Forscher bitten um Mithilfe: Fleischfressende Würmer erstmals in Deutschland entdeckt
Mehrere tropische Wurmarten wurden schon in Deutschland entdeckt. Nun eine weitere: Caenoplana variegata. Forschende warnen, sie könnte die Bodenfruchtbarkeit gefährden
Mehrere tropische Wurmarten wurden schon in Deutschland entdeckt. Nun eine weitere: Caenoplana variegata. Forschende warnen, sie könnte die Bodenfruchtbarkeit gefährden
Kleinenbroich ist als Wahlheimat tierischer Exoten bislang kaum in Erscheinung getreten. 2023 hat sich das geändert. In diesem Jahr tauchte in einem Garten in der Ortschaft nahe dem nordrhein-westfälischen Mönchengladbach – erstmals in Deutschland – ein sehr besonderer Wurm auf. Caenoplana variegata ist bis zu 20 Zentimeter lang, trägt eine charakteristische gelbe Linie auf dem Rücken, sondert giftigen Schleim ab – und frisst Fleisch. Darunter Regenwürmer, Schnecken und Kellerasseln.
Der Wurm gehört zu den sogenannten Landplanarien und stammt ursprünglich aus Australien. Natürliche Fressfeinde hat Caenoplana wegen des giftigen Schleims kaum. Und offenbar gelingt es dem tropischen Wurm, in Gewächshäusern mitteleuropäische Winter zu überstehen. Wie andere Planarien auch ist der Wurm erstaunlich regenerationsfreudig. Eine Teilung in zwei Hälften überlebt das Tier nicht nur – es bilden sich zwei neue Individuen.Sumpfkrebse
Nicht auszuschließen ist, dass die Tiere, sollten sie sich massenhaft ausbreiten, das ökologische Gleichgewicht im Boden – und damit die Bodenfruchtbarkeit – stören, schreiben Forschende in einer aktuellen Studie.
Nutzen die Würmer Vögel zu ihrer Verbreitung?
Wie Caenoplana nach Deutschland gelangt ist, ist bislang unklar. Wie die Forschenden berichten, wurde in Österreich ein Wurm auf einem Wellensittich entdeckt. Es sei nicht auszuschließen, dass die Würmer Vögel aktiv zu ihrer Ausbreitung nutzen. Der wichtigste Verbreitungsfaktor scheint jedoch der Gartenhandel zu sein. Schweizer Behörden raten, Töpfe und Gartenpflanzen aus Gartencentern und Baumärkten auf Landplanarien zu untersuchen. Vor allem die Unter- und Innenseiten von Töpfen.GEO+ fremde Arten Bildergalerie
Wer fündig wird, kann seine Sichtung mit Foto und Angabe des Fundortes unter der E-Mail-Adresse landplanarien@snsb.de an die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) melden. Die Forschenden versuchen dort und am Haus des Meeres in Wien, mehr über die Verbreitung der Art herauszufinden.
"Bisher ist leider nur sehr wenig über die eingeschleppten Landplanarien in Deutschland bekannt", sagt Dr. Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München, Erstautor der aktuellen Studie. In den westlichen Nachbarländern Frankreich, Niederlande und Belgien hätten Citizen-Science-Projekte zu einem viel besseren Wissensstand geführt.
Caenoplana ist nicht die erste und nicht die einzige nach Deutschland eingeschleppte Art von Landplanarien: Bis 2022 waren hierzulande schon drei Arten von sogenannten gebietsfremden Landplanarien nachgewiesen. Inzwischen hat sich ihre Zahl verdreifacht. Europaweit wurden in den vergangenen Jahrzehnten sogar mindestens 25 nicht heimische Arten entdeckt.