Turbulenzen an der Oberfläche: Wie sich unsere Haut mit dem Alter verändert
Probleme mit der Haut sind weit verbreitet, besonders, wenn wir älter werden. Doch zum Glück wird auch nicht alles schlechter. Ein Experte spricht über Probleme und Lösungen.
Probleme mit der Haut sind weit verbreitet, besonders, wenn wir älter werden. Doch zum Glück wird auch nicht alles schlechter. Ein Experte spricht über Probleme und Lösungen.
Wie verändert sich die Haut in den Wechseljahren?
Generell verliert unser größtes Organ im Laufe des Lebens langsam an Stärke und Elastizität. Die Aktivität der Talgdrüsen und die natürliche Fettproduktion lassen nach. Dadurch wird die Haut insgesamt sensibler, verletzlicher und trockener. Verantwortlich dafür ist auch das Absinken des Östrogenspiegels. Die Unterhaut, die sogenannte Dermis, wird weniger durchblutet. Es kommt zu einer schlechteren Versorgung der Oberhaut, der Epidermis, mit Nährstoffen. "Ein Teil der Hautalterung ist daher normal genetisch bedingt", sagt Dr. Peter Weisenseel, Hautarzt am Dermatologikum Hamburg. Dazu kommen viele weitere Faktoren unseres Lebens – zum Beispiel wie oft und lange man sich der Sonne aussetzt, aber auch Nikotin- und Alkoholkonsum, zu wenig Schlaf, zu viel Stress, die falsche Hautpflege, das Ernährungsverhalten und die Einnahme von bestimmten Medikamenten.
Jede Fünfte gibt an, unter sensibler oder trockener Haut zu leiden. Verstärkt sich dieses Problem?
Ja, denn die Hormonveränderungen machen bei beiden Hauttypen die oberste Haut noch trockener und durchlässiger für äußere Reize. Während empfindliche Haut eher eine Veranlagung ist und mit Unverträglichkeiten reagiert, ist trockene Haut oft eine Folge des Älterwerdens. Der Wasserverlust durch die Oberhaut ist erhöht. Frauen nach der Menopause sind häufiger und stärker betroffen.
Sensible Haut reagiert noch schneller als trockene Haut auf äußere Faktoren. Das kann die Ausbildung von Kontaktallergien, zum Beispiel auf Duft- oder Konservierungsstoffe, erhöhen. Besteht bereits vor der Menopause eine sehr sensible Haut, kann diese also in den Wechseljahren noch empfindlicher werden.
Dann gibt es sicher auch Auswirkungen auf typische Hauterkrankungen wie Rosazea und Co.?
"Bei Rosazea gebe ich dazu ein klares Nein!", sagt Dermatologe Weisenseel. Grundsätzlich handelt es sich dabei um eine familiäre beziehungsweise anlagebedingte, chronische Hauterkrankung im Gesicht, die bei Frauen meist zwischen dem 25. und dem 40. Lebensjahr auftritt – also deutlich vor den Wechseljahren. "Einen direkten Zusammenhang mit Hormonen sehe ich nicht. Entscheidender sind ein heller Hauttyp und die genetische Veranlagung. Eine Ausnahme gibt es allerdings: Die in den Wechseljahren typischen Hitzewallungen können die Rötungen der Rosazea im Gesicht verstärken." Nach dem Ende der Wechseljahre, also ab etwa 65, tritt Rosazea nur noch ausgesprochen selten auf und hat mit der nachlassenden Aktivität des Immunsystems zu tun.
Auch eine Psoriasis, also eine Schuppenflechte, beginnt meist vor dem 40. Lebensjahr. Häufig gibt es einen genetischen Hintergrund, die Psoriasis liegt also in der Familie. Neuerkrankungen treten zusätzlich in höherer Zahl noch einmal ab dem fünften Lebensjahrzehnt auf. "Ich muss aber ganz klar darauf hinweisen, dass es hier keinen wissenschaftlichen Zusammenhang mit Hormonen oder den Wechseljahren gibt, sondern eher mit Medikamenten, Lebenskrisen und Infektionen", so der Experte.
Neurodermitis kann sich ebenfalls erst in der zweiten Lebenshälfte ausbilden, allerdings betrifft das nur wenige. "Meistens sind es Seniorinnen – weit jenseits der Wechseljahre", so Hautarzt Weisenseel. "Hier können Faktoren wie Trockenheit und der nachlassende Säureschutzmantel durch den Hormonmangel durchaus eine Rolle spielen."
Als chronisch-entzündliche Erkrankung tritt Neurodermitis in den meisten Fällen allerdings bereits in der frühen Kindheit auf. Um die zehn Prozent aller Kleinkinder leidet daran, aber glücklicherweise nur noch etwa zwei Prozent der Erwachsenen. Bei vielen verliert sich das Problem also mit zunehmendem Alter.
Sind Hautunreinheiten oder Akne in den Wechseljahren nicht ein Widerspruch zum Östrogenabfall?
Nein, denn das Austrocknen der obersten Hautschicht kann zu Verhornungsstörungen führen, da die Enzyme in der Hornschicht nicht mehr ausreichend arbeiten. Ist die Talgproduktion weiterhin aktiv, kommt es deshalb zu Unreinheiten.
Auch Hormonschwankungen können eine Rolle spielen. Der Hautarzt unterscheidet: "Sind die Hautunreinheiten nur zeitweise vorhanden und dann relativ stark, ist eventuell ein hormonelles Ungleichgewicht die Ursache. Sind die Unreinheiten ständig zu sehen, liegt eher eine Verhornungsstörung vor."
Gibt es auch Dinge, die im Alter besser werden?
Ja, für Frauen mit Reibeisenhaut gibt es gute Nachrichten, so der Dermatologe: "Diese Störung, bei der abgestorbene Zellen von der obersten Hautschicht abschilfern und die Öffnungen der Haarfollikel an den Oberarmen oder Oberschenkeln verstopfen, ist eine der wenigen Hautprobleme, die im Laufe des Lebens besser werden und meist mit den Wechseljahren völlig verschwinden."
Und was ist mit Altersflecken?
In der Regel handelt es sich dabei um gutartige Ablagerungendes Pigments Melanin an Stellen, die im Laufe des Lebens häufig Sonnenstrahlen ausgesetzt waren, also zum Beispiel auf dem Gesicht, den Handrücken und dem Dekolleté. Da die Pigmentierung auch hormonell beeinflusst wird, können die ungeliebten dunklen Flecken in den Wechseljahren mehr oder dunkler werden.
"Am besten ist es natürlich, diese Flecken zu vermeiden, indem man sich so wenig wie möglich der direkten Sonne aussetzt und trotzdem täglich Sonnenschutz aufträgt, am besten inklusive Schutz im Blaulicht-Bereich", so Dermatologe Dr. Peter Weisenseel. "Denn unsere pigmentbildenden Zellen produzieren nicht nur durch UV-Reize Melanin, sondern auch durch ein durchsichtiges, hochenergetisches blaues Licht, HEV (high-energy visible) genannt, das an das UV-Spektrum angrenzt, und im Verdacht steht, Hyperpigmentierungen, Sonnenallergien und eine vorzeitige Hautalterung zu begünstigen."
Wichtig: Aus Altersflecken entsteht in der Regel kein Hautkrebs. Trotzdem sollten sehr dunkle und große Flecken genau untersucht werden. Denn auch wenn das Hautkrebsrisiko durch die Wechseljahre per se nicht erhöht wird, steigt es insgesamt mit dem Alter