Donald Trump: Mit voller Wucht

Die Vereidigung Trumps zum US-Präsidenten war ein wohlinszenierter Paukenschlag. Seine Rede war zwar einerseits inhaltlich nicht überraschend aber andererseits doch ein befremdliches Erlebnis. Trotzdem: Trumps Taktik der Überrumpelung könnte auch zu Resultaten führen – etwa beim Ukrainekrieg. Ein Kommentar von Tobias Riegel. Donald Trump wurde am gestrigen Montag als neuer US-PräsidentWeiterlesen

Jan 21, 2025 - 12:36
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Donald Trump: Mit voller Wucht

Die Vereidigung Trumps zum US-Präsidenten war ein wohlinszenierter Paukenschlag. Seine Rede war zwar einerseits inhaltlich nicht überraschend aber andererseits doch ein befremdliches Erlebnis. Trotzdem: Trumps Taktik der Überrumpelung könnte auch zu Resultaten führen – etwa beim Ukrainekrieg. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Donald Trump wurde am gestrigen Montag als neuer US-Präsident vereidigt. Machen Sie sich bitte Ihr eigenes Bild: Ein Transkript der Trump-Rede findet sich unter diesem Link, ein Video des ZDF findet sich unter diesem Link.

Hier folgen subjektive Eindrücke, keine detaillierte Analyse des Auftritts: Eigentlich gab es in Trumps Rede inhaltlich nicht viel Neues oder Überraschendes zu entdecken – aber für Menschen, die am Montag möglicherweise zum ersten Mal einen Live-Auftritt von Trump komplett verfolgt haben, könnte es schon ein befremdliches Erlebnis gewesen sein: Zum einen die martialischen Vokabeln vonseiten Trumps, unter anderem wenn es um die „Lösung“ der Frage der Einwanderung geht. Zum anderen aber auch das Verhalten des Publikums, das sich bei bemerkenswerten Stellen zu Stehenden Ovationen erhob, etwa nach Trumps Feststellung, Gott habe seinen Tod beim Attentat verhindert.

Andererseits waren die Bürger hierzulande durch die unseriöse und dämonisierende Medien-Berichterstattung über Trump der letzten Jahre ideologisch wohl gründlich auf den Auftritt vorbereitet.

Und auch für Jene, die sich bereits mit Trump beschäftigt haben, konnte die Rede eine große – und je nach politischer Heimat möglicherweise beunruhigende – Wucht entfalten: Einen harten Wahlkampf zu verfolgen, ist schon etwas anderes als den entschlossenen Verkündungen eines gewählten Präsidenten zu beizuwohnen, der nun (zumindest offiziell) die Macht hat, seine Wahlversprechen auch umzusetzen.

Dazu kommt, dass das Trump-Team ein beeindruckendes Tempo vorlegt: Zumindest in der Inszenierung erscheint es so, als würde die gewählte Strategie der Überrumpelung auch tatsächlich zu politischen Resultaten führen, beispielsweise jetzt in Gaza. Einige direkt nach der Vereidigung von Trump unterzeichnete Dekrete listet etwa der Deutschlandfunk auf.

Mein stolzestes Vermächtnis wird das eines Friedensstifters und Vereinigers sein“

Begrüßenswert fand ich in Trumps Rede zum einen die Passagen zur Meinungsfreiheit und zum anderen die hier zitierte Stelle zum Frieden:

Wir werden unseren Erfolg nicht nur an den gewonnenen Schlachten messen, sondern auch an den Kriegen, die wir beenden, und vielleicht am wichtigsten, an den Kriegen, in die wir nie hineingezogen werden. Mein stolzestes Vermächtnis wird das eines Friedensstifters und Vereinigers sein.“

Bei beiden Themen muss aber zunächst die reale Politik abgewartet werden. Trumps angebliche Sehnsucht nach Frieden steht unter anderem in Widerspruch zu Äußerungen zu Panama-Kanal und Grönland. Die „Rationalgalerie“ prophezeit in diesem Artikel einen „alten Imperialismus in neuen Klamotten“.

Das Ende der „woken“ Ära?

Bei der Rede sollte wohl auch der Eindruck vermittelt werden, Trump stehe einer Mannschaft vor, die es ernst damit meint, die Ära von pseudo-linker „Wokeness“ und überbetonter Identitätspolitik mit einem Paukenschlag zu beenden. Dieser Eindruck könnte durch eine Kombination aus Entschlossenheit einerseits und Opportunismus andererseits auch tatsächlich Realität werden, vielleicht schneller als man denkt.

Es könnte aber auch sein, dass die Trump-Administration auf dem Gebiet der – meiner Meinung nach weniger relevanten – Kulturkämpfe große Aktivität entfaltet, auch um von Untätigkeit bei anderen Themen abzulenken. Mit Bedenken gegenüber der Politik und der ästhetischen Inszenierung Trumps wird nicht die katastrophale Politik der US-Demokraten schöngeredet.

Wie gesagt: Viele Äußerungen Trumps sind befremdlich, und bei vielen seiner Ankündigungen muss die Umsetzung abgewartet werden. Beim für uns in Deutschland sehr wichtigen Thema Ukraine bestehen aber meiner Meinung nach realistische Hoffnungen darauf, dass die Trump-Regierung erheblich konstruktiver agieren wird als die Biden-Administration.

Titelbild: Screenshot / ZDF

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