Goretzka, Boadu, Amiri und Co.: Die 11 des 18. Spieltags: Count your Blessins

Leon Goretzka ist die fußballspielende Schlaghose, Myron Boadu hat ganz genau zugehört und ein Augsburger-Stürmer treibt Gegner der gendergerechten Sprache in den Wahnsinn. Das ist die 11 des 18. Spieltags.

Jan 20, 2025 - 13:17
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Goretzka, Boadu, Amiri und Co.: Die 11 des 18. Spieltags: Count your Blessins

Leon Goretzka

Wer ist jetzt eigentlich mehr zurück? Die Schlaghosen, die zehn Jahre lang in der Mottenkiste der Alt-68er-Eltern deines liebsten gentrifizierten Kiezes einer deutschen Großstadt lagen und dort mittlerweile von den Kindern ebenjener Eltern zum Trinken überteuerter Matcha-Getränke ausgeführt werden – oder, naja, Leon Goretzka? Wurde zu Saisonbeginn bei den Bayern aussortiert, verprellt und belächelt und entscheidet im Januar 2025 wieder Bundesliga-Spiele per Doppelpack. Hielt sich nach dem ersten Tor die Hände hinter beide Ohren und vielleicht wird auch Max Eberl auf der VIP-Tribüne ein leises „Sorry“ gemurmelt haben – und demnächst in Schlaghose dort sitzen.

Myron Boadu

„Ich kann nicht immer beide Augen zudrücken. So reicht es nicht.“ Das sagte Dieter Hecking letztens noch über Myron Boadu. Dann erzielte der Stürmer gegen Leipzig nach 0:3-Rückstand noch drei Tore. Und als letztmals Kritik so dermaßen gut gefruchtet hatte, räumten wir als Elfjährige in Windeseile unser vermülltes Zimmer auf, nachdem Vaddern bei einer Nicht-Beiseitigung des Chaos‘ mit Hausarrest drohte, obwohl am Wochenende ja ein Hallenturnier beim Lokalrivalen anstand. Blitzsauber! Genau wie dieses Interview von Gerrit Holtmann nach Abpfiff:

Samuel Essende

Auswärtssieg, zweiter Dreier in der Fremde in Serie, schönes Polster auf die Abstiegsränge: Der FC Augsburg feiert einen rauschenden Start ins neue Jahr. Dafür verantwortlich: Essende! Oder wie Gegner des sogenannten „Gender-Gagas“ sagen würden: Jetzt reicht’s aber auch mal mit der Wortklauberei! Kann man den nicht einfach Esser nennen??!?!?!

Florian Wirtz

Dickes Sorry an den unterirdischen Verbindungsweg zwischen Kent und Coquelles, aber: Europas spektakulärsten Tunnel gab’s am Wochenende unterm Bayer-Kreuz. Florian Wirtz spielte dort nämlich Gladbachs Ko Itakura den Ball so lässig durch die Beine, dass er danach zurecht das Patent auf diesen jetzt schon ausgelutschten Chill-Guy-Jubel einreichen dürfte.

Dieser Bayer-Fan

Wenig verwunderlich, dass diese Leverkusenerin ob der dargebotenen spielerischen Klasse ihren Gefühlen aber mal so dermaßen freien Lauf ließ:

Angelo Stiller

Woltemade! Undav! Demriovic! Die VfB-Offensive brillierte auch gegen den SC Freiburg und schraubte die Badener auseinander wie einen wackligen Ikea-Schrank. Doch das Mastermind im Hintergrund: Angelo Stiller, der die ersten beiden Hütten auflegte und das Stuttgarter Spiel steuerte, als hätte er die Hirne seiner Mitspieler vor Anpfiff in der Kabine noch frisch verkabelt. Hätte uns nicht gewundert, wäre Julian Schuster nach Abpfiff mit Aluhut in Richtung Sportgericht marschiert. Gründung einer Telegram-Gruppe inklusive, der Name: Die Stiller Wahrheit.

Andrej Kramaric

+++ BREAKING +++: Die TSG Hoffenheim kann doch noch gewinnen! Weil Adam Hlozek scheinbar noch Fußballspielen kann und Andrej Kramaric den alten Kalauer von wegen große Klappe und was dahinter personifiziert. War unter der Woche noch kurz davor, ganz Sinsheim in Brand zu setzen und traf am Samstag in Kiel zum zwischenzeitlichen 2:0 für die TSG. Schön und gut und dennoch hoffen wir, dass Andrej etwas Andreas in sich trägt und sagt: Beruhigt habe ich mich jetzt nicht! Denn die pikanten Details, die er in München bloß andeutete und sich dann auf die Zunge biss, ist der Mann uns allen noch schuldig.

Hugo Ekitiké & Omar Marmoush

Im Spiel eins ohne Omar Marmoush machte Hugo Ekitiké einfach weiter, als wäre nichts gewesen und traf zum neunten Mal in dieser Saison. Derweil verabschiedete sich Marmoush nach dem Spiel von den Frankfurter Fans und wurde zurecht gefeiert, nachdem er sich bis zuletzt reingehauen und den Frankfurtern die Kassen vollgemacht hat. Und als letztmals jemand bei einer Verabschiedung mehr im Reinen mit sich war, stieg Frodo gerade aufs Schiff in Richtung der Unendlichen Lande.

Emre Can

Ganz anders dagegen die Lage beim BVB, der ein Spiel nach dem anderen verliert und bei dem sich Emre Can scheinbar aktiv für die Wiedereinführung des Kreisliga-Liberos stark macht. Oder was genau passiert hier sonst?! Von der ebenfalls mangelhalften Positionierung der Kollegen ganz zu schweigen.

Nadiem Amiri

Wurde an der Alten Försterei wegen seines Rassismus-Vorwurfs gegen Florian Hübner von 2021 eher unlieb empfangen und verlor schließlich alle Sympathien, als er nach dem verwandelten Elfer zum Ausgleich mit Zeigefinger auf den Lippen in Richtung Waldseite jubelte. Wurde schließlich bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und so war eigentlich alles bereit für ein herrlich-galliges Post-Match-Interview – in dem er die Köpenicker Fans dann aber für deren Leidenschaft und Stimmung lobte und dem Verein seinen Respekt für die dort geleistete Arbeit zollte. Nahm der Sache damit so sehr den Wind aus den Segeln, dass die Schiffe auf dem anliegenden Müggelsee seit Sonntagabend nicht mehr vom Fleck kommen.

Morgan Guilavogui

Ein Verein schnuppert Morganluft: Als Guilavogui den FC St. Pauli in Heidenheim mit dem späten 2:0 erlöste, gab’s kein Halten mehr. Endlich trafen die Kiezkicker, die schlechteste Offensive der Liga, mal, endlich belohnte sich der Aufsteiger für einen spielerischen Ansatz, der in den meisten Partien doch stark über bloßes Verhindern hinausgeht. Kein Wunder, dass St. Paulis Cheftrainer feierte, als hätte sein Klub gerade den Europapokal gewonnen. Oder auch: Count your Blessins!

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