TikTok schon wieder zurück: Trump lässt sich feiern und fordert Joint Venture

In den USA ist TikTok nach dem Start des Banns schon wieder aktiv – und verstößt damit gegen das Gesetz. Als Retter der App lässt sich US-Präsident Donald Trump feiern. Auf neue Downloads muss die App womöglich aber noch warten, genauso wie auf eine echte Klärung der eigenen Zukunft.

Jan 20, 2025 - 10:35
TikTok schon wieder zurück: Trump lässt sich feiern und fordert Joint Venture

As of today, TikTok is back!

Mit diesen Worten inszenierte der designierte US-Präsident Donald Trump die Rückkehr der populären Entertainment App in den USA als triumphalen Erfolg seiner selbst. Jubel schlug ihm bei einer Vorabveranstaltung zu seiner Amtseinführung am 20. Januar entgegen, als er verkündete, dass die User in den Vereinigten Staaten kurz nach der Abschaltung der App aufgrund eines gesetzlich angeordneten – und vom Supreme Court erst kürzlich bestätigten – Banns wieder auf TikTok zugreifen können. Dabei ist Trump selbst mitverantwortlich dafür, dass der App überhaupt schon wieder das Aus in den USA drohte – und noch immer droht. Denn noch ist die Zukunft TikToks nicht geklärt.

Donald Trump schlägt ein Joint Venture vor und betont, dass die USA selbst TikToks Operationen genehmigen müssen. Diese verstoßen aktuell gegen das von Joe Biden unterzeichnete Gesetz. Doch TikTok erklärt in einem offiziellen Statement, man habe von Trump Versicherungen erhalten, um den Dienst ohne Konsequenzen wieder aufzunehmen.

[…] It’s a strong stand for the First Amendment and against arbitrary censorship. We will work with President Trump on a long-term solution that keeps TikTok in the United States.

Gerade der Zusatz zeigt, dass ein Fortbestehen der App in den USA nur mit Trumps Zustimmung möglich sein dürfte; also zu Trumps Konditionen. Dass das Statement auf X veröffentlicht wurde, könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass die Plattformen künftig näher zusammenrücken. Derweil dürften sich Millionen User und Unternehmen über die Kurzlebigkeit von TikToks US Shutdown freuen. Probleme gibt es aber weiterhin, etwa im Kontext der Downloads.


Geht TikTok jetzt an Elon Musk?

Zwischen „reiner Fiktion“ und X-Kontrolle über Entertainment App

Elon Musk vor Smartphone mit TikTok App, gelber Stern auf rotem Grund dahinter
© Solen Feyissa – Unsplash, Duncan.Hull (eigenes Werk) – Wikipedia.de, CC BY-SA 3.0 (Änderungen wurden vorgenommen via Canva)


Wie es jetzt mit TikTok in den USA weitergeht

Am 19. Januar musste TikTok den Dienst in den USA einstellen. Schon im Frühjahr 2024 hatte US-Präsident Joe Biden ein Gesetz unterschrieben, das einen Verkauf des US-Geschäfts der ByteDance App oder einen Shutdown vorsah. Daraufhin erklärte ByteDance, man wolle nicht verkaufen, schon gar nicht den eigenen Algorithmus, und setzte die App lieber komplett aus. Nachdem der Supreme Court im Anschluss an eine letzte Anhörung am 10. Januar nicht mehr interveniert und das Gesetz Bestand gehabt hatte, setzte TikTok am vergangenen Sonntag den Dienst in den USA aus. Das traf Millionen von Usern und Unternehmen hart, die die App gern nutzen und teilweise sogar ihr Business darauf aufgebaut haben. In den USA steht, anders als in der EU, auch der TikTok Shop als Commerce-Option bereit.

In einem Video erklärte TikTok CEO Shou Zi Chew, man sei mit der Entscheidung nicht einverstanden und tue alles, um die App als Kreativitäts- und Business-Plattform aufrechtzuerhalten.

@tiktok

Our response to the Supreme Court decision. ♬ original sound – TikTok

Nicht einmal 24 Stunden nach dem Start des gesetzlich angeordneten Banns begann TikTok allerdings damit, den Dienst wieder einzusetzen – mit Unterstützung der Trump-Regierung, die erst am 20. Januar ins Amt eingeführt wird. Dank der Zusicherungen der neuen US-Führung kam man mit den Service Providern, allen voran Oracle, überein, TikTok wieder zu aktivieren. Allerdings sind die Downloads via App Store und Play Store in den USA vorerst noch nicht wieder möglich. Google und Apple dürften aktuell noch Strafen fürchten, sollten sie gegen das Gesetz verstoßen und die Apps wieder anbieten. Alex Heath von The Verge berichtet darüber auf Threads.

Auf Threads ansehen

Joint Veture mit US-Fokus im Blick

Die Wiedereinführung von TikTok erfreut die Creator Economy, ist aber bislang nur eine Kompromisslösung. Donald Trump hatte schon im Vorwege des Bannstarts erklärt, eine politische Lösung finden zu wollen. Kürzlich gab er an, TikTok in den USA operieren zu lassen, sofern es ein Joint Venture gebe. Nur dann sei es erlaubt. Demnach strebt der neue US-Präsident weiterhin eine Verbindung des US-Geschäfts von TikTok mit einem US-Unternehmen an, die USA sollen als leitende Instanz darüber stehen – mit einer Gewinnbeteiligung von 50 Prozent, wenn es nach Trump geht. Das geht aus seiner Rede hervor, die CNN im Video teilt.

Womöglich kann Trump eine Fristverlängerung für einen Verkauf erwirken, die sich zum Beispiel auf 60 oder 90 Tage erstrecken kann. Doch was kommt dann. Einige neue Optionen stehen im Raum. Und der TikTok CEO wird bei der Amtseinführung von Trump erwartet, vielleicht auch für ein Gespräch am Rande.


TikToks Vorbereitung auf US-Ende am Sonntag:

CEO bei Trumps Amtseinführung?

TikTok Office in Los Angeles
© ByteDance


Wieder am Anfang?

In den kommenden Wochen dürfte TikTok in den Vereinigten Staaten also mehr oder weniger uneingeschränkt wieder operieren. Eventuell dürften mit Trumps Schutz auch die Downloads wieder ermöglicht werden. Dann geht die Verkaufsbesprechung aber wieder von vorn los. ByteDance möchte das US-Geschäft TikToks nicht verkaufen, wird womöglich aber dazu gezwungen sein. Diese Voraussetzungen schuf Donald Trump bereits 2020, in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident. Viele, die seinen Einsatz für das Fortbestehen der App derzeit feiern, haben möglicherweise vergessen, dass er selbst maßgeblich daran beteiligt war, TikTok grundsätzlich die Operationsberechtigung in den USA abzusprechen, die mit Bedenken in Bezug auf den Datenschutz der US User zusammenhängt. Eine Datenweitergabe an die chinesische US-Regierung dementiert ByteDance. Zudem werden US-User-Daten längst in den USA verwaltet.

Lenkt ByteDance ein und stimmt einem Verkauf zu, könnte dieser zu einer abgespeckten Version von TikTok in den USA führen. Der in China entwickelte Algorithmus ist dem Konzern heilig, soll auf jeden Fall gehalten werden. Ein Verkauf würde indes viele Interessent:innen locken, doch auch viel Kapital erfordern. So wurde bereits Multimilliardär und X-Eigner Elon Musk erwähnt. Er könnte, vor allem als Trump-Verbündeter, TikTok mit seiner Plattform X verbinden. Diese Verbindung käme einem Joint Venture, wie Trump es erwähnte, besonders nah. Musk erklärte in einem Post auch, er sei immer gegen einen Bann TikToks gewesen, da er die Freedom of Speech nicht einschränken wolle, fordere aber auch, dass China X zulasse. X hat gerade einen Video-Tab, der eine Experience à la TikTok ermöglicht, eingeführt.

Weitere Optionen zum Verkauf

Auch der Multimillionär und größte YouTuber der Welt, MrBeast, deutete in Posts an, dass er mit Milliardär:innen über den Kauf von TikToks US-Geschäft gesprochen habe.