet in den Raum hinter Pavlović, der auf Martínez herausrückt. Martínez leitet den Ball mit dem ersten Kontakt nach aussen zu Dumfries weiter. Da der Pass jedoch in seinen Rücken kommt, kann Dumfries ihn nicht sofort auf Pavard weiterleiten. Diese Anordnung/Muster konnte auch im linken Halbraum auftreten. Einfach mit anderen Spielern.

Überladung auf Links

Muster A

Barella löste sich von seinem Manndecker und bewegte sich vom rechten Halbraum auf den linken Flügel – ein bemerkenswertes Zeichen für die Freiheiten, die er im Spiel hatte. Durch seine Bewegung schuf er auf dieser Seite eine Überzahl. Gemeinsam mit Mkhitaryan setzte er Musah im Zwei-gegen-eins in Entscheidungsnot. Dennoch konnten sie die Situation nicht gewinnbringend ausspielen, da Abraham rechtzeitig auf Mkhitaryan herüberschob und so die Überzahl ausglich. Zudem spielte Barella den Pass in den vielversprechenden Raum zu ungenau. Aus genau solchen Szenen entstanden die gefährlichen Konter, bei denen Milan schnell auf die linke Seite zu Leão verlagerte. Da diese Überlagerungen auf der linken Seite so interessant sind, möchte ich nun eine weitere Situation die ich darlegen möchte.

Muster B

Di Marco und Bastoni stehen breit, während Calhanoglu und Mkhitaryan die Halbräume besetzen. Barella leitet das Spiel von hinten und schafft eine Überzahlsituation. Dadurch gerät Pulisic in eine 2-gegen-1-Unterzahl. Bastoni startet in den linken Halbraum hinter die letzte Kette, doch Di Marco verpasst das Zuspiel, da er zu lange für das Abspiel braucht. Inter bricht den Angriff ab. Solche Überladungen und Rotationen waren ebenfalls auf der rehcten Seite zu sehen, doch sie waren bei weitem nicht so «effektiv» wie die auf der linken Seite, weil Ab und zu ein Überzahlspieler fehlte, oder dieser sich nicht so klug wie Barella verhielt. können für die verteidigende Mannschaft äusserst ermüdend und verwirrend sein. Ein Beispiel dafür ist die folgende Szene, in der Barella phänomenal ist.

Musah ist sich nicht bewusst, dass Barella sich in seinem Rücken befindet. Pavard kann ohne Druck andribbeln und den Ball auf Barella spielen. Mit einem verzögerten Ballkontakt lässt dieser Tomori ins Leere laufen, da dieser den Pass abfangen wollte. Barella dreht sich auf, verpasst jedoch den optimalen Moment für den finalen Pass.Diese Szene allein zeigt, wie essenziell der kleine Italiener für die Interisti ist. Er überzeugt mit herausragendem Stellungsspiel, exzellenter Technik und enormer Ausdauer.

Muster C

Gegen Ende der Partie wurde das Spiel von Inter noch direkter. Die Spieler suchten häufiger Läufe in die Tiefe, insbesondere in die Schnittstellen. Dies war besonders auf der linken Seite zu beobachten, wo Barella, Zalewski, Carlos Augusto und ein weiterer Spieler – entweder Thuram oder Zielinski (der für Calhanoglu eingewechselt wurde) – konstant versuchten, über den

Fügel ins Zentrum zu gelangen.Inter überlud die linke Seite gezielt mit diesem Personal, um anschliessend den Weg in die Schnittstelle zu finden. Vor allem Augusto startete immer wieder in diesen Raum, während Zalewski, der für Di Marco ins Spiel kam, häufig Flanken in den Strafraum schlug. Da er sowohl mit links als auch mit rechts flanken kann, stellte er Walker und Chukwueze vor Probleme, da er in beide Richtungen agieren konnte. Sein starker Fuss ist der rechte, sodass er oft in die Mitte zog. Um dies zu verhindern, verteidigten Walker und Chukwueze meist die Innenbahn, wodurch Zalewski mit links flanken konnte.

Diese Hereingaben waren besonders gefährlich, vor allem wenn sie am langen Pfosten Thuram oder Dumfries erreichten. Insgesamt wurde Inter im Spiel vor allem durch Flanken am gefährlichsten. Auch und vor allem bei Eckbällen.

Inter Ecken und die zweiten Bälle nach solchen

Mit Spielern wie Thuram, Bisseck, Dumfries und De Vrij, die alle äusserst kopfballstark sind, ist es keine Überraschung, dass Inter über Flanken und Standardsituationen immer wieder Gefahr erzeugen konnte.

Bei Ecken waren die meisten Inter-Spieler im Strafraum, während nur vier Akteure ausserhalb postiert waren. Trotz dieser offensiven Ausrichtung blieb die Absicherung ausreichend, sodass Inter nach abgewehrten Ecken häufig direkt eine weitere Flanke in den Sechzehner schlagen konnte. Diese zweiten Flanken sind oft gefährlicher als der eigentliche Eckball, da sich die Raumaufteilung nach der ersten Klärung auflöst und die Manndeckung ins Wanken gerät. Dadurch entsteht Unordnung im Strafraum, wodurch sich plötzlich Freiräume für einzelne Spieler ergeben können.

