Dani Parthum: Vermögen ist nicht nur etwas für Reiche oder Männer
Vermögen ist mehr als der Besitz von Geld oder Sachwerten, es hat etwas mit Können zu tun. Das kann verunsichern. Dabei bedeutet Vermögen Sicherheit und Eigenständigkeit. Der erste Schritt dahin? Sich Vermögen zu erlauben
Vermögen ist mehr als der Besitz von Geld oder Sachwerten, es hat etwas mit Können zu tun. Das kann verunsichern. Dabei bedeutet Vermögen Sicherheit und Eigenständigkeit. Der erste Schritt dahin? Sich Vermögen zu erlauben
Es ist schon manchmal verrückt, wie hartnäckig sich Interessen gesteuerte Mythen in unseren Köpfen halten. Gedanken wie: Vermögen ist nur etwas für Reiche. Und: Männer haben Vermögen, Frauen wie ich doch nicht! Oder: So etwas können sich nur andere leisten. Hinter solchen Gedanken steckt nicht Bescheidenheit. Es sind die alten, zähen, durch Gesetze jahrhundertelang zementierten Geschlechternormen, die uns solche Blockaden ins Gehirn gezimmert haben – und die wir über Generationen weitergeben. Immer noch. Eine Ausprägung davon ist die Frauen verachtende Regel, einen Hof an den männlichen Nachkommen zu vererben, selbst wenn dieser kein Händchen für Landwirtschaft hat und dazu ein Nichtsnutz ist. Und die Töchter werden noch nicht einmal finanziell entschädigt, wenn ihnen ihr Erbteil vorenthalten wird.
Ich bin mir sicher, viele Frauen kennen das. Dass ihnen Geld und Vermögen nicht zugetraut werden, dass sie sich mit den „Resten“ bitte schön zufrieden geben sollen, immer hübsch bescheiden, nicht fordernd und stets angepasst. Frauen und Vermögen passt in den Augen vieler nicht zusammen. Und manche Frauen glauben das selbst und erlauben sich deshalb nicht, Vermögen aufzubauen oder für sich einzufordern – sei es in Erbverfahren, um eine Gleichbehandlung mit Brüdern zu erreichen, bei der Scheidung oder in geschäftlichen Beziehungen.
Die zwei Bedeutungen von Vermögen
NL Die WocheMich hat ein Geständnis einer Teilnehmerin meines Vermögenskurses nicht losgelassen. In einem der regelmäßigen Live-Webinare zum Kurs dankte Sie mir. Sie habe angefangen, das Wort Vermögen auszusprechen und es mit sich in Verbindung zu bringen. Vor dem Kurs habe sie sich das überhaupt nicht erlaubt. Jetzt aber merke sie, wie gut ihr das tue, Vermögen in einem Satz mit sich selbst zu denken und zu sagen: Vermögen darf auch ich haben.
Sehen wir uns das Wort „Vermögen“ an, stellen wir zwei Bedeutungen fest: Die greifbare ist der Besitz von Kapital und materiellen Werten. Die subtilere ist die Fähigkeit und das Potenzial eines Menschen, etwas tun zu können und sich etwas zuzutrauen. Vermögen steht auf diese Weise für Besitz und Können und damit für Macht und Stärke, das eigene Leben zu gestalten. Und genau das hat das Familienrecht der Bundesrepublik Deutschland Frauen bis Ende der 1970er-Jahre verboten: das eigene Leben in finanzieller Autonomie selbst zu gestalten.
Vermögen steht für Selbstbestimmtheit
Deshalb: Wie viele Frauen kennen Sie, die offen über ihr Vermögen sprechen? Oder überhaupt offen über Investieren in Geld- und Sachwerte sprechen, die sie sich als Vermögen aufbauen? Die Antwort ist vermutlich wenige bis keine. Es fehlen öffentliche, weibliche Vorbilder mit großen und kleinen Vermögen – und die Finanzwelt mit ihren Codes, kalten Wortungetümen, Kalkulationsmodellen und der ausgrenzenden Fachsprache gibt sich als elitärer Club. Frauen erhalten hier eher keine Einladung – freilich bleiben auch die Männer außen vor, die sich diesen Insignien verweigern.
Haben Sie Vermögen als Frau? Sprechen Sie mit ihren Freundinnen darüber, tauschen Sie sich aus, was Sie umtreibt, wie Sie mit einem Erbe umgehen, fragen Sie die Freundin um Rat und bitten um eine Einschätzung, wenn Sie Zweifel haben.
Wir alle brauchen Vermögen
Fakt ist: Vermögen hat sehr viele positive Aspekte. Und wir alle brauchen Vermögen, manche mehr, andere weniger, um im Alter finanziell nicht auf wackligen Füßen zu stehen. Gerade für Frauen ist es existentiell, gerade für das Alter Vermögen aufzubauen. Frauen leben länger, verdienen im Schnitt weniger Geld und unterbrechen länger ihre Erwerbstätigkeit für Kinder oder die Pflege der Eltern. Das Ergebnis: Es klafft eine riesengroße Rentenlücke. Ohne eigenes Vermögen bleiben Frauen im Alter abhängig – vom Partner, vom Staat oder vom Glück. Und ehrlich: Ich will im Alter nicht jeden Euro umdrehen müssen und darüber nachdenken, was ich mir bis zum Monatsende noch leisten kann.Reich in Rente: So viel Geld müssen 50-Jährige dafür anlegen - Capital.de
Deshalb: Weg mit solchen limitierenden Gedanken. Übergeben wir sie der Vergangenheit, wo sie hingehören. Vermögen steht jeder und jedem zu.
So fangen Sie an
Vermögen aufbauen ist keine Raketenwissenschaft. Es braucht keine komplizierten Finanzprodukte und keine Millionen auf dem Konto. Sie brauchen Wissen, den Willen zu Handeln und einen Plan. Der könnte so aussehen:
- Schaffen Sie sich ein Polster: Fangen Sie mit einem Sicherheitspuffer an. Drei- bis sechsmal die Ausgaben, die für Sie im Monat existentiell sind.
- Investieren Sie in sich: Lernen Sie die Basics der Geldanlage. Aktien, Anleihen, ETFs, Immobilien – das klingt anfangs kompliziert, ist aber ähnlich wie puzzeln: Sie fangen am Rand an und arbeiten sich in die Mitte vor, bis das gesamte Bild steht.
- Fangen Sie klein an: Es muss nicht perfekt sein. Aber starten Sie. Sparen Sie regelmäßig, investieren Sie regelmäßig. Dadurch baut sich Vermögen auf.
Sie dürfen Vermögen haben
Die Vorstellung, Vermögen sei nichts Frauen, ist falsch. Sie dürfen Vermögen haben – und Sie sollten es. Fangen Sie an, diese Gedanken aus Ihrem Kopf zu werfen und ersetzen Sie sie mit neuen: Ich bin finanziell stark. Oder: Frauen wie mir steht Vermögen! Oder: Vermögen ist für Arme. Und: Vermögen kann auch ich mir leisten. Erlauben Sie sich, finanzielle Forderungen zu stellen und Geld mit sich in Verbindung zu bringen. Vermögen zu haben bedeutet Freiheit, Sicherheit, Unabhängigkeit. Und das steht uns allen zu.
Laufzeiten-ETFs: So sichern Sie noch hohe Zinsen - Capital.deMit eigenem Vermögen können Sie Nein sagen – zu einem miesen Job, zu einem respektlosen Partner, zu Entscheidungen, die Ihnen nicht guttun. Vermögen ist nichts, was nur anderen gehört. Es ist auch für Sie da. Sie müssen es sich nur erlauben – und nehmen.
Trauen Sie sich Vermögen zu. Es wird ihr Leben verändern.
What's Your Reaction?