Bitte wählt!

tl;dr: Wählt (am liebsten sozialgesellschaftlich aber vor allem demokratisch aber vor allem überhaupt)! Nur noch knapp zweieinhalb Wochen, dann steht die (vorgezogene) Bundestagswahl 2025 an. Und auch wenn wir alle die ewige Leier nicht mehr […]

Feb 6, 2025 - 18:40
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Bitte wählt!
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tl;dr: Wählt (am liebsten sozialgesellschaftlich aber vor allem demokratisch aber vor allem überhaupt)!

Nur noch knapp zweieinhalb Wochen, dann steht die (vorgezogene) Bundestagswahl 2025 an. Und auch wenn wir alle die ewige Leier nicht mehr hören können, so stimmt sie dieses Mal tatsächlich mehr denn je: Es handelt sich um eine enorm wichtige Wahl, die wegweisend sein kann. Entsprechend möchte auch ich in den Appell einstimmen, dass ihr doch bitte alle von eurem demokratischen Recht Gebrauch macht und wählen geht! Das ist aus mehreren Gründen wichtig. Vor allem möchte ich das bereits heute, mit etwas Vorlauf zum Wahlsonntag, kundtun, damit ihr Zeit habt. Zeit, um Briefwahl zu beantragen sowie vor allem Zeit, euch zu informieren. Das ist bei der diesjährigen Bundestagswahl nämlich tatsächlich wichtiger denn jemals zuvor.

Leere Versprechungen, falsche Fakten & fehlende Konzepte

Dank Ampel-Aus kam der Bundestagswahlkampf schneller als gedacht und jetzt ist er auch noch durchtränkt von Populismus. Ich will hier niemandem „vorschreiben“ oder ansagen, was man doch bitte wählen sollte, aber möchte schlicht dazu auffordern, sich ernsthaft und vor allem objektiv mit den Angeboten der Parteien auseinander zu setzen. Jede einzelne Stimme ist wichtig und entsprechend sollte man diese auch guten Gewissens abgeben können. Wäre doch doof, wenn eine Partei dank eurer Unterstützung einen gewissen politischen Einfluss erreicht und sich im Nachhinein herausstellt, dass man das lieber gelassen hätte, oder?

Wahlprogramme im Vergleich

Idealerweise schaut man sich die Parteiprogramme an. Aber sind wir mal ehrlich: Das ist langweilig und viel Arbeit. Diese haben sich andere aber schon gemacht, so dass man sich die zentralen Vorhaben und Einstellungen der Parteien auch wunderbar im Überblick einholen kann. In schriftlicher Form gibt es das zum Beispiel beim Deutschlandfunk, in Video-Form kann man bereits einige Parteien (andere folgen jeweils noch) bei MrWissen2Go oder DIE DA OBEN! in Kurzform vorgestellt bekommen.

An sich und andere denken

Wichtig ist natürlich vor allem, dass eine Partei zu einem selbst passt und die eigenen Probleme mit Lösungsideen angeht. Darüber hinaus sollte man aber auch nicht die Gesellschaft als solche aus dem Blick verlieren. Nur wenn es dem Land insgesamt gut geht, kann man auch bis auf die Individualebene für einen hohen Lebensstandard sorgen.

Um den persönlichen Fit zu checken, kann man auch zur Bundestagswahl 2025 wieder den Wahl-O-Mat benutzen. Der fragt zu 38 Punkten ab, ob man diesen zustimmt oder nicht, und vergleicht die Antworten mit denen, die die 29 zur Wahl stehenden Parteien abgegeben haben. So kommt man relativ schnell auf eine grobe Richtung, was man direkt vergessen sollte und was man sich nochmal genauer anschauen kann.

Allgemein ist es wichtig, zu verstehen, welche Partei wirklich etwas für welche Bevölkerungsschicht im Sinne hat. Nur weil manche laut von z.B. „Wir machen etwas für Sozialschwache!“ krekelen, heißt das noch lange nicht, dass dem auch wirklich so ist. Das ist dann auch mit entsprechenden Daten belegbar und vorhersehbar, wird aber immer wieder von Wählenden missachtet oder gar im übertragenen Sprech der Partei verdreht. Und so kommt es dann – wie man bereits bei Trump oder auch in Großbritannien hat sehen können – dazu, dass Menschen für Parteien stimmen, die nicht wirklich vorhaben, ihr Leben zu verbessern. Eher im Gegenteil. Da braucht man sich nur anzuschauen, welche Parteien von Reichen Spenden erhalten, um Politik im Sinne der Reichen zu gestalten. Wie da die unteren Bevölkerungsschichten Beifall klatschend in ihr eigenes Unheil einstimmen, zeigt, wie wichtig (politische aber auch generelle) Bildung ist. Lasst euch nicht verarschen, Leute!

Objektiv betrachten

Allgemein gilt: Geh raus aus deiner Bubble. Wirklich jede Person befindet sich in einer eigenen Bubble, was manchmal einen objektiven Blick auf das große Ganze erschwert. Das geht mir genauso. Und gerade im Populismus-lastigen Wahlkampf 2025 ist es nicht immer leicht, eine lautstark und selbstbewusst formulierte Meinung von tatsächlichen Fakten zu unterscheiden. Da werden teilweise bewusst Themen größer gemacht, als sie gesellschaft sind, weil sie einem gerade in die Karten spielen, nur um andere, wesentliche wichtigere Themen, die die Partei aber weniger gut dastehen lassen, auszublenden. Und wenn man sich im ewig gleichen Sprech befindet, kann man dem schon mal verfallen oder meinen, dabei handele es sich bei all der Zustimmung wohl unumstößlich um eine gegebene Wahrheit – obwohl dem nicht immer so sein muss. Entsprechend wichtig ist es, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und weitere Meinungen einzuholen. Wenn du eine Bekannte fragst, was dieser rote Punkt an deinem Zeh sein könnte, und diese „Muss wohl ampotiert werden!“ sagt, greifst du doch auch nicht direkt zum Küchenmesser, sondern holst eine zweite Meinung ein. Und dann am beste eine von einer ausgebildeten Person des medizinischen Bereiches. Entsprechend sollte man auch Statistiken, Einschätzungen und Zusammenfassungen aus überprüften Quellen beziehen.

Denn leider machen sich gefühlt Tag für Tag weitere politische Teilnehmende „unwählbar“. Sei es moralische Flexibilität, der Bruch von Versprechungen, bewusstes Manipulieren durch verdrehte Fakten oder schlichtweg Lügen. Jetzt sollte man nie den Fehler begehen, von einer zur Wahl stehenden Person direkt allumfassend auf eine Partei zu schließen, aber vor allem mit Blick auf die hohe politische Stelle der Bundeskanzlerschaft sollte man sich schon fragen, wen man das eigene Land gerne repräsentieren haben würde. Und letztlich steht eine Partei ja auch für die Person, die man da an gewissen Positionen installiert hat und weiter werkeln lässt.

Briefwahl in Betracht ziehen

Bitte wählt! wahlen-briefwahl_02

An einem vor allem für diesen „September“ erstaunlich kalten Sonntag aus dem Haus zu müssen, kann schon mal nervig sein. Vielleicht ist man noch zu verkatert und müde von der Feierei am Samstagabend, da ist alles vor 18 Uhr schon eine harte Herausforderung. Schon klar. Und sowas kann man ja auch schlicht mal vergessen (ist ja nur die Zukunft des Landes sowie vor allem von einem selbst…). Aber solche Ausreden will ich nicht hören! Dafür gibt es nämlich die Briefwahl. Die ist super und lässt euch euren Sonntag so planen, wie ihr wollt. Den Wahlzettel solltet ihr bereits erhalten haben, darauf steht auch, wie ihr die Briefwahlunterlagen anfordern könnt. Habt ihr dann kurze Zeit später im Briefkasten und könnt ihr dann einfach wieder wegschicken oder im Wahlamt abgeben.

Eine Übersicht zu den Wahlmöglichkeiten findet ihr auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung.

Meine persönliche Einschätzung

Ich will wie gesagt niemandem ein bestimmtes Kreuzchen aufschwatzen, sondern mit diesem Beitrag vor allem Bewusstsein für die anstehende Wahl sowie die Notwendigkeit einer vorläufigen Informierung schaffen. Wer will, dass es dabei bleibt, hört an dieser Stelle auf, den Beitrag zu lesen. Wen dennoch meine persönliche Einschätzung interessiert, kann dieser dem Folgenden entnehmen. Dabei handelt es sich um meine subjektive Sichtweise. Wenn deine anderes aussehen sollte, respektiere ich das, genauso, wie ich wünsche, dass du die meine respektierst. Mögliche Kommentare, die dem nicht entsprechend (und z.B. Anfeindungen oder bewusste Streuung von Fehlinformationen beinhalten) werden ausgeblendet und bei strafgesetzlicher Relevanz entsprechend dokumentiert und weitergeleitet. (Dass man so etwas heutzutage schreiben und machen muss, zeigt, welch traurige Entwicklung der Diskurs genommen hat…)

Wer den Blog eine Weile verfolgt, dürfte – hoffentlich – in etwa wissen, in welche Richtung es bei mir gehen wird. Fest steht: Eine Wahl abseits des demokratischen Spektrums wird es für mich niemals geben. Eine Partei wie die AfD, die erwiesene rechtsextreme Strömungen sowie teils menschen- und demokratiefeindliche Gesinnungen in sich trägt und kurz vor einem Verbotsverfahren steht, sollte in keinster Weise eine „Alternative“ darstellen. Ich kann nach all den Jahren GroKo-Stagnierung und einer brüchigen Ampel-Regierung jeglichen Trotz komplett verstehen, aber wer den Großparteien einen Denkzettel verpassen möchte, findet unter den 29(!) zur Wahl stehenden Parteien sicherlich auch andere. Oder notfalls enthält man sich halt wirklich mal. Alles ist besser als eine Stimme für die AfD.

Ansonsten tun es einem die etablierten Parteien leider alle nicht so leicht. Die FDP hat sich durch die Ampel-Blockierung und letztlich geplante Aufbrechung unwählbar gemacht, vor allem handelt es sich lediglich um Finanz-fixierte Eliten-Förderung. Die CDU/CSU hätte ein solides Votum der Mitte sein können, bewegt sich aber immer weiter nach Rechts, um sich AfD-Wählenden anzubiedern, was extrem gefährliche Tendenzen mit sich bringt. Einen Merz, den ich zunächst noch als wenig charismatischen Stromberg-Verschnitt belächelt hatte, halte ich aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Wochen keineswegs geeignet für das Amt und als peinlichen bis riskanten Vertreter Deutschlands. Ich habe und hätte nie die CDU gewählt, aber es ist traurig, dass eine einst zumindest für eine Wahl in Betracht zu ziehende letzte große Volkspartei derart ihr Profil verändert. So stellen CDU, FDP (und halt auch die AfD) nunmehr nur noch absolute Reichen-Politik dar, die kleine Menschen klein halten und auf deren Unkosten hin einem alten Status hinterhergeiern wollen. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch eine Politik, die Entwicklungspotenziale blockiert und dem langfristigen Status des Landes schadet. Streng genommen nicht nur des Landes, sondern auch der Welt, wenn wir mal auf das im Wahlkampf viel zu vernachlässigte Thema Klimawandel blicken…

Dann wäre da noch diese einst andere große Volkspartei, die SPD. Die Strategie des passiven Wahlkampfes kotzt mich nur noch an. An sich haben die einige gute Dinge im Zuge der Ampel-Regierung umsetzen können und stehen auch im Wahlprogramm in vielen Punkten gut da, aber das bekommt man einfach nicht kommuniziert. Ein Trauerspiel. Dass man Deutschlands beliebtesten Politiker dann auch noch als Kanzlerkandidat missachtet, setzt dem Ganzen die Krone auf. Was hätte das jetzt für ein Momentum haben können… Die Linke macht das, was die SPD einst ausgemacht hat: Sie setzt ordentlich Kontra gegen das, was die CDU/CDU/AfD da zuletzt veranstaltet hat. Aber ihr Programm ist mir teilweise zu extrem, zu unausgereift und nimmt vielleicht zu große Opfer in Kauf, um möglichst schnell möglichst vielen zu helfen. Als Mitregierungspartei, gerne, als Bundestagspartei unbedingt, aber ansonsten – schwierig. Und dann blieben da noch die Grünen. Vor 10 oder mehr Jahren hätte ich wohl nie gedacht, die mal ernsthaft in Betracht zu ziehen. Mittlerweile ist das aber mehr als die oft aus rechteren Lagern zitierte „Ideoligieversessenheit“ und vor allem alles andere als „linksradikal“. Mittlerweile wird ja in der populistischen Manipulation so ziemlich alles als „linksradikal“ eingestuft, was sich links-mittig oder gar mittig und somit schlichtweg nicht rechts einsortiert. Aber wie so oft in unserer heutigen (schrecklichen) Diskussionskultur gibt es nur noch Extreme, nur noch Schwarz und Weiß ohne Grautöne. Da muss man einen differenzierten Blick wahren.

Jedenfalls scheinen die Grünen am ehesten auf die Probleme unserer Zeit und vor allem des Großteiles der Bevölkerung einzugehen und mit Habeck hat man den geeignetsten Kandidaten für das Kanzleramt. Die Partei zeigt sich in diesem von Populismus nur so triefenden Wahlkampf als eine der wenigen, die mit Inhalten statt Diffamierung kämpfen möchte. Ich fürchte zwar leider, dass das nicht zu ganz Großem reicht, aber meine Stimme dürften sie bekommen. Zumindest, solange ich nicht in irgendwelche Gedankenspiele verfalle, ggf. taktisch zu wählen (z.B., damit Die Linke noch die 5-Prozent-Hürde schafft oder die SPD doch noch ein Überraschungs-Revival hinbekäme).

Leider ist es keine leichte Wahl. Und man sollte sie sich auch nicht leicht machen. Hat man früher problemlos einen von zwei Großen aus Überzeugung gewählt, hat man dieses Mal eine deutlich größere Auswahl und vor allem noch weniger Ahnung, in welche Richtung sich das dann letztlich entwickeln kann. Die Umfragen besagen nichts wirklich Prickelndes, aber noch ist nichts entschieden. Und auch die nächsten Jahre werden wir alle irgendwie überstehen, klar. Aber informiert euch bitte vorher, ob ihr mit dem, das daraus folgt, auch wirklich leben könnt, im Wissen, dass eure Stimme mitverantwortlich war.

Das war mein (langes) Wort zum Sonntag, den 23. Februar 2025.

Die Bildmotive stammen von Mika Baumeister & Glenn Carstens-Peters (Unsplash).