Letztlich war es jedoch eine Flanke aus dem Spiel heraus, die die Entscheidung brachte: Bisseck schlug den Ball in die Mitte auf den völlig freien Zalewski, der sich unbemerkt ins Zentrum geschlichen hatte und für De Vrij ablegte. Betrachtet man die Szene genauer, waren in diesem Moment sieben Inter-Spieler im Strafraum – ein klares Zeichen dafür, dass man sich das Glück mit konsequenter Präsenz in der Box erzwingen kann.

Lehren aus Inters Spiel

Auch wenn Inter durch seine Rotationen und Positionswechsel äußerst flexibel agiert und dadurch nur schwer zu greifen ist, lassen sich dennoch bestimmte Muster erkennen.

Eine zentrale Strategie besteht darin, die Flügel gezielt zu überladen, um Überzahlsituationen zu schaffen. (Wer mehr über die Vorteile von Überladungen erfahren möchte, klicke hier.) Darüber hinaus sind die obligatorischen Läufe in die Schnittstellen auffällig, die bei nahezu jedem Angriff zu beobachten waren. Dabei war weniger entscheidend, welche Spieler genau an den Überladungen teilnahmen oder diese Läufe ausführten – vielmehr ging es darum, dass bestimmte Positionen stets besetzt blieben.

Diese Beobachtungen deuten auf zentrale Stärken von Inter hin, die ich im nächsten Abschnitt näher erläutern werde.

Stärken und Schwächen der beiden Mannschaften

Nach der Analyse dieser Halbzeit lassen sich erste Annahmen über die Stärken und Schwächen beider Mannschaften treffen. Natürlich erhebe ich nicht den Anspruch, alle Aspekte vollständig zu erfassen – dies sind lediglich meine Beobachtungen.

Inter befindet sich definitiv in einem anderen Entwicklungsstadium als Milan. Besonders stark sind sie in ihren Rotationen, der Rhythmuskontrolle, bei Eckbällen und im tiefen Verteidigen. Allerdings führten kleine Ungenauigkeiten – sei es im Abspiel, in der Körperhaltung, beim ersten Kontakt oder in der Passrichtung und -timing – dazu, dass gut vorbereitete Angriffe häufig abgebrochen werden mussten. In engen Räumen kann selbst ein kleiner Fehler den gesamten Angriff ins Leere laufen lassen. Zudem zeigte die zweite Halbzeit, dass das Gegenpressing nicht zu Inters grössten Stärken gehört, da sie dabei oft überspielt wurden.

Auf der anderen Seite könnte man argumentieren, dass es eine Stärke von Milan ist, sich aus dem Gegenpressing herauszukombinieren und gefährlich zu kontern. Zudem verteidigten sie mit ihrem kompakten 5-4-1-Block äusserst diszipliniert, was ihnen ebenfalls als Stärke zugeschrieben werden kann. Allerdings scheint Milan im organisierten Ballbesitz noch Luft nach oben zu haben. Hinweise darauf sind die häufig gespielten langen Bälle sowie die Schwierigkeiten beim geordneten Spielaufbau, bei dem sie den Ball oft schnell verloren. Auch im letzten Drittel fehlte die notwendige Variabilität und klare, einstudierte Abläufe bzw. Prinzipien. Entweder dauerte die Entscheidungsfindung zu lange, die Spieler trafen eine suboptimale Entscheidiung oder die Laufwege waren noch nicht richtig abgestimmt.

Diese Aspekte dürften sich jedoch in den kommenden Monaten verbessern. Trainer Sérgio Conceição hat bereits in Porto bewiesen, dass er ein exzellenter Coach ist.

Fazit

Inter dominanter, Milan mit Entwicklungspotenzial

Inter Mailand zeigte sich als das reifere und taktisch überlegene Team, das insbesondere durch flexible Bewegungen, tiefe Läufe und gefährliche Flankenstrukturen überzeugte. Die Mannschaft von Simone Inzaghi kontrollierte das Spiel, passte sich taktischen Veränderungen an und demonstrierte ihre Titelambitionen. Kleine Ungenauigkeiten verhinderten eine noch klarere Dominanz.

Milan hingegen offenbarte Schwächen im geordneten Spielaufbau und hatte Schwierigkeiten, Inters Defensive konstant unter Druck zu setzen. Phasenweise funktionierte das Umschaltspiel, insbesondere durch Leão, doch insgesamt fehlte es an Durchschlagskraft und Effizienz. Defensiv agierte das Team diszipliniert, konnte sich oft aus dem Pressing befreien, fand jedoch kaum Lösungen im eigenen Ballbesitz.

Während Inter als gefestigte Spitzenmannschaft auftrat, steckt Milan unter Sérgio Conceição noch in der Entwicklung und muss taktische Automatismen weiter ausbauen.

VR ist aktuell bei einem Traditionsreichen Regionalligisten Tätig und hat sich in diesen Verein auch heimlich verliebt. 

SR Studiert Geschichte und Philosophie, was man an seinen Texten an der einen oder anderen Stelle merkt. Neben dem Studium schreibt er Gegneranalysen für einen Schweizer dritt Ligisten und versucht jedes nur erkenntliche Fussballspiel zu sehen